Möller erhält Preis - und kritisiert
12.11.2019
v.l.n.r: Moderatorin Susanne Schöne, Defino-Vorstand Dr. Klaus Möller, DIN-Chef Christoph Winterhalter / Foto: © Defino Institut
Dr. Klaus Möller hat vom Deutschen Institut für Normung einen Preis erhalten. Seine Dankesrede nutzte der Defino-Vorstand für Kritik an Teilen der Vermittlerschaft– und gab ihnen einen Tipp auf den Weg. Ein anderer bekannter Kopf der Branche machte sich für die Nutzung der Norm stark.
In der Feierstunde des Deutschen Instituts für Normung erhielt Dr. Klaus Möller aus den Händen von DIN-Chef Christoph Winterhalter den Anwenderpreis 2019. Der Defino-Vorstand wurde dafür ausgezeichnet, dass er mit der DIN-Norm 27730 „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“ die erste in Deutschland entwickelte Norm zur Verbesserung der Beratungsqualität in der Finanzbranche initiiert und als Obmann im DIN-Ausschuss vorangetrieben hat. In seiner Rede betonte Möller, dass er den Preis stellvertretend für alle entgegennehme, die innerhalb und außerhalb der Ausschüsse konstruktiv an der Entwicklung der DIN SPEC 77222 und der daraus entwickelten DIN-Norm 77230 mitgearbeitet hätten die den Mut gehabt hätten, sich bereits auf die DIN SPEC und die noch junge Norm einzulassen. Sie alle würden von ersten messbaren Erfolgen berichten.
Zugleich kritisierte Möller aber auch, dass in der Finanzbranche immer noch eine wenig kundenorientierte Definition von „Individualität“ weit verbreitet sei. „Anders als in den technischen Sparten der Wirtschaft wollen viele Protagonisten unserer Branche noch nicht begreifen, dass standardisierte Prozesse kundenindividuelle Ergebnisse nicht behindern, sondern tatsächlich ermöglichen und gewährleisten. Viele Vermittler und Finanzberater verwechseln bei dem Begriff Individualität nach wie vor das vollständige Eingehen auf den kundenindividuellen Bedarf mit persönlicher Selbstverwirklichung“, so Möller. Diese Sichtweise führe zu einem in sich verkehrten Beratungsansatz. Möller ermuntere neben seiner Kritik die Finanzbranche aber auch dazu, den Vorbildern zu folgen und den Paradigmenwechsel zu wagen, den die Umstellung vom ausschließlichen Produktverkauf zur bedarfsorientierten Finanzanalyse für viele Vermittler bedeutet. In der aktuellen Poolstudie von BrunotteKonzept geben bereits rund 60 % der befragten Pools und Verbünde in Deutschland an, die DIN-konforme Basis-Finanzanalyse in ihre Prozesse implementiert zu haben oder die Einführung vorzubereiten.
Anlässlich der Preisverleihung formulierte Versicherungsexperte und Defino-Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Hans-Peter Schwintowski auch seine Einschätzung „dass sich die DIN-Analyse auf jeden Fall durchsetzen wird. Die Finanzdienstleister sollten sich heute nicht mehr fragen, ob sie die Norm eines Tages nutzen werden, sondern nur, ob man zu den Ersten oder den Letzten gehören will.“ Die DIN-Norm 77230 habe den entscheidenden Impuls dafür gesetzt, noch eine ganze Reihe weiterer notwendiger und sinnvoller Normen zu entwickeln, und sei daher als Projekt zu Recht ausgezeichnet worden. (ahu)