Ohne Pflegepersonal keine altersgerechten Wohnkonzepte

11.01.2021

Irina Oljaca, Geschäftsführerin Dr. Liesenfeld Consulting GmbH (li), Thorsten Kiefer, Geschäftsführer DeFa / Fotos: © Dr. Liesenfeld Consulting / DeFa

An zukunftsorientierten Pflegekonzepten mangelt es nicht. Nach „Pflegemarkt.com“ entstehen in Deutschland aktuell ca. 15.700 moderne Neubauprojekte im Bereich Pflegeeinrichtungen und Betreutes Wohnen sowie Tagespflege, meist in Kombination mit einem medizinischen Versorgungszentrum. Über 18.000 Projekte befinden sich in Planung.

Gleichzeitig fehlen nach Schätzungen der Bundesregierung zurzeit ca. 35.000 Pflegekräfte. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Die Versorgungslücke im Pflegebereich insgesamt könnte sich dann auf insgesamt 500.000 Fachkräfte vergrößern, wenn dieser wichtige Beruf nicht attraktiver gestaltet wird. Diesem Mangel stehen bis 2030 ca. 3,5 Millionen Pflegebedürftige gegenüber, so die Schätzung der Bundesregierung.

Mit anderen Worten: Die modernsten Seniorenkonzepte nutzen nichts, wenn dafür kein Pflegepersonal zur Verfügung steht. Der Mangel an Pflegepersonal hat sich durch die Coronakrise noch gefährlich verstärkt. In einem Marburger Altenheim sind nach einem Corona-Ausbruch sämtliche Pflegekräfte in Quarantäne. Hier muss jetzt sogar die Bundeswehr die Betreuung der Senioren übernehmen.

Investoren, Projektierer und Betreiber von Pflegeeinrichtungen sollten daher Sorge tragen, dass neben der Fertigstellung der Projekte auch das notwendige Pflegepersonal zur Verfügung steht. Das ist aber einfacher gesagt als getan, weil aktuell keine Pflegekräfte verfügbar sind. Ein Lösungsansatz ist die Gewinnung von qualifiziertem Personal aus dem Ausland.

finanzwelt hat dazu Irina Oljaca, Geschäftsführerin der internationalen Personalagentur Dr. Liesenfeld Consulting GmbH, Köln, befragt, die ein vielversprechendes und zukunftsorientiertes Konzept zur Personalgewinnung von medizinischem Personal im Ausland entwickelt hat. Dabei arbeitet das Unternehmen eng mit der „Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe“ (DeFa) und ihrem Geschäftsführer Thorsten Kiefer zusammen; die DeFa wurde im Oktober 2019 als Ergebnis der Beratungen im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) der Bundesregierung gegründet.

finanzwelt: Können Sie kurz Ihr Geschäftsmodell erklären?

Oljaca: Wir sind eine internationale Personalberatung und haben uns auf die Gewinnung von medizinischen Berufen auf der ganzen Welt spezialisiert. Dabei liegt unser Schwerpunkt neben der Anwerbung auf der intensiven Betreuung und Integration der Ärzte und Pflegefachkräfte , wenn diese in Deutschland ihre Tätigkeit begonnen haben. Das ist gleichzeitig auch das, was unsere Auftraggeber, große Pflegeeinrichtungen und Kliniken, von uns wünschen: Eine geringe Fluktuation und zufriedene Mitarbeiter. Wir betreuen aktuell über 15 Pflegeeinrichtungen und Kliniken.

Wie die Gewinnung der ausländischen Pflegekräfte abläuft, lesen Sie auf Seite 2