Neue Weltordnung – neues Depot?
26.03.2025

Andreas Görler. Foto: © Pruschke & Kalm GmbH
„Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem, der Staat ist das Problem.“ Klingt nach Trump und Musk, stammt aber aus der Antrittsrede von Ronald Reagan vom 20. Januar 1981. Reagan war zwar Schauspieler, hatte aber politische Erfahrung als Gouverneur von Kalifornien von 1967 bis 1974 und war bereits Präsidentschaftskandidat im Jahr 1976. Die Präsidentschaftswahlen 1980 und 1984 gewann er jeweils klar. Damals gab es kein Internet und keine sozialen Medien, allerdings nutzte Reagan seine Popularität, galt als Patriot und war bei jungen Wählern beliebt.
Auch Reagan schwächte diverse Behörden und beförderte damit die Deregulierung, ähnlich wie zeitgleich Margret Thatcher in Großbritannien (1979-1990). Das war es dann aber schon mit Analogien aus der Vergangenheit. Reagan wählte den eher klassischen Weg durch Ausgabenkürzungen. Das führt dann regelmäßig auch zu Personalabbau in der Verwaltung, dauert aber länger und die Behörden entscheiden selbst, von welchen Mitarbeitern man sich trennt. Außerdem bemühte sich Reagan, politische Gegner zu überzeugen und blieb stets höflich.
Bei der aktuellen US-Regierung wirkt vieles erratisch, unorganisiert, aggressiv und oft dysfunktional. Internationale Bündnisse werden in Frage gestellt oder gekappt, politische Gegner provoziert, frühere Partner täglich via Internet unter Stress gesetzt und auch mal beleidigt. Gerne wird dabei mit einer Selbstverständlichkeit über Dinge „verhandelt“, die einem nicht gehören, wie beispielsweise Grönland, der Panama-Kanal oder die Ukraine.
Weltwährung US-Dollar
Noch ist der US-Dollar die Weltwährung, US-Staatsanleihen gelten als sicherer, liquider Hafen. Gerade in Krisenzeiten sind US-Staatsanleihen sehr gefragt, relevante Güter und Rohstoffe werden in US-Dollar bezahlt. Kurz nach der letzten Zinssenkung der Fed stiegen die Staatsanleihen-Renditen aber weiter an. Auch die Renditeaufschläge zu vergleichbaren europäischen Papieren erhöhten sich. Das kann auch als Zeichen von Skepsis gewertet werden. Die expansive Politik der neuen US-Regierung könnte den Haushalt stärker belasten.
Umstrukturierung in Depots?
Daher stellt sich die Frage nach der Verlässlichkeit der USA, sowohl auf der Ebene von Assets als auch auf der Währungsebene, was dazu führt, dass zunehmend nationaler gedacht wird oder andere Bündnisse gestärkt werden. Der ein oder andere Staat prüft, ob eine Ausrichtung zu den BRICS-Staaten oder direkt nach China eine bessere Option darstellt. Internationale Notenbanken strukturieren auch ihr Anleiheportfolio in Teilen um. Dabei sind deutsche und französische Staatsanleihen aber auch Rententitel aus kleineren Währungsräumen wie Australien und Neuseeland gefragt. Große bekannte Investoren, wie der norwegische Staatsfonds, sind beispielsweise „nur“ mit ca. 40 Prozent des Gesamtvermögens in US-Aktien investiert. Inkl. Anleihen und Immobilien liegt das US-Engagement hier bei ca. 50 Prozent. Beim deutschen KENFO-Fonds für die kerntechnische Entsorgung liegen die Quoten deutlich unter 50 Prozent. Beide erzielen damit ordentliche Renditen, verfolgen natürlich aber andere Ziele als ein durchschnittlicher Privatanleger. Trotzdem ist es für Privatanleger legitim zu prüfen, ob Depotstrukturen mit hohem US-Anteil angepasst werden müssen.

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