„Nur kein 08/15“
29.04.2014
Nicolas Schmidlin
Die Palette an Mischfonds ist riesig. Sie sind Lieblinge bei Beratern und Investoren und profitieren vom unsicheren Marktumfeld. finanzwelt sprach mit Nicolas Schmidlin, Mitglied des Vorstands der neugegründeten ProfitlichSchmidlin AG, über einen neuen Fonds (WKN: A1W9A2) und seine Besonderheiten.
finanzwelt: Herr Schmidlin, die ProfitlichSchmidlin AG ist eine junge Fondsboutique und seit Anfang 2014 mit einem Mischfonds auf dem Markt. Was zeichnet Sie aus?
Schmidlin: Wir verfolgen einen Ansatz, der sich von traditionellen Mischfonds-Konzepten in einigen Merkmalen unterscheidet und es uns erlaubt, frei in Aktien, Anleihen und Derivaten zu investieren. Der Anlageschwerpunkt liegt in Europa. Erfreulich ist, dass der Fonds, seit Auflage im Januar 2014 bis zum Ende des ersten Quartals, frei von jeglicher Benchmark, ein Plus von 2,6 % erzielen konnte. Wir haben den Eindruck, dass unser Investmentkonzept den Nerv der Zeit trifft; gemischte Fondslösungen sind seit einiger Zeit schon sehr gefragt und sollten zudem mit ihrer Performance überzeugen. Insofern keine Modeerscheinung, sondern ein dauerhafter Trend. Neben Aktien und Anleihen halten wir auch eine strategische Kasseposition, die momentan rund 25 % ausmacht und es uns ermöglicht, selektiv Positionen aufzustocken.
finanzwelt: Lassen Sie uns kurz über Ihre Asset Allokation reden. Welche Kriterien liegen hier zugrunde?
Schmidlin: Unser Investmentprozess fußt auf weitestgehender Flexibilität. Wir treffen keine makroökonomischen Aussagen, sondern filtern in einem mehrstufigen Prozess jene Titel heraus, die aus Bewertungsgründen attraktiv erscheinen. Aktieninvestitionen basieren auf einer langfristigen Value-Strategie. Der Analyseprozess folgt dabei einem Bottom-up-Ansatz, im Vordergrund stehen die Erfolgsfaktoren der Geschäftsmodelle und die Entwicklung der Cashflows. Neben diesen Investitionen in unterbewertete Unternehmen identifizieren wir auch kurz- bis mittelfristige Opportunitäten im Aktiensegment. Financials und Technologiewerte lehnen wir grundsätzlich ab. Zu den Top-Positionen im Aktienbereich gehören unter anderem die Bpost und WMF Vz. Letztere verfügt im Kaffeegeschäft über eine überdurchschnittliche Ertragskraft und wiederkehrende Umsätze durch das Wartungsgeschäft der Maschinen für kommerzielle Anwender.
finanzwelt: Und was finden Sie im Anleihensegment spannend?
Schmidlin: Um das Marktrisiko zu reduzieren, richten wir den Fokus bei Anleihen gezielt auf Sondersituationen in den Bereichen Hybridkapital von Finanzinstituten, Restrukturierung von Staatsanleihen und Sondersituationen bei Unternehmensanleihen. Hier finden sich immer wieder spannende und attraktive Kaufgelegenheiten. So hat beispielsweise die Eurokrise bewirkt, dass sich neue Opportunitäten auftun, um von Prospektbesonderheiten und politischen Gegebenheiten zu profitieren. Griechische Staatsanleihen, die nach Englischem oder Schweizer Recht begeben worden sind, fallen darunter. Bei Unternehmensanleihen können spezielle Besicherungen eine Art Sondersituation darstellen.
finanzwelt: Die Suche nach diesen Perlen ist demnach nicht ganz einfach und erfordert wohl viel Research?
Schmidlin: Wir fokussieren uns als kleine Fondsboutique auf das was wir können und haben bereits einen Track Record von knapp fünf Jahren vorzuweisen. Gerade die tiefe Prospektanalyse benötigt viel Zeit und Know-how, fördert aber auch in Zeiten wie diesen noch die ein oder andere attraktive Sondersituation zutage. Die völlige Flexibilität in der Gewichtung der Assetklassen schafft Spielräume, die wir sinnvoll nutzen. (ah)