Photovoltaik: Wo international die Sonne für Investoren scheint

18.11.2021

Finanz-Analytiker und Unternehmensberater Haimo Wassmer, Wassmer Wealth Management - WWM / Foto: © Haimo Wassmer

Die Sonne ist ein unerschöpflicher Energielieferant mit einer unvorstellbaren Kraft. Für langfristig und ökologisch orientierte Investoren lohnen sich diese Investments durch umweltfreundliche, stabile Erträge und interessante Steuervergünstigungen. Gerade durch internationale Engagements kann breit gestreut werden.

Dass der Klimawandel eine der größten Gefahren für die positive ökologische und ökonomische Entwicklung darstellt, ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannte Tatsache. Ebenso ist es „common sense“, dass ohne eine schnelle Energiewende dieser Kampf nicht zu gewinnen ist. Daher gewinnt die Photovoltaik immer mehr an Bedeutung, Tendenz steigend. Das zeigen die Marktdaten.

Die Erzeugungskapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien sind 2020 so schnell gewachsen wie seit 1999 nicht mehr. Das schreibt die Internationale Energieagentur IEA in ihrem „Renewable Energy Market Update 2021“. In Zahlen betrug das Wachstum 280 Gigawatt beziehungsweise 45 %. „Wind- und Solarenergie geben uns mehr Gründe, optimistisch zu sein, was unsere Klimaziele angeht, da sie einen Rekord nach dem anderen brechen. Im vergangenen Jahr machte der Zuwachs an erneuerbaren Kapazitäten 90 % des gesamten globalen Stromsektors aus“, kommentiert Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA diesen Boom für Erneuerbare Energien laut Solarserver.de.

Hohes Wachstumstempo wird zur neuen Normalität

Weiterhin heißt es in dem Artikel: Nach Einschätzung der IEA wird sich der Wachstumsschub auch nach der Corona-Pandemie fortsetzen. Für die USA und Europa rechnet die IEA damit, dass das Wachstum die bisherigen Prognosen noch übertreffen wird. In China dagegen gab es 2020 einen solchen Schub, dass es im Vergleich in den Folgejahren zu einer vorübergehenden Verlangsamung kommen werde. Die IEA rechnet damit, dass das hohe Wachstumstempo zur neuen Normalität wird. Für 2021 prognostiziert der Report einen Zubau der Kapazitäten um etwa 270 Gigawatt, für 2022 fast 280 Gigawatt. Diese Zahlen liegen gut 25 % höher als die Schätzungen aus dem November 2020. Die IEA erwartet zudem weitere Rekorde von der Photovoltaik. Deren Zubau werde bis 2022 wohl 160 Gigawatt überschreiten. Das wäre 50 % mehr als vor der Pandemie und würde die neue, tonangebende Position der Solarenergie auf den globalen Strommärkten bestätigen.

Photovoltaik wichtig für langfristig und ökologisch orientierte Anleger

Auch für Deutschland gilt: Die Photovoltaik-Neuinstallationen steigen 2021 kräftig. Das geht aus einer Prognose von EUPD Research hervor. Laut der Prognose werde das Volumen um 23 % auf sechs Gigawatt steigen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum hat der Ausbau der Photovoltaik von Januar bis Juli 2021 bereits deutlich angezogen. Insgesamt wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 in Deutschland fast 119.000 PV-Anlagen mit einer Leistung von 3.399 Megawatt neu in Betrieb genommen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das in Bezug auf die Leistung einem Wachstum von 16,5 %.

Daher bietet sich Photovoltaik auch für langfristig und ökologisch orientierte Anleger an. Neu errichtete Anlagen erwirtschaften eine Einspeisevergütung je nach Größe von aktuell bis zu 7,5 Cent pro Kilowattstunde. Werden neu errichtete PV-Anlagen als sogenannte „Überschuss-Einspeiser“ (Stromverkauf vor Ort und Resteinspeisung in das öffentliche Netz) konzipiert, lassen sich die Erlöse auf über zehn Cent pro Kilowattstunde steigern. Insbesondere aufgrund der stark gesunkenen Preise für PV-Module sind dann gute Renditen zwischen fünf und neun Prozent (nach Kosten!) möglich. Auf diese Weise lässt sich also ein interessantes laufendes Einkommen über die Sonnenenergie generieren.

Weltweiter Investmentansatz besonders interessant

Dabei beteiligt sich der Staat auch noch steuerlich an der Errichtung von Investment-Photovoltaikanlagen. Durch Investitionsabzugsbetrag (IAB), Sonderabschreibung und die kürzlich wieder eingeführte degressive Abschreibung für 2020 und 2021 können hohe Beträge von der Steuer abgesetzt und spürbare Steuerrückerstattungen erwirkt werden. Bis zu 100 % der Investitionssumme können steuerlich geltend gemacht werden, ein großer Teil davon auch rückwirkend. Je nach Gestaltung des Investments werden in den ersten beiden Jahren 70 % der Investitionssumme als gewinnmindernd anerkannt.

Dabei ist ein weltweiter Investmentansatz besonders interessant. Denn auch wenn Deutschland eine gewisse Dynamik bei der PV-Installation aufweist, stehen andere Länder wesentlich stärker im Fokus. Dazu gehört beispielsweise Indien. Derzeit entwickelt sich Indien zum größten Markt für Grünstromtechnologien. Jeder siebte Dollar, der weltweit für Solar- und Windkraftanlagen sowie Batterien ausgegeben wird, wird im Jahr 2040 in Indien investiert, schätzt die IEA. Auch in China entwickelt sich der Markt rasant. Der soll der Zubau bei der Photovoltaik von 253,69 Gigawatt im Jahr 2020 auf 890,31 Gigawatt im Jahr 2030 wachsen.

Der indische Solarpark Bhadla ist der größte der Welt

Zählten zuletzt noch Photovoltaik-Projekte mit einer Gesamtkapazität von einigen 100 Megawatt zu den weltweit größten Solarparks, so legen aktuelle Solarprojekte in Indien, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten die Messlatte mittlerweile deutlich höher an. Der indische Solarpark Bhadla beispielsweise ist Stand 2021 der größte Solarpark der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von 56,66 Quadratkilometer. Er befindet sich im Distrikt Jodhpur des Bundesstaates Rajasthan im Nordwesten Indiens und hat eine installierte Leistung von 2245 Megawatt.

Daher ist es aufgrund dieser Ausbaudynamik wichtig, dass Anleger nicht dem Risiko der sogenannten „home bias“ aufsitzen, also nur rund um den eigenen Kirchturm investieren. International bestehen große Chancen, von dem hohen Wachstum zu profitieren und sich dadurch beispielsweise gerade in den Ländern zu engagieren, die über einen extrem hohen Energiebedarf für wachsende Wirtschaft und Bevölkerung verfügen. Das lässt sich zum Beispiel auch durch Beteiligungen an (offenen und geschlossenen) Fonds bewerkstelligen. Das sorgt für die immer dringend benötigte Streuung des Vermögens und ermöglicht Erträge aus verschiedenen Destinationen.

Gastbeitrag von Finanz-Analytiker und Unternehmensberater Haimo Wassmer, Wassmer Wealth Management - WWM, Bochum