Nur jeder Vierte weiß, was Telematik ist
19.02.2020
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Das Thema Telematik spielt auf dem Kfz-Versicherungsmarkt derzeit noch keine große Rolle – auch weil es vielen noch nicht bekannt ist. Der wichtigste Grund für das Interesse an solchen Tarifen ist monetärer Natur.
Bereits seit vielen Jahren gibt es in der Kfz-Versicherung Tarife auf dem Markt, mit den Kunden individuell ihren Tarif im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“ können. Wie hoch die Bereitschaft der Kunden nach solchen Tarifen ist, hat das Marktforschungsunternehmen Sirius Campus ermittelt. Die Untersuchung zeigt, dass bei Telematik-Tarifen noch deutlich Luft nach oben besteht. So konnten nur 26 % der knapp 2.000 Befragten mit dem Begriff „Telematik-Tarif“ überhaupt etwas anfangen und nur jeder Zehnte hatte großes Interesse an einer individuellen Tarifierung seines Fahrverhaltens. Wenig überraschend ist vor allem die junge Generation dem Thema Telematik gegenüber aufgeschlossen. So sind vor allem junge Männer bis 25 Jahre an solchen Tarifen interessiert. Diese Gruppe weist auch eine höhere Vergleichs- und Wechselaktivität auf. Die Anzahl Studienteilnehmer, die bereits tatsächlich Erfahrungen mit Telematik-Tarifen gemacht haben, liegt bei lediglich 3 %. Die sechs bekanntesten Anbieter von Telematik-Tarifen sind CosmosDirekt, Friday, HUK-COBURG, HUK24 und VHV.
Einsparung wichtigster Grund
Bei Telematik-Tarifen können Kunden durch eine angepasste Fahrweise Geld sparen. Für 81 % der Interessente ist die mögliche Beitragsersparniss ein wesentlicher Grund für das Interesse an solchen Tarifen. Bereits ab einem Einsparpotenzial von 100 Euro bzw. 20 % des Regaltarifs wird die Hälfte der Interessierten auf einen Telematik-Tarif aufmerksam.
Die Telematik ist nur mit einem umfassenden Sammeln von Daten möglich. Für 58 % der Interessierten zählt das durchaus zu den Gründen, sich für solche Tarife zu entscheiden, denn sie empfinden die Rückmeldungen zum eigenen Fahrstil über die App als besonderen Vorteil. Jedoch fürchten auch viele Befragte, dass aufgrund von Messfehlern das Einsparpotenzial geringer ausfallen könnte als es tatsächlich sein sollte. Zudem gibt es Bedenken wegen des Datenschutzes
„Junge Kunden mit einem starken Wunsch nach Fairness sowie Offenheit für eine digitale Begleitung können langfristig sehr attraktive Kunden werden. Sie haben ein hohes Abschlusspotenzial und lassen sich durch die häufigen und individuellen Interaktionen über die Telematik-App wesentlich stärker an die Marke binden als mit den herkömmlichen Papierverträgen,“ erläutert Dr. Oliver Gaedeke, Gründer und Geschäftsführer von Sirius Campus.
Entscheidungsprozess mit Behavioral Economics Ansatz unterstützen
Die Potenzialuntersuchung macht ferner deutlich, dass sich der Anbahnungs- und Entscheidungsprozess durch bestimmte Gestaltungsmaßnahmen optimieren lässt. Um Interessenten mit den vielen neuen Produktfeatures nicht zu überfordern, ist eine gezielte Auswahl des Tarifnamens sowie ein einfaches und faires Rückerstattungssystem besonders förderlich. Tatsächlich bietet sich für serviceorientierte Interessenten sogar ein Abschlusspotenzial für einen attraktiven Schadenservice und Schutzbrief. „Gerade bei diesem neuen Produkt mit relativ unbekannter Technik müssen einige Grundregeln der Entscheidungspsychologie beherzigt werden, um erfolgreich zu sein. Allein die digitale Innovation reicht bei weitem nicht aus,“ warnt Dr. Gaedeke. (ahu)