Pflege-Bahr kann zum Desaster werden
04.12.2013
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Der Pflege-Bahr sollte eigentlich ein politischer Geniestreich werden. Eine staatlich geförderte Pflegeversicherung für Jedermann – und das zu kleinem Preis. Doch jetzt schlägt das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) Alarm.
(fw/hwt) Es hat bei genauer Analyse eine Reihe an massiven Schwachstellen entdeckt. „Im schlimmsten Fall könnten diese sogar zu Beraterhaftung führen. Das Dilemma: Pflege-Bahr rechnet sich gegenwärtig nahezu ausschließlich für ältere Menschen und Personen, die in absehbarer Zeit pflegebedürftig werden" sagt der Geschäftsführer des Instituts Prof. Michael Hauer. Für jüngere Menschen unter 50 könne der Pflege-Bahr gar zu einem Draufzahlgeschäft werden. Schließe ein 30-Jähriger eine solche Police ab, liege sein monatlicher Eigenbeitrag bei 5 % jährlicher Beitragssteigerung in 30 Jahren bei 60 Euro und in 40 Jahren bereits bei über 100 Euro. Im schlimmsten Fall könne die Leistung aus Pflegestufe 0 oder 1 je nach Versicherer sogar unter dem Monatsbeitrag liegen. Denn der müsse auch im Pflegefall weitergezahlt werden. Für Pflegestufe 0 gelte für fast alle untersuchten Tarife, dass der Beitrag etwa ab dem 70. Lebensjahr höer sei als das ausgezahlte Pfle-gegeld. Und war unabhängig vom Eintrittsalter. Dazu Hauer: „Geht man davon aus, dass die Beiträge jährlich im Schnitt um 5 % steigen, dann zahlt der Pflegebedürftige im Leistungsfall einen höheren Beitrag als er an Rentenleistung erhält."
Es käme aber noch schlimmer. Auch die Gesunden würden ihren Vertrag kündigen, wenn sie mitbekämen, dass der Beitrag höher ist als die zu erwartende Leistung. Man also jahrelang umsonst gezahlt habe. Hinzu kommt eine in der Zukunft zu erwartende deutliche Beitragserhöhung. Denn beim Pflege-Bahr fällt keine Gesundheitsprüfung an. Das dürfte die Kosten explodieren lassen. Eine Lösung könnte es laut IVFP sein, die Pflegestufen 0 und 1 mit ihren geringen Leistungen aus dem Konstrukt zu entfernen. Oder eine Gesundheitsprüfung einzuführen.