Nein, im Jahr 2024 wird es keinen Wall-Street-Crash geben: Das sind die Gründe

12.12.2023

Abbildung: The Motley Fool

Mit einer möglichen Zinserhöhung der Federal Reserve auf über 7 % werden die Stimmen immer lauter, die die derzeitige Wirtschaftslage mit dem Wall-Street-Crash von 2008 vergleichen. Dementsprechend fragen sich immer mehr Anleger, ob sie ihr Handelsportfolio bei ihrem Online Broker umstellen oder gar auflösen sollten.

Doch wie wahrscheinlich ist ein Crash, wenn die Fed weiterhin den Leitzins strafft? Im folgenden Beitrag zeigen wir, warum sich Anleger nicht um eine neue Weltwirtschaftskrise sorgen müssen.

Das Verhältnis zwischen Leitzins und Aktienmarkt

Warum sorgen sich so viele Anleger um einen höheren Leitzins der Fed? Warren Buffett fasst das Verhältnis zwischen Leitzins und Aktienmarkt wie folgt zusammen: „Zinsen sind für die Preise von Vermögenswerten das, was die Schwerkraft für den Apfel ist.“ Wenn die Zentralbank den Leitzins erhöht, verteuert sich hierdurch die Kreditaufnahme für Banken, was dazu führt, dass sie höhere Zinsen an Verbraucher und Unternehmen weitergeben.

In diesem Umfeld neigen Unternehmen dazu, Investitions- oder Expansionspläne aufzuschieben, denn hohe Zinsen bedeuten höhere Kosten für die Kapitalbeschaffung. Das kann die Gewinne der Unternehmen beeinträchtigen, da sie mehr für Kredite oder die Refinanzierung von Schulden zahlen müssen. Dadurch werden Investitionen zurückgehalten und das Gewinnwachstum gedämpft, was sich auch auf die Aktienkurse auswirkt.

Gleichzeitig verliert auch der Aktienmarkt bei Anlegern an Anziehungskraft. Bei hohen Zinsen sind festverzinsliche Anlagen wie Anleihen attraktiver, da sie potenziell höhere Renditen bieten. Das kann dazu führen, dass Anleger ihr Geld eher in Anleihen investieren als in Aktien, was den Aktienmarkt weiter beeinträchtigt.

Gleichzeitig muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass ein straffer Leitzins nicht zwangsläufig zu einem Rückgang des Aktienmarktes führt, vor allem dann nicht, wenn die Zinserhöhungen in wirtschaftlichen Aufschwungphasen erfolgen. Unternehmen verzeichnen in diesen Zeiten oft Umsatz- und Gewinnsteigerungen, während private Haushalte von steigenden Einkommen profitieren.

Abbildung: Warburg Navigator

Die Weltwirtschaftskrise 2008: ein Überblick

Die Weltwirtschaftskrise von 2008 war eine der schwersten wirtschaftlichen Krisen seit der Großen Depression in den 1930er Jahren. Sie wurde durch das Platzen einer Immobilienblase in den USA ausgelöst, die sich zu einer globalen Finanzkrise ausweitete.

Die Ursachen der Krise lagen in riskanten Hypotheken, insbesondere in den USA, wo Banken risikoreiche Hypothekenkredite an Menschen vergaben, die sich diese eigentlich nicht leisten konnten. Diese Hypotheken wurden anschließend zu komplexen Finanzprodukten gebündelt und weltweit verkauft. Als die Immobilienpreise sanken und Kreditnehmer ihre Zahlungen nicht mehr leisten konnten, brach das System zusammen.

Die Auswirkungen der Krise waren weitreichend. Banken auf der ganzen Welt gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, einige mussten staatliche Rettungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Der Kollaps großer Finanzinstitute wie Lehman Brothers im September 2008 verschärfte die Krise dramatisch und führte zu einem globalen Vertrauensverlust im Finanzsystem.

Abbildung: Gildenhaus

Die Ausgangslage 2024: wenig Grund zur Sorge

Auch wenn die derzeitige Wirtschaftslage alles andere als stabil ist, brauchen sich Anleger nicht um einen Aktien-Crash wie in den Ausmaßen von 2008 zu sorgen.

Shanna Strauss-Frank, Network Development Manager bei Freedom Finance Deutschland, sagt hierzu Folgendes: „Die heutige Wirtschaftslage ist anders als 2008 und es ist unwahrscheinlich, dass eine Erhöhung des Fed-Zinssatzes um 7 % zu einem ähnlichen Zusammenbruch führen würde. Außerdem ist das Finanzsystem heute viel stärker als im Jahr 2008. Banken verfügen über mehr Kapital und können Verluste besser verkraften. Darüber hinaus hat die Regierung eine Reihe von Reformen durchgeführt, um die Stabilität des Finanzsystems zu verbessern. Die aktuelle Wirtschaftslage ist ebenfalls deutlich besser als im Jahr 2008, mit einer niedrigen Arbeitslosenquote und einem positiven Wirtschaftswachstum. Der Wohnungsmarkt ist auch in einer deutlich besseren Verfassung.“

Zusammenfassend ist die Ausgangslage Ende 2023 anders als im Jahr 2008. Der Rückgang des Technologiesektors ist bereits überwunden. Große Technologieunternehmen wie Amazon, Alphabet, Microsoft und Meta konnten im letzten Jahr wieder ein erhöhtes Umsatz- und Gewinnwachstum verzeichnen. Der Boom durch künstliche Intelligenz könnte im Jahr 2024 einen weiteren Schritt nach vorne machen. Die Bank of America geht dementsprechend davon aus, dass der S&P 500 die 5000-Punkte-Marke im Jahr 2024 erreichen wird.

Die jüngste Markterholung ist auch auf die Überzeugung der Anleger zurückzuführen, dass die Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen wird, da die Inflation nachlässt. Während wir von der Fed erst im Dezember wieder ein Update erhalten, prognostizierte die Zentralbank, dass der Leitzins im nächsten Jahr um 50 Basispunkte sinken würde.