Nicht nur Niedrigzinsen sind eine Herausforderung
29.05.2019
Foto: © Willis Tower Watson
Den Pensionskassen bereitet auch die zunehmende Regulierung Probleme. Das wurde auf dem Pensionskassentag von Willis Towers Watson deutlich.
Die Zeiten für die Pensionskassen waren wahrlich schon besser: Nicht nur, dass sie angesichts der niedrigen Zinsen zunehmend Probleme haben, einträgliche Renditen zu erwirtschaften. Auch die Regulierungsdichte ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Unternehmens- und Branchenpensionskassen glauben nicht, dass in dieser Hinsicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. So gaben bei der aktuellen Umfrage anlässlich des Pensionskassentages von Willis Tower Watson 30 % der insgesamt 30 Befragten an, dass sie glauben, im Jahr 2021 werde der regulatorsiche Aufwand um 75 % bis 100 % über dem des Jahres 2021 liegen wird. Ein weiteres knappes Drittel glaubt, dass der Aufwand in zwei Jahren 50 % bis 75 % mehr als noch 2014 sein wird.
„Die steigenden regulatorischen Anforderungen stellen für die meisten Pensionskassen eine besondere Herausforderung dar. Aktuell zu nennen sind dabei etwa die Umsetzung der EbAV-II-Richtlinie sowie das anstehende EIOPA- und EZB-Reporting. Dadurch gebundene Ressourcen stehen für andere wesentliche Kernaufgaben der Pensionskassen nicht mehr zur Verfügung bzw. die Kosten steigen deutlich an“, so Dr. Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson, über die Studienergebnisse.
Kosten-Nutzen-Verhältnis verschlechtert sich
Bei den im Grundsatz sinnvollen regulierten Themenbereichen gilt es allerdings, das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Unternehmens- und Branchenpensionskassen im Blick zu behalten. In dieser Hinsicht zeigen sich den Vertreter der Pensionskassen pessimistisch. So gaben 48 % an, dass sie das Kosten-Nutzen-Verhältnis für „eher schlecht“ halten würden, 24 % stehen diesem neutral gegenüber und nur 20 % halten es für „eher gut“.
„Wichtig wäre eine viel konsequentere Berücksichtigung des Proportionalitätsprinzips gerade für Unternehmens- und Branchen-Pensionskassen, damit eine im Grundsatz sinnvolle Regulierung nicht über das Ziel hinausschießt und damit durch unverhältnismäßige Kosten und Bürokratie ggf. selbst zu einem Risikofaktor für die Versorgung der Begünstigten wird“, betont Conrads.
Mehraufwand durch komplexere Kapitalanlage
Zu den regulatorischen Herausforderungen kommt noch ein zeitlicher Mehraufwand aufgrund der gestiegenen Komplexität der Kapitalanlagen. Ein Drittel der Befragten schätzt diesen auf 25 % bis 50 %, ein Fünftel sogar auf 50 % bis 75 %. „Viele Pensionskassen begegnen dem herausfordernden Kapitalmarktumfeld mit stärker diversifizierten, an die eigene Risikostruktur angepassten und professionell gemanagten Portfolien. Dies verursacht natürlich auch einen entsprechend höheren Aufwand“, berichtet bAV-Expertin Conrads. (ahu)