Neue Weltordnung – neues Depot?

26.03.2025

Andreas Görler. Foto: © Pruschke & Kalm GmbH

Weiterhin auf qualitative Ansätze achten

Trotz schwer zu ertragender täglicher Rhetorik, die nicht nachlassen wird, da es sich bei „sozialen Medien“ um das kostengünstigste Instrument mit höchster Reichweite handelt, muss man versuchen, die Emotionen zu unterdrücken und einen Großteil der täglichen „Wasserstandsmeldungen“ ignorieren. Der Fokus sollte auf der Qualität der Investments liegen, die zur Erfüllung der persönlichen Ziele und Wünsche passen. Auch die grundsätzliche Asset-Allokation aus Aktien, Anleihen, Liquidität und ggfs. Rohstoffen muss danach ausgerichtet werden.

Vorhandene Investmentvehikel reichen aus

In Deutschland werden derzeit ca. 7.000 aktive Aktien-, Renten- und Mischfonds angeboten. Zusätzlich sind ca. 2.300 passive Investmentfonds (ETF) investierbar. Dazu kommen noch Aktien, Anleihen und ca. 1 Mio. Zertifikate. Verfügt man bereits über einen Vermögensstock, findet man also mehr als genügend bewährte Anlageinstrumente am Markt, um ein Portfolio vernünftig auszurichten. Es gibt zwar immer wieder neue Finanzprodukte, insbesondere zu aktuellen Themen, für das Kernportfolio sind diese Produkte aber meist nicht relevant. Abgesehen davon integrieren bestehende Investmentfonds regelmäßig auch neue Ideen, wenn die fundamentalen Daten stimmen.

Aktive Fonds mit unterschiedlichen Investmentansätzen wählen

Insbesondere bei aktiven Investmentansätzen wird trotz unterschiedlicher Philosophien großer Wert auf die Qualität und die Selektion der eingesetzten Portfoliobausteine gelegt. Bewährte vermögensverwaltende Strategien wie ACATIS Value Event, Flossbach von Storch Multiple Opportunities und Carmignac Patrimoine setzen die meiste Zeit auf ein Übergewicht bei internationalen Aktien, haben aber unterschiedliche Anlage-Philosophien und Auswahlstrategien. Während Flossbach von Storch Gold beimischt, findet die „Absicherung“ bei ACATIS durch zeitweise höhere Liquidität und bei Carmignac durch größere Anleiheinvestitionen oder gezielte Währungsallokation statt. Ergänzen kann man diese drei Produkte mit Mischfonds, die eine Aktienobergrenze haben.

Sehr bekannte Fonds sind hier DJE-Zins und Dividende und Siemens Balanced. Die Fonds enthalten maximal 50 Prozent bzw. 49 Prozent internationale Aktien. Andere Strategien, wie der Ethna-Aktiv-Fonds, der derzeit ein Übergewicht in Staats- und Unternehmensanleihen hält und auch unsere hauseigene, sehr breit aufgestellte, vermögensverwaltende Strategie P&K-Balance, bei der auch Absicherungen über Derivate stattfinden, runden das Portfolio ab.

Die genannten Strategien sind zwischen 2014 und 1989 aufgelegt worden, haben also schon einigen Stress aushalten müssen. Das Anleihesegment kann man noch mit Laufzeit-Rentenfonds der französischen Adressen ANAXIS, Carmignac und ODDO ergänzen, bei denen man aktuelle Renditen über fünf Prozent jährlich erhalten kann. Mit ca. zehn Fonds erhält man dann ein recht resilientes Portfolio, das man nicht ständig umschichten muss. Wem hier der Asienanteil zu niedrig ist, der findet bei Investmentgesellschaften wie HSBC, Franklin Templeton oder Fidelity genügend Expertise.

Schwankungen bleiben, müssen aber ausgehalten werden

Zur Wahrheit gehört allerdings, dass auch ein solches Portfolio 2022 natürlich eine Abwärtsbewegung im unteren zweistelligen Prozentbereich ertragen musste. Für Anleger, die erst ein Jahr vorher eingestiegen sind, ist das oft frustrierend, insbesondere wenn vorher noch keine Anlageerfahrungen mit Wertpapieren gemacht wurden. Da die Marktschwäche zudem noch von der Zinsseite herrührte, gerieten nicht nur Aktien, sondern auch eigentlich sichere Anleihen unter Druck. Die guten Börsenjahre 2023 und 2024 sorgten bei der o.g. beispielhaften Struktur dann wieder für eine Erholung, insbesondere weil die Inflation und damit auch die Geld- und Kapitalmarktzinsen wieder fielen. Für Privatanleger, die erst seit 2021 dabei sind, bleibt ggfs. zunächst trotzdem die Ernüchterung, dass man nach drei Jahren mit einer schwarzen Null oder nur einer leicht positiven Rendite dasteht. Man benötigt also regelmäßig Geduld, eine gewisse „Unaufgeregtheit“ und einen längeren Anlagehorizont.

Weniger Handlungsbedarf in der Aufbauphase

Jüngere Anleger, die erst ein Vermögen aufbauen wollen, haben den Zeitfaktor auf ihrer Seite. Hier sollte ein möglichst regelmäßiger Vermögensaufbau mit internationalen Aktienfonds stattfinden. In Schwächephasen sollten solche Sparpläne grundsätzlich nicht ausgesetzt oder reduziert werden. Im Gegenteil, wenn möglich sollten zwischenzeitliche Erhöhungen der Sparrate stattfinden, sofern es finanziell möglich ist.

Marktkommentar von Andreas Görler, sen. Wealth Manager, zert. Fachmann für nachhaltige Investments, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin