Neues Modell der Immobilienverrentung

Mit der EV LiquidHome GmbH widmet sich auch Engel & Völkers dem Thema Immobilienteilverkauf und -verrentung. Im Interview mit finanzwelt erklärt Christian Kuppig, Geschäftsführer EV LiquidHome GmbH, die Vorteile des Teilverkaufs und berichtet über das Riesenpotenzial, was der Markt auch Vermittlern bietet.

finanzwelt: Für unsere Leser, die den Teilverkauf noch nicht kennen oder denen die Unterschiede zu Leibrente und Reverse Mortgage unklar sind: Was ist der Teilverkauf genau und wie funktioniert er? Christian Kuppig: Der Teilverkauf ist ein relativ neues Modell der Immobilienverrentung. Wie der Name schon sagt, wird dabei nur ein Teil der Immobilie verkauft, nämlich bis zu 50 %. Über die Höhe entscheidet allein der Verkaufende. Damit unterscheidet sich der Teilverkauf elementar von anderen Modellen der Immobilienverrentung, bei denen immer ein Komplettverkauf vollzogen wird.

Basis für den Verkaufspreis ist der von einem unabhängigen, zertifizierten Gutachter festgestellte Immobilienwert. Auch dies ist ein Unterschied zur Leibrente, wo in die Auszahlungssumme auch Faktoren wie beispielsweise die statistische Lebenserwartung einfließen. Beim Teilverkauf erhalten die Kunden den fairen Marktwert ihrer Immobilie.

Um weiterhin die ganze Immobilie nutzen zu können, wird über den verkauften Anteil ein Nießbrauchrecht ins Grundbuch eingetragen. Der Kunde bleibt weiterhin zu 100 Prozent der wirtschaftliche Eigentümer seiner Immobilie und trifft auch sämtliche Entscheidungen, zum Beispiel zu Renovierungen oder Vermietungen, selbst. Für die Nutzung des verkauften Anteils wird eine Gebühr analog einer anteiligen Miete fällig.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu anderen Modellen der Immobilienverrentung ist die Umkehrbarkeit des Teilverkaufs: Der verkaufte Anteil kann jederzeit zurückgekauft werden, entweder vom Kunden selbst oder von seinen Erben.

finanzwelt: Was sind die Vorteile eines Teilverkaufs und für welche Zielgruppe ist er interessant? Kuppig: Das lässt sich so pauschal nicht sagen, weil es immer von der individuellen Situation abhängt, was als Vorteil empfunden wird und was nicht. Interessant ist ein Teilverkauf für ältere Immobilieneigentümer mit Liquiditätsbedarf, die weder einen Kredit aufnehmen können oder wollen, noch ihre Immobilie gesamthaft verkaufen möchten. Manche unserer Kunden nutzen den Teilverkauf, um noch zu Lebzeiten ihre Familie finanziell zu unterstützen. Andere wiederum zahlen damit im Erbfall ihre Miterben aus, um die Immobilie nutzen zu können. Es gibt viele Konstellationen, für die ein Teilverkauf ein echter Problemlöser ist.

finanzwelt: Gibt es Altersgrenzen oder einen Mindestwert der Immobilie? Kuppig: Klar definierte Altersgrenzen wie bei der Leibrente gibt es nicht. Wir sagen, dass ein Teilverkauf ab 55 Jahren Sinn macht. Es gibt aber durchaus individuelle Fälle, wo unsere Kunden sogar noch jünger sind. Bei Menschen unter 55 Jahren befristen wir das Nießbrauchrecht vorerst auf 20 Jahre.

Der Mindestwert der Immobilie ist hingegen klar geregelt: Er muss mindestens 200.000 Euro betragen, Engel & Völkers LiquidHome kauft Anteile erst ab 100.000 Euro an. Sonst stünden die fixen Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen.

finanzwelt: Wie sieht die Zusammenarbeit mit freien Finanzberatern aus? Kuppig: Engel & Völkers LiquidHome hat verschiedene Vertriebswege und kooperiert auch mit freien Finanzberatern sowie Versicherungsvertrieben. Diese nutzen den Immobilienteilverkauf als Baustein in ihrer Beratung und führen uns interessierte Kunden zu, die Beratung läuft dann über Engel & Völkers LiquidHome. Für die erfolgreiche Zuführung zahlen wir eine Tippgeber-Provision bezogen auf unseren Ankaufspreis.

finanzwelt: Welches Wissen muss ich als Vermittler diesbezüglich mitbringen? Kuppig: Da die Beratung zum Teilverkauf über Engel & Völkers LiqiuidHome stattfindet, braucht es keine besondere Qualifizierung. Vermittelnde sollten sich allerdings mit dem Produkt beschäftigt haben, es verstehen und erste Fragen dazu beantworten können.

finanzwelt: Wie groß schätzen Sie das Marktpotential? Kuppig: Wir haben jüngst eine Marktanalyse erstellen lassen und gehen von über zwei Mio. Eigentümerinnen und Eigentümern aus, die aktuell für einen Teilverkauf infrage kommen. Das Potenzial wird in den nächsten Jahren noch weiter steigen. Der Markt für Immobilienrenten-Produkte befindet sich grundsätzlich noch in der Anfangsphase.

finanzwelt: Wie kann ich potenzielle Kunden in meinem Bestand  erkennen und ansprechen? Kuppig: Ältere Kunden mit Immobilieneigentum, ansonsten aber wenig weiterem Vermögen, sind potenziell interessant. Sollte hier beispielsweise ein Kreditwunsch bestehen, der nicht erfüllt werden kann, macht es Sinn, auf die Möglichkeit eines Teilverkaufs hinzuweisen. Aber auch für Scheidungsfälle, Erbengemeinschaften oder ehemals Selbstständige mit wenig bis keiner Rente kann der Teilverkauf eine Lösung sein.

finanzwelt: Was unterscheidet Sie vom Wettbewerb? Kuppig: Engel & Völkers LiquidHome ist als eigenständiger Lizenznehmer Teil des weltweiten Lizenzpartner-Netzwerks von Engel & Völkers. Für unsere Kunden hat das den Vorteil, dass der Gesamtverkauf der Immobilie am Ende über einen erfahrenen Immobilienvermittler von Engel & Völkers durchgeführt wird. Dieser wird immer versuchen, den bestmöglichen Preis dafür zu erzielen.

Für uns hat die Nutzung des Markennamens Engel & Völkers natürlich den Vorteil, dass damit langjährige und höchste Immobilienkompetenz verbunden ist. Durch die etablierte Marke haben wir vermutlich einen Vertrauensvorschuss, was bei einer so langjährigen Partnerschaft, die noch dazu über das eigene Zuhause entscheidet, enorm wichtig ist. (lvs/fw)