Nur die Leistung zählt

29.04.2014

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Mit billigen Policen wollten einige private Krankenversicherungen ihre Produktion ankurbeln. Das ist gründlich schiefgegangen. Mit der Rückkehr zu alten Tugenden hat sich die Branche seitdem neu erfunden. Es zählt wieder die Leistung, was die Vermittler erfreuen sollte. Denn jetzt können sie Policen verkaufen, die deutlich besser als eine Kassenmitgliedschaft sind.

Die Zeit der Billigtarife in der privaten Krankenversicherung ist fast vollständig abgelaufen. Eine Zeitlang waren Kassen-Mitglieder mit Dumpingprämien von teils weniger als 100 Euro im Monat in private Vollversicherungen gelockt worden. Die Policen erreichten jedoch nicht mal GKV-Niveau. Bei weitem nicht alle PKV-Anbieter hatten sich an diesem Spiel beteiligt. Es reichte aber, um Kritikern am System genügend Munition gegen die Branche zu geben. Immerhin fanden die Unternehmen zum Schulterschluss – die breite Mehrheit verpflichtete sich, nur noch Tarife mit Mindeststandards zu verkaufen. Dahinter steckte auch die Einsicht, dass man nicht über den Preis, sondern über die Tarifqualität miteinander konkurrieren solle. Oliver Pradetto Coccolo, Geschäftsführer des Maklerpools blau direkt, skizziert die Folge: „Billigtarife gibt es nur noch am Rand."

Es traf sich gut, dass die Kartenmit der Umstellung auf Unisex-Tarife ohnehin neu gemischt werden mussten. Weil die Anbieter von Billigtarifen mangels Erfahrungswerten Risikopuffer in die Beiträge einbauen mussten, hätten sich die Prämien für Männer verdoppelt. Die nahm den Billigheimern endgültig den Wind aus den Segeln. Die Angebote wären quasi über Nacht für den Vertrieb einfach nicht mehr attraktiv gewesen. Die Unisex-Neukalkulation führte jedoch vielerorts ohnehin zu einer Überarbeitung aller PKV-Tarife. Beileibe nicht allen Anbietern bereitete dies Kopfzerbrechen, wie Michael Traub, Abteilungsleiter Marketing der Süddeutschen Krankenversicherung a. G. (SDK), erklärt: „Beim Übergang von Bisex auf Unisex konnten wir unser gesamtes generationenübergreifendes Vollversicherungstarifwerk überführen. Da wir bereits in der Vergangenheit auf Billigtarife verzichtet hatten, waren im Zuge der Umstellungen nur kleine Modifikationen im Hinblick auf die PKV-Mindestleistungen notwendig."

Zwar bedeutete die Umstellung für die Kunden bei etlichen Gesellschaften zunächst einen höheren Preis, doch auf der anderen Seite kam es zu teils erheblichen Leistungsaufwertungen. Gerd Güssler, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft KVpro.de, erkennt hierin einen Trend: „Seit Einführung der neuen Tarifwelt nahm die Qualität jedes einzelnen Unisex-Tarifes kontinuierlich zu. "Doch damit nicht genug, Verbraucher hätten zusätzlich die Option, ihre Tarife jederzeit upzugraden und inhaltlich weiter zu verbessern. Damit kehrt die PKV zu ihren Wurzeln zurück, nämlich den Kunden deutlich mehr Leistung zu bieten als die Krankenkassen – und kann mittlerweile auch bei der Preisentwicklung mithalten, wie KVpro.de errechnet hat. Demnach führte zum Jahresbeginn alleine die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze in der GKV von 3.937,50 Euro auf 4.050 Euro zu einer monatlichen Mehrbelastung von 20,02 Euro auf nunmehr 720,90 Euro. Güssler setzt dagegen: „Die PKV konnte für ihre Unsisex-Kunden die Beiträge in der Regel stabil halten, mehrheitlich gab es sogar Beitragssenkungen von beispielsweise bis zu 95 Euro pro Monat für eine 35-jährige Person – je nach Tarif und Gesellschaft." Es geht also. (hwt)

PKV versus GKV - Onlineausgabe 02/2014