Nur Bares ist Wahres

03.05.2017

Mit komplett leerem Geldbeutel aus dem Haus? Das können sich nur die wenigsten Deutschen vorstellen / Foto: © perfectlab-fotolia.com

Auch wenn sich die Barzahlung sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern auf dem Rückzug befindet, wollen nur die wenigsten Deutschen auf Bargeld komplett verzichten. Besonders Sicherheit und Anonymität werden dabei geschätzt.

Nachdem in den letzten Jahren immer mehr Möglichkeiten geschaffen wurden, bargeldlos zu bezahlen, scheint auch eine vollständige Abschaffung des Bargeldes in nicht allzu ferner Zukunft möglich. Während Schweden in dieser Hinsicht Vorreiter ist (hier gibt es immer weniger Geldautomaten und sogar Obdachlosenzeitungen können bargeldlos bezahlt werden) stößt die Vorstellung, ohne Münzen und Scheine zu bezahlen, in Deutschland auf wenig Gegenliebe, wie eine Studie der ING-DiBa zeigt. Von den 15 untersuchten Ländern (13 europäische Staaten plus Australien und die USA) gaben nur in Italien (85 %) etwas mehr Befragte als in Deutschland (84 %) an, niemals vollständig auf Bargeld verzichten zu wollen. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Deutschen europaweit sowohl am häufigsten Bargeld bei sich als auch die größte Menge im Geldbeutel haben. So haben ca. 90 % der Deutschen "fast immer" oder "häufig" Bargeld bei sich, mehr als der europäische Durchschnitt von 79 %. Bei den Franzosen haben lediglich 65 % regelmäßig Bargeld dabei, der niedrigste Wert aller untersuchten Länder. Mit 63 Euro haben die Deutschen zudem im Schnitt 11 Euro mehr als der europäische Durschnitt im Geldbeutel. Jedoch werden in ganze Europa Beträge unter 10 Euro am häufigsten Bar bezahlt. „Für den Deutschen gilt: nur Bares ist Wahres. Restaurantbesuche, Taxen und öffentliche Verkehrsmittel werden immer noch viel öfter als im europäischen Durchschnitt in bar bezahlt“, Carsten Brzeski, Chefökonom der ING-DiBa die Ergebnisse.

Sicherheit und Anonymität ausschlaggebend

Auch wenn Verbraucher in ganz Europa der Meinung sind, dass keine Zahlungsmethode so anonym wie die gute alte Barzahlung ist, schätzen besonders die Deutschen, dass Bargeld nicht nachverfolgt werden kann und somit einen höheren Datenschutz bietet. Auch unter dem Gesichtspunkt „Sicherheit“ wird Bargeld ein besonders hoher Wert beigemessen. So wird nur von knapp der Hälfte der deutschen Konsumenten die bargeldlose Zahlung als sicher angesehen, während ca. 80 % der Meinung sind, dass Bargeld sicher ist. In den anderen europäischen Ländern ist die Differenz in der Sicherheitswahrnehmung zwischen den Bezahlmethoden geringer. „Der Sicherheitsaspekt ist den Deutschen ein zentrales Anliegen. Scheinbar ist es dieses ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis, welches deutsche Konsumenten im Vergleich zum Rest Europas bevorzugt zum Bargeld greifen lässt“, so Carsten Brzeski.

Bargeldnutzung sinkt überall

Trotz aller Beliebtheit nutzen die Deutschen immer weniger Bargeld. So gab ein Drittel der Befragten an, vor einem Jahr noch mehr bar bezahlt zu haben. Jedoch sinkt die Bargeldnutzung der Deutschen deutlich langsamer als im europäischen Vergleich, wo 54 % weniger Bargeld nutzen als noch vor einem Jahr. Besonders die Türkei hat zu diesem hohen Wert beigetragen, wo 69 % deutlich weniger bar zahlen als noch letztes Jahr. Aber auch die Länder Polen, Rumänien und Italien sind weniger bargeldaffin als noch vor 12 Monaten. (ahu) www.ing-diba.de