nordIX: Jahresausblick im Anleihensegment

08.01.2025

Jens Franck. Foto: @ nordIX AG

Das Jahr 2025 verspricht spannende Entwicklungen auf den Anleihenmärkten. Mit sinkenden Zinserwartungen und geopolitischen Unsicherheiten stehen Investoren vor neuen Herausforderungen und Chancen. Welche Trends und Risiken könnten die Anleihen und ihre Investitionen prägen, und welche Strategien könnten sich in diesem dynamischen Umfeld bewähren?

Anleihen gehören bekanntlich für ausschüttungsorientierte und tendenziell risikobewusste private und professionelle Anleger seit jeher zu den Eckpfeilern einer ausgewogenen Investmentstrategie. Doch in einem Marktumfeld, das von geopolitischen Spannungen, einem globalen Zinswandel und wachsender Unsicherheit geprägt ist, wird ihre Bedeutung neu definiert. Die Entwicklungen des Jahres 2025 könnten nicht nur neue Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich bringen, die Investoren dazu zwingen, ihre Strategien zu überdenken und anzupassen. Das betont Jens Franck, Partner des Hamburger Fixed Income-Managers nordIX AG, und stellt die aus seiner Sicht wichtigsten Themen im neuen Jahr vor.

Die sich beruhigende weltweite Inflationsentwicklung bleibt eine Kernkomponente für die Zins- und Anleihenmärkte. In der Eurozone liegt die Kerninflation mit 2,7 Prozent weiterhin über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), was ihren datenabhängigen Ansatz rechtfertigt. Dennoch werden für 2025 deutliche Zinssenkungen erwartet, mit einem Leitzins von etwa zwei Prozent. Parallel dazu signalisieren die USA eine ähnliche Tendenz, allerdings mit einem etwas höheren Gleichgewichtszins um die 3,5 Prozent. „Während diese Zinsdynamik grundsätzlich positiv für die Stabilisierung der Anleihenmärkte sein könnte, birgt sie zugleich Risiken. Ein überhastetes Vorgehen der Notenbanken könnte Investoren verunsichern, während eine zu langsame Reaktion die Gefahr birgt, die wirtschaftliche Erholung zu gefährden. Zugleich müssen sich die Märkte auf ein Jahr mit moderatem Wachstum einstellen, da höhere Staatsschulden und geopolitische Risiken, wie Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten, das wirtschaftliche Umfeld belasten könnten“, sagt Jens Franck.

Parallel sieht der Anleihenexperte die Kreditrisikoprämien zwar auf einem historisch niedrigen Niveau. Dennoch haben Investitionen in Unternehmensanleihen damit nicht an Attraktivität verloren: „Insbesondere Investment-Grade-Anleihen bieten zwar ein moderates Spread-Einengungspotenzial, sind aber aufgrund des absoluten Niveaus immer noch höchst attraktiv, zumal positive Realrenditen erzielt werden. Enge Risikoprämien bedeuten nicht automatisch, dass Risikoprämien zu niedrig sind und damit nur noch Ausweitungspotential haben. Sie sind, auch im Basisszenario von nordIX, Ausdruck eines konstruktiven Makround Zinsbildes und können lange auf diesem Niveau verharren“, sagt Jens Franck. Eine der zentralen Herausforderungen besteht seiner Ansicht nach jedoch darin, zwischen Unternehmen mit starker Bonität und solchen mit schwächerem Finanzprofil zu unterscheiden, da sich die Kreditqualität in einem schwächelnden konjunkturellen Umfeld schnell verschlechtern können. Zudem können Anleihen mit längeren Laufzeiten demnach attraktiver werden, da sich die Zinskurve abflacht und längerfristige Investments damit relativ höhere Renditen versprechen. Dies bietet Investoren die Möglichkeit, ihre Portfolios auf kurz und mittelfristige Opportunitäten auszurichten und auf langfristige Erträge zu optimieren. Gleichzeitig wird eine genaue Analyse der sektorspezifischen Entwicklungen unerlässlich sein, um Marktverwerfungen vorzubeugen.

Das bedeutet laut Jens Franck: „Die Zinslandschaft bleibt differenziert. Während deutsche Bundesanleihen beispielsweise mit einem relativen Abverkauf gegen Alternativen in der Eurozone aufgrund der Diskussionen um die Schuldenbremse, steigenden Haushaltsdefiziten und der Vergemeinschaftung von Schulden auf EU-Ebene konfrontiert sind, zeigt Griechenland eine bemerkenswerte Stabilisierung. Trotz höherer Renditen als in Deutschland und inzwischen niedrigerer als in Frankreich bleibt die Refinanzierungssicherheit aufgrund politischer Instabilitäten in allen Teilnehmerländern ein kritischer Faktor. Griechenlands Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung haben das Land zu einem attraktiveren Ziel für Investoren gemacht, während Frankreich mit einem Haushaltsdefizit von sechs und 112 Prozent Schuldenquote zum BIP weiterhin auf Stabilitätsprobleme hinweist.“ Hinzu kommt, dass die EZB mit möglichen, aber im Einsatz umstrittenen Maßnahmen wie dem „Transmission Protection Instrument“ (TPI) versuchen könnte, die Refinanzierungskosten für wirtschaftlich schwächere Länder zu stabilisieren. Für Investoren bedeutet dies dennoch, dass Staatsanleihen trotz politischer Unsicherheiten weiterhin als sicherer Hafen gelten könnten, insbesondere wenn sie in Kombination mit einem diversifizierten Portfolio eingesetzt werden. Dennoch können politische Diskussionen über Schuldenobergrenzen und Haushaltsdefizite in Europa und den USA erneut die Volatilität steigern.

2025 kann damit ein Transformationsjahr für die Anleihenmärkte ein, so Jens Franck. Mit sinkenden Zinsen und einer Stabilisierung der Risikoprämien wird die Nachfrage nach Anleihen als sicherer Hafen voraussichtlich steigen. Gleichzeitig wird die Rolle von Unternehmensanleihen und M&A-Aktivitäten im Bankensektor zunehmend relevant. Große Bankenfusionen mit positiven Kostendegressionseffekten und steigenden Risikotragfähigkeiten für die beteiligten Banken können dabei den Zugang zu Unternehmensfinanzierungen für Unternehmen erleichtern. Andererseits können kleinere Banken mit steigenden regulatorischen Anforderungen, gleichwohl abnehmenden Möglichkeiten des Kapitalrisikotransfers unter dem Druck sinkender Zinseinnahmen leiden. Auch der zunehmende Fokus auf nachhaltige Investments wird die Anleihenmärkte prägen. Grüne Anleihen und nachhaltigkeitsorientierte Emissionen werden weiterhin an Bedeutung gewinnen, da Investoren verstärkt nach ökologischen und sozialen Renditen suchen. Diese Entwicklung bietet Chancen für Anleger, die nicht nur auf finanzielle Erträge, sondern auch auf positive gesellschaftliche Wirkungen setzen möchten.

Für den nordIX-Partner gilt: „Anleihen bleiben auch 2025 ein wesentlicher Baustein in diversifizierten Portfolios. Die Mischung aus stabilen Staatsanleihen und risikooptimierten Unternehmensanleihen bietet Investoren die Möglichkeit, von guten Renditen oberhalb der Inflationserwartungen und einer geringeren Volatilität zu profitieren. Dennoch erfordert das volatile geopolitische Umfeld einen sorgfältigen und datengetriebenen Ansatz bei AnleihenInvestitionen. Die Komplexitäten bei Investitionen im Segment der Anleihen nehmen zu, daher sollten Investitionsvehikel wie Fonds einen klaren Fokus in der Kapitalanlage behalten, zumal Anlagen in Anleihen von Banken und Versicherungen oder Investitionen in europäische Konsumentenkredite über einen Fonds eine tiefe Kenntnis dieser Segmente voraussetzen. Langfristig werden vor allem Investoren profitieren, die Flexibilität und Nachhaltigkeit als Kern ihrer Anlagestrategie verankern.“