Der Bullenmarkt bei Gold läuft – ohne westliche Anleger

27.03.2025

Adam Rozencwajg, Rohstoffexperte und Geschäftsführer, Investmentgesellschaft Goehring & Rozencwajg. Foto: © Goehring & Rozencwajg

Der große Goldbullenmarkt hat begonnen. Bemerkenswert ist, dass er fast ohne Beteiligung westlicher Investoren stattfindet. Dieses mangelnde Interesse bietet Anlegern eine äußerst seltene Kaufgelegenheit. Im vierten Quartal 2024 standen Edelmetalle noch unter Druck: Gold fiel um 1 Prozent, Silber verlor fast 7 Prozent, Platin und Palladium erlitten noch stärkere Verluste von 8 Prozent beziehungsweise 10 Prozent. Hauptgrund war die Stärke des US-Dollars.

Wer seinen Fokus nur auf den US-Dollar richtet, verkennt aber das große Ganze. Ein stärkerer US-Dollar kann Gold zwar kurzfristig unter Druck setzen. Die eigentlichen Treiber für die nächste Bewegung des Goldpreises werden aber nicht allein Wechselkurse sein, sondern eine fundamentale Neuordnung der globalen Geldpolitik – eine Entwicklung, die bereits in vollem Gange ist. Die Stärke des US-Dollars belastete auch Aktien von Edelmetallunternehmen erheblich. Der weithin beachtete GDX-Goldminen-ETF fiel im letzten Vorjahresquartal um 15 Prozent. Silberaktien gaben gemessen am SIL-Silberaktien-ETF um etwas mehr als 10 Prozent nach.

Unabhängig von der eingetrübten Anlegerstimmung gegenüber Goldminen kauften Zentralbanken aber weiterhin in rasantem Tempo Gold an. Laut Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) erwarben sie im vierten Quartal vergangenen Jahres 333 Tonnen Gold. Damit stieg das Kaufvolumen des offiziellen Sektors 2024 auf 1.051 Tonnen – das dritte Jahr in Folge, in dem Zentralbanken über 1.000 Tonnen in ihre Depots legten. Da geopolitische und monetäre Instabilität weiter zunehmen, dürfte die Nachfrage des offiziellen Sektors auch 2025 stark bleiben, da sich die Zentralbanken gegen die Risiken im globalen Finanzsystem absichern wollen.

Wir sind fest davon überzeugt, dass das nachlassende Interesse westlicher Anleger nur vorübergehend ist. Mit zunehmender geopolitischer und monetärer Unsicherheit wird Gold wieder an Attraktivität gewinnen. Das vielleicht auffälligste Zeichen für die Apathie des Westens ist der Markt für Goldaktien. Obwohl der Goldpreis seit seinem Ausbruch im März 2024 unaufhaltsam gestiegen ist – inzwischen um 40 Prozent –, hat das Interesse an Goldaktien weiter abgenommen. Historisch gesehen blieben solche Diskrepanzen nicht dauerhaft bestehen. Wenn der Goldpreis weiter steigt, wird schließlich wieder Kapital in Goldaktien fließen – und wenn dies geschieht, könnte eine erhebliche Neubewertung folgen.

Marktkommentar von Adam Rozencwajg, Rohstoffexperte und Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Goehring & Rozencwajg.