Optimismus hat noch Oberhand
11.01.2017
Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger
Die ersten Konjunkturnachrichten zu Beginn des Jahres trugen allesamt den Stempel „Positiv“. Ob Asien, Europa und vor allem die USA, allerorten scheint sich die Wirtschaft auf stabilem Wachstumspfad zu befinden. Zumindest in den für die Weltwirtschaft relevanten Regionen. Anders sieht es in einigen Regionen aus, die mit Sonderthemen zu kämpfen haben. So zum Beispiel in der Türkei, in der der designierte absolut alleinige Staatschef Erdogan dafür sorgt, dass internationale Investitionen in die türkische Wirtschaft und die Touristenzahlen, die einen nicht unerheblichen Teil der türkischen Wirtschaftsleistung erbringen, gegen null tendieren. Schon wird über eine Finanzkrise in diesem eigentlich wichtigen Schwellenland spekuliert. Die meisten Investoren ignorieren diese Entwicklung jedoch, weil sie eben mit dem Sonderthema Politik verbunden wird. Ein zweites Beispiel stellt Mexiko dar, das zunehmend durch die eigentümlichen Twitter-Aktivitäten des in Kürze zu vereidigenden 45. US-Präsidenten zu leiden hat. Einige geplante Investitionen in Fabrikstandorte sind aufgrund der besagten Twitter-Aktivitäten bereits abgesagt worden. Die protektionistischen Maßnahmen, sofern sie wirklich umgesetzt werden, würden mittel- und langfristig auch den USA schaden. Für Mexiko hätten sie jedoch kurzfristig relativ hohes Schadenspotential. Entsprechend kennen diese beiden Währungen derzeit auch nur einen Weg – den nach unten. Die türkische Lira und der mexikanische Peso haben derzeit mit dem englischen Pfund allerdings auch ein gewichtigeres Pendant. Die Angst vor einem harten Brexit schwächt das Pfund zunehmend, und solange nicht erkennbar ist, dass die britische Regierung über einen tragfähigen Plan für diesen Brexit verfügt, ändert sich daran auch nichts.
Dennoch hat sich trotz all dieser negativen Entwicklungen und der politischen Herausforderungen der nächsten Monate (Wahlen in den Niederlanden und Frankreich) ein Grundoptimismus an den Märkten durchgesetzt. Der Unternehmer-Regierung in den USA wird ein massiver Wirtschaftsaufschwung zugetraut, die Frühindikatoren in Europa weisen auf eine sehr robuste Konjunkturentwicklung hin und die Weltbank sieht mit +2,70 % für 2017 ein höheres Wirtschaftswachstum als in 2016 (ca. 2,3 %).
Um die Märkte auf ihrem derzeit hohen Bewertungsniveau zu halten bzw. weiteres Kurspotential zu entfachen, bedarf es nun der Bestätigung der Vorschusslorbeeren, die dem designierten US-Präsidenten zuteil wurden, und eines Wahlausganges in den Niederlanden, der nicht dem euro- und europakritischen Lager Regierungsverantwortung verschafft. Dann können sich viele Investoren weiterhin über den positiven Jahresauftakt freuen.
Marktkommentar von Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger