Nutznießer der Zivilisation
12.10.2021
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Die Assetklasse Immobilien bietet Investitionsmöglichkeiten in verschiedensten Ausprägungen. Neben Klassikern wie Wohn- oder Büroimmobilien gibt es auch Nischenprodukte wie Lab-Offices. Diese profitieren indirekt von einer der bedeutendsten Umwälzungen der Menschheitsgeschichte und sind resistent gegenüber einer anderen.
Die neolithische Revolution vor mehr als 10.000 Jahren bedeutete den Anfang von Ackerbau und Viehzucht – und ein vermehrtes Vorkommen von Infektionskrankheiten, die durch den nun deutlich engeren Kontakt mit Tieren auf den Menschen übersprangen, beispielsweise Masern. Dass viele solcher Krankheiten heute ein deutlich geringeres Problem darstellen als früher ist vor allem dem medizinischen Fortschritt zu verdanken, der zugleich eine Nutzungsart bei Immobilien attraktiv macht. „Lab-Offices erfahren aufgrund der weltweit steigenden Forschungsaktivitäten für Impfstoffe und Arzneimittel seit Jahren eine besonders hohe Nachfrage von Mietern aus dem Bereich Life Science. Verschiedene Trends unterstützen dabei aus unserer Sicht die weitere Nachfrage“, erläutert Symon Hardy Godl. Dem Geschäftsführer der Deutsche Finance Asset Management GmbH zufolge sorgt eine weitere Folge des medizinischen Fortschritts dafür, dass die Nachfrage nach Medizinprodukten und damit nach Lab-Offices auch in Zukunft hoch sein dürfte. So profitiere die Life Science-Industrie generell vom demografischen Trend der Alterung. „Allein in Nordamerika und Europa werden die über 65-Jährigen von aktuell circa 200 Millionen auf rund 300 Millionen Menschen ansteigen und bis 2050 kontinuierlich auf über 25 % der Gesamtbevölkerung wachsen“, erläutert Godl, der noch einen weiteren Faktor für die Attraktivität von Lab-Offices ausmacht: „Zudem sind die Mittel, welche in den Life Science-Bereich fließen, in den letzten Jahren stetig gewachsen und befinden sich heute auf einem Allzeithoch.“ So investierten laut der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) Europas Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr 39 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung, mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2000. Diese Steigerung ist nicht allein auf die Corona-Pandemie und die damit verbundene Impfstoffforschung zurückzuführen: Bereits 2019 lagen die Ausgaben bei mehr als 37 Mrd. Euro. Weil durch die Pandemie die Wichtigkeit medizinischer Innovationen für die Gesellschaft vor Augen geführt werde, hat sie, Symon Hardy Godl zufolge, dennoch fördernde Auswirkungen auf die Assetklasse Lab-Offices – auch für die Zukunft: „Ausblickend dürften Trends, wie ein weltweit steigendes Gesundheitsbewusstsein, sich weiterhin positiv auf die Branche auswirken.“
Eine zukunftsfähige Immobilienklasse
Eine mit der neolithischen Revolution vergleichbare Umwälzung findet seit etwa 30 Jahren statt: die digitale Revolution. Diese hat auch zu ganz neuen Möglichkeiten in der Arbeitswelt geführt, die gerade seit vergangenem Jahr deutlich häufiger genutzt werden. In der Folge ist immer wieder die Frage aufgekommen, ob das Büro noch eine Zukunft hat. Lab-Offices sind von solchen Entwicklungen jedoch nur wenig tangiert. So ist laut Symon Hardy Godl Homeoffice bei diesen Tätigkeiten nur eingeschränkt möglich, weil Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten aufgrund der benötigten Instrumente generell im Labor stattfinden müssten. „Dadurch werden Lab-Offices auch durch die Digitalisierung deutlich weniger stark unter Druck geraten als beispielsweise klassische Büroflächen“, prognostiziert der Deutsche Finance-Manager. Seiner Meinung nach macht auch die allgemeine Marktlage Lab-Offices zu einem attraktiven Investment. „Eine hohe ‚Retention-Rate‘, also die Quote, dass bestehende Mieter einen Mietvertrag verlängern, ist aufgrund der Flächenknappheit und -ausstattung ebenfalls typisch für Lab-Offices. Darüber hinaus spricht die hohe Resilienz gegenüber Wirtschaftsabschwüngen für eine weiter anhaltende Attraktivität der innovativen Assetklasse“, macht Symon Hardy Gold abschließend klar, dass Lab-Offices auch gegen ein weiteres Produkt der Zivilisation resistent sind: wirtschaftliche Entwicklungen. (ahu)