Morgen & Morgen: Trendwende bei Lebensversicherungen

29.01.2024

Foto: Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating, Morgen & Morgen © Morgen & Morgen

Nach einer jahrelangen Talfahrt hatten viele Versicherer im vergangenen Jahr die Wende eingeleitet und ihre Überschussbeteiligung erhöht. Dieser Trend setzt sich nun fast marktweit fort. Zum Jahreswechsel hat erneut keine Versicherungsgesellschaft ihre Überschussbeteiligung gesenkt, 37 Versicherer haben sie angehoben – 17 mehr als im vergangenen Jahr. 13 Versicherer halten die Beteiligung an ihren Überschüssen konstant. Das geht aus der aktuellen Analyse von Morgen & Morgen hervor, die die Überschussbeteiligungen von 50 Lebensversicheren untersucht.

Der Großteil bietet eine Überschussbeteiligung von über zwei Prozent

42 Versicherer liegen inzwischen bei mindestens zwei Prozent Verzinsung. In diesem Jahr bieten nur noch acht Gesellschaften ihren Kunden eine Überschussbeteiligung von unter zwei Prozent. Im vergangenen Jahr waren es noch 21 Versicherer. 13 Versicherer halten ihre Deklaration konstant und erhöhen nicht. Das waren 2023 noch 33 Gesellschaften.

„Der Trend, die Überschüsse zu erhöhen, setzt sich marktweit fort und führt dazu, dass inzwischen ein Großteil der Gesellschaften ihren Kunden eine Verzinsung von mindestens zwei Prozent bieten“, fasst Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating, die verbraucherfreundliche Entwicklung zusammen.

Im Mittel liegen die laufenden Verzinsungen der 50 Gesellschaften 2024 bei 2,4 Prozent, im Vorjahr waren es 2,1 Prozent. Die höchste Beteiligung an den Überschüssen bietet ein Versicherer mit 3,25 Prozent. Im Vorjahr lag das Maximum bei 3 Prozent. Die geringste Verzinsung beträgt 1,6 Prozent. Im Vorjahr waren es 1,25 Prozent.

Von den analysierten 50 Gesellschaften haben 37 Gesellschaften ihre Überschüsse von 2023 auf 2024 im Durchschnitt um 0,4 Prozentpunkte erhöht. 2023 waren es 0,3 Prozentpunkte. Die höchste Steigerung liegt bei einem Prozentpunkt und ist damit höher als im Vorjahr (0,85 Prozentpunkte). Mit 0,1 Prozentpunkten liegt die niedrigste Erhöhung unter dem Wert von 2023 (0,15 Prozentpunkten). „Für einzelne Tarife gibt es abweichende Deklarationen – vor allem bei den neueren Tarifen, wie Indexpolicen und neue Klassik. Hier erkennen wir höhere Beteiligungen“, sagt Saal.

Überschusserhöhungen im Kontext

In diesem Jahr ist die Zinssituation am Markt erstmalig wieder so, dass die Versicherer keine Aufwände für die Zinszusatzreserve stemmen müssen. Dies liegt daran, dass der Referenzzins konstant bleibt und nicht wie in den Vorjahren weiter sinkt.

Der Zinsanstieg hat in vielen Bereichen Auswirkung auf die Situation der Lebensversicherer. Der große Hebel, der bei den meisten Gesellschaften kurzfristig Mittel für Überschusserhöhungen freigesetzt hat, sind die nicht mehr notwendigen Aufwände für die Zinszusatzreserve, die die Versicherer bilden mussten, um die teilweise hohen Garantiezinsen in den Beständen abzusichern.

Im Gegenzug wurden sogar Mittel frei: Statt die Zinszusatzreserve weiter auszubauen, wurde die Zinszusatzreserve in diesem Jahr bei fast allen Versicherern abgeschmolzen.

Ob die Versicherer die Überschussbeteiligungen und im Neugeschäft gegebenenfalls die Rechnungszinsen anheben, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Die Garantiebelastung des Bestandes und die Struktur der Kapitalanlage sind bei jedem Versicherer unterschiedlich, zusätzlich spielt die Geschäftspolitik eine große Rolle. „Die Deklaration ist eine äußerst individuelle Entscheidung. Wir sehen aktuell einen stabilen Markt, der die Versicherten an dem Aufwärtstrend partizipieren lässt und attraktive Angebote generiert“, zieht Saal das Fazit. (mho)