Munich Re gibt ERGO Rücken-Deckung
08.08.2016
Die Munich Re macht endlich die Restrukturierung der ERGO - sie kann es sich leisten © fotogestoeber - Fotolia.com
2.300 Millionen Euro Gewinn – großer Rückversicherer große Zahlen – da wird die Re-Strukturierung beim Erstversicherer ERGO nicht zu einer Belastungsprobe, sondern eine lösbare Herausforderung.
2016-08-09 (fw/db) Die global marktführende Munich Re Gruppe meldet für das zweite Quartal 2016 einen Gewinn von 974 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 1.075 Millionen Euro). Das hohe Quartalsergebnis konnte trotz Belastungen aus Großschäden und der planmäßigen Investitionen im Rahmen der Strategie beim Erstversicherer ERGO Group erzielt werden. Die Turbulenzen im Kapitalmarkt infolge der Brexit Entscheidung verkraftete Munich Re nach eigenen Angaben gut. „Mit unserem Halbjahresergebnis von 1,4 Mrd. € sind wir auf einem guten Weg, unser Jahresziel von 2,3 Mrd. € zu erreichen. Damit haben wir die Weichen für die Zukunft gestellt: Ich bin überzeugt, dass ERGO mit diesem Strategieprogramm beweglicher, innovativer, digitaler, wettbewerbsfähiger und letztlich erfolgreicher werden wird. Damit legen wir die Grundlage für zukünftiges Wachstum sowie für einen signifikanten und nachhaltigen Beitrag zum Konzernergebnis“, sagt Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender Munich Re zum aktuellen Ergebnis. Zum im zweiten Quartal 2016 ergänzte er: „Insgesamt haben wir im 2. Quartal mit 974 Mio. € ein überdurchschnittliches Ergebnis erwirtschaftet. Und das, obwohl wir nach vielen Quartalen ohne größere Schäden aus Naturkatastrophen im abgelaufenen Quartal mit Waldbränden in Kanada und Erdbeben in Japan höhere Belastungen zu verzeichnen hatten.“ Für Restrukturierungsaufwendungen im Rahmen des ERGO Strategieprogramms wurden zur Unterstützung im 2. Quartal 400 Millionen Euro brutto (160 Millionen Euro netto) verbucht.
Konkrete Ergebnisse des 2. Quartals
Das operative Ergebnis lag im 2. Quartal mit 1.463 (1.818) Mio. € noch unter dem des Vorjahresquartals. Das sonstige nicht operative Ergebnis stieg vor allem wegen positiver Währungseinflüsse um 313 Mio. € auf -120 (-432) Mio. €. Der Aufwand für die Ertragssteuern betrug -302 (-251) Mio. €. Das Eigenkapital stieg trotz Dividendenzahlung und Aktienrückkäufen im 2. Quartal auf 32 Milliarden Euro. Die risikoadjustierte Eigenkapitalrendite (RoRaC)lag in den ersten sechs Monaten bei 11,9 Prozent; auf das gesamte Eigenkapital wurde eine Rendite (RoE) von 8,9 Prozent verdient. Die gebuchten Bruttoprämien sanken im 2. Quartal um 4,3 Prozent von 12.467 auf 11.928 Millionen Euro. Bei unveränderten Wechselkursen wäre das Volumen der laufenden Prämien im Vergleich zum Vorjahresquartal nur um 1,4 Prozent gesunken.
Ergebnis: fast eine Milliarde Euro im 2. Quartal
Im Rückversicherungsgeschäft betrug das operative Ergebnis im 2. Quartal 1.009 (1.436) Millionen Euro. Der Anteil des Geschäftsfelds Rückversicherung am Konzernergebnis belief sich im 2. Quartal auf 992 (842) Millionen Euro. Maßgeblich für dieses Quartalsergebnis waren Währungsgewinne, die Munich Re mit maßvollen Abweichungen vom Prinzip der kongruenten Bedeckung von Verpflichtungen mit Kapitalanlagen in gleicher Währung vereinnahmen konnte, so z. B. infolge von leichten Überdeckungen in Yen und US-Dollar sowie einer bilanziellen Unterdeckung im britischen Pfund. Von Januar bis Juni steuerte die Rückversicherung 1.438 (1.510) Millionen Euro zum Konzernergebnis bei. Das versicherungstechnische Ergebnis der Lebensrückversicherung verbesserte sich und lag im 2. Quartal mit 103 (31) Millionen Euro im Rahmen der Erwartungen. Die Schaden- und Unfallrückversicherung erzielte im 2. Quartal einen Ergebnisbeitrag von 778 Millionen Euro. Die Schaden-Kosten-Quote lag bei 99,8 (93,3) Prozent der verdienten Nettobeiträge, im 1. Halbjahr bei 94,3 (92,8) Prozent. Da die Schadenmeldungen für die sogenannten Basisschäden früherer Jahre insgesamt weiterhin spürbar unter dem erwarteten Niveau liegen, konnten im 2. Quartal Rückstellungen in Höhe von 230 Millionen Euro aufgelöst werden. Dies entspricht 5,1 Prozentpunkten der Schaden-Kosten-Quote des 2. Quartals. Auch weiterhin strebt Munich Re an, Rückstellungen für neu auftretende Schäden insgesamt am oberen Rand angemessener Einschätzungsspielräume festzusetzen, so dass spätere Gewinne aus der Auflösung eines Teils dieser Rückstellungen möglich sind.
Stabile Prämien aber Druck auf die Margen
Die gebuchten Bruttobeiträge im Geschäftsfeld Rückversicherung sanken von April bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,1 % auf 6.960 (7.108) Mio. €. Bei unveränderten Wechselkursen wäre der Umsatz um 1,9 % gestiegen. Im Segment Lebensrückversicherung sanken die gebuchten Bruttobeiträge im 2. Quartal um 12,3 % auf 2.371 (2.704) Mio. €. Dieser Rückgang beruht maßgeblich darauf, dass ein Großvertrag ab 2016 mit nur reduziertem Volumen erneuert worden ist. Die Beiträge in der Schaden- und Unfallrückversicherung stiegen insgesamt um 4,2 % auf 4.589 (4.404) Mio. €. Auch bei unveränderten Wechselkursen wäre der Umsatz in diesem Rückversicherungs-Segment gestiegen. In der Erneuerungsrunde zum 1. Juli 2016 stand hauptsächlich Vertragsgeschäft aus den USA, Australien und Lateinamerika sowie von globalen Kunden mit einem Vorjahresgeschäftsvolumen von ca. 2,1 Mrd. € zur Erneuerung an. Der Druck auf Preise und Bedingungen hielt an, insbesondere bei Deckungen von Naturkatastrophen, die in dieser Erneuerungsrunde einen Anteil von rund 21 % hatten. Der Preisrückgang betrug -0,4 % (Vorjahreserneuerung 1. Juli 2015: -2,1 %); damit zeigten sich weitere Stabilisierungstendenzen. Das Prämienvolumen blieb nahezu stabil, da Munich Re preis- und zyklusmanagementbedingte Geschäftsrückgänge fast vollständig durch die Zeichnung attraktiven Neugeschäfts ausgleichen konnte. „Dank unseres strikten Zyklusmanagements bleibt unser Portfolio profitabel“, so Finanzchef Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied von Munich Re. ERGO: Re-Strukturierung läuft gut Das operative Ergebnis des Geschäftsfelds ERGO für die Monate April bis Juni stieg auf 445 (358) Mio. €. Das Konzernergebnis fiel im 2. Quartal auf -34 (215) Mio. €. Von Januar bis Juni verzeichnete das Geschäftsfeld einen Verlust von -59 (317) Mio. €. Darin sind auch Restrukturierungsaufwendungen von 400 Millionen Euro brutto (160 Millionen Euro netto) für das ERGO Strategieprogramm enthalten. Trotz der Unwetterereignisse Elvira und Friederike konnte eine Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote erreicht werden: Sie lag im Segment Schaden/Unfall Deutschland im 2. Quartal bei 93,3 Prozent. Im Segment International verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote im 2. Quartal auf 103,6 Proent, maßgeblich waren Rückstellungsverstärkungen. Die gesamten Prämieneinnahmen über alle Sparten hinweg sanken im 2. Quartal um 2,8 Prozent und beliefen sich auf 4.179 Millionen Euro. Die gebuchten Bruttoprämien sanken in diesem Zeitraum um 3,6 Prozent auf 3.792 Millionen Euro. Im Segment Leben/Gesundheit Deutschland sanken die Bruttobeiträge um 5,5 Prozent auf 2.188 Millionen Euro. Im Segment Schaden/Unfall Deutschland lagen sie mit 646 Millionen Euro leicht über Vorjahresniveau. Im Segment International fielen sie um 2,3 Prozent auf 958 Millionen Euro. Das im Juni vorgestellte Strategieprogramm erfasst alle wesentlichen Aktivitäten der ERGO, es reicht vom Vertrieb über die Produkte bis zur Verwaltung des Geschäfts. „ERGO macht sich mit hohen Aufwendungen fit für die Zukunft.“ So investiert ERGO einen Betrag von netto 1 Mrd. € bis 2020. Die Mittel fließen zu einem großen Teil in die Modernisierung der IT. Wir nutzen die Chancen der Digitalisierung für eine erfolgreiche Zukunft von ERGO“, so Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender von ERGO und Vorstandsmitglied von Munich Re.
Kapitalanlage-Ergebnis bis zu drei Milliarden Euro
Der Bestand an Kapitalanlagen zu Marktwerten (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) stieg zum 30.6.2016 im Vergleich zum Jahresende 2015 auf 237.519 (230.529) Mio. €.
Das Kapitalanlageergebnis entspricht einer Rendite von 4,7 Prozent
Von April bis Juni 2016 stieg das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 2.750 (2.521) Mio. €. Wertveränderungen der Derivate wirkten sich im 2. Quartal mit 176 Mio. € aus und damit deutlich positiver als im 1. Quartal 2016 (74 Mio. €). Insbesondere der Zinsrückgang im 2. Quartal führte zu spürbar höheren Bewertungen der Zinsabsicherungsinstrumente. Der Saldo aus Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate betrug rund 900 Mio. €. Die Aktienquote fiel zum 30.6.2016 auf 3,6 Prozent, einschließlich aktienbezogener Derivate. Munich Re hatte im Vorfeld des Brexit-Votums die Exponierung insgesamt inklusive Derivaten gegenüber Aktien reduziert. Der größte Teil der Kapitalanlagen zu Marktwerten lag mit rund 90 Prozent weiterhin bei festverzinslichen Wertpapieren, Darlehen und kurzfristigen festverzinslichen Anlagen. Vermögensverwalterin für die Gruppe ist die MEAG. Sie betreute neben den konzerneigenen Kapitalanlagen zum 30.6.2016 Kapitalanlagen für Dritte im Wert von 18,6 Milliarden Euro.
Ausblick 2016: Konzernziel bleiben 2.300 Millionen Euro Gewinn
Im 1. Halbjahr ergaben sich in den einzelnen Berichtssegmenten Abweichungen von den erwarteten Ergebnissen, die sich auch im Jahresergebnis niederschlagen – so etwa wegen der naturgemäß auftretenden Schwankungen beim Großschadenanfall oder beim Kapitalanlageergebnis. Entsprechend passt Munich Re ihre Erwartungen im Vergleich zu den Angaben des im Mai 2016 veröffentlichten Quartalsberichts für 2016 wie folgt an: Für das Segment ERGO Schaden/Unfall Deutschland wurde zu Jahresbeginn eine Schaden-Kosten-Quote von 95 Prozent erwartet. Nun rechnet Munich Re aufgrund der anfallenden Investitionen im Rahmen des ERGO Strategieprogramms mit einer Quote von 98 Prozent. Vorbehaltlich des Großschadenverlaufs und der Gewinn- und Verlustauswirkungen gravierender Währungskurs- oder Kapitalmarktbewegungen, signifikanter Änderungen der steuerlichen Rahmenbedingungen und anderer Sondereffekte strebt Munich Re weiterhin ein Konzernergebnis von 2,3 Milliarden Euro an.