Mit großen Schritten nach vorne

03.05.2019

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Nach einigen durchwachsenen Jahren ist das Thema Schwellenländer-Investment wieder deutlich positiver besetzt. Hier kann sich für Sie insbesondere ein Blick auf das pulsierende Asien lohnen. Die sogenannten Tigerstaaten überzeugen langfristig mit strukturellen Vorteilen.

Die südostasiatische Region wird zum Kraftzentrum in der Welt. Bereits seit mehr als fünf Jahrzehnten gibt es das Staatenbündnis ASEAN, das für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Stabilität der Region unverzichtbar ist. Erst im vergangenen Jahr hatte die Großmacht China angekündigt, vor dem Hintergrund des schwelenden Handels-konflikts mit den Vereinigten Staaten die Bemühungen einer asiatischen Freihandelszone weiter voranzutreiben. Zum Wohle aller Beteiligten, zuvorderst der Chinesen. Somit könnte ein wirtschaftlich starker Wirtschaftsverbund von mehr als zehn Ländern entstehen, die knapp die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren. Stärke durch Zusammenschluss zur Größe. Denn es handelt sich eben vor-wiegend um Länder, die noch nicht so fortgeschritten sind, die noch mehr Aufholpotenzial zur Weltliga haben. Indonesien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, die Philippinen, Thailand und Vietnam sind die wichtigsten. Und die Fundamentaldaten und strukturellen Faktoren sprechen eine eindeutige Sprache. Zum Vorteil der Tigerstaaten. Cornel Bruhin, Fondsmanager des MainFirst – Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced und des MainFirst – Emerging Markets Credit Opportunities Fund, bemerkt: „Staaten wie Indien, Indonesien, Vietnam und die Philippinen wachsen weiter kräftig. Eine Ursache dafür: Die Löhne in China sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen und vor allem die chinesischen Küstenregionen sind bei weitem kein Tieflohnproduzent mehr. Aufgrund dessen verlegen chinesische Unternehmen ihre Produktion zunehmend in Regionen, in denen Lohnniveaus markant tiefer liegen – entweder landeinwärts oder in andere asiatische Tieflohnländer wie Bangladesch oder Indonesien.“ Auch Min Feng, Senior Investment Specialist Asia, Nomura Asset Management, blickt auf die Vorteile dieser Region und fügt in diesem Kontext insbesondere das hohe Wachstumspotenzial dank der günstigen demografischen Struktur an. „Darüber hinaus können südostasiatische Länder von diesem Handelskonflikt als Begünstigte von Importsubstitution für USA und China sowie Produktionsverlagerung aus China hervorgehen“, so Investmentspezialistin Feng. Und tatsächlich ist beispielsweise der demografische Faktor ein entscheidendes Argument für eine mögliche Investition. Während wir im Westen uns zunehmend Gedanken über die „Vergreisung“ machen, liegt dort das Durchschnittsalter weit unter dem uns bekannten Niveau. Deren Median-Alter liegt zwischen 23 und 34 Jahren, in Deutschland steht es bei mehr als 48 Jahren. Und die Popularität zeigt sich auch unter einem anderen Gesichtspunkt – der Tourismus nach Südostasien boomt. Allein nach Vietnam reisten 2018 mehr als 15 Mio. internationale Besucher. Für das laufende Jahr ist abermals mit einer Steigerung zu rechnen. Das spült Einnahmen in die Kassen; der Konsum wird unmittelbar profitieren. Antti Raappana, Chief Portfolio Manager of the fund Danske Invest SICAV – Emerging and Frontier Markets Class A sieht im strukturellen Faktor der demografisch günstigen Entwicklung eine Chance, die aber vor Ort (Stichwort Bildung, Jobs) genutzt werden müsse: „On the other hand, demographic dividend can be strong force of growth and dynamism in the economy benefitting several sectors from construction to discre-tionary spending, but only if people are provided with relevant education and can land a decent job. Otherwise, frustrated, young population can turn into source of social and political instability“ („Auf der einen Seite kann der demografische Faktor einen starken Wachstumsimpuls und Dynamik in der Wirtschaft auslösen, von der mehrere Sektoren profitieren, vom Bau bis zu den Ausgaben, aber nur, wenn die Menschen auch über eine einschlägige Bildung verfügen und sie eine adäquate Beschäftigung ausüben können. Andernfalls kann eine enttäuschte junge Bevölkerung zur Quelle sozialer und politischer Instabilität werden“), so Portfoliomanager Raappana. Nun ist in der jüngeren Vergangenheit insbesondere ein weiterer wirtschaftlicher Aspekt in das Zentrum der Betrachtung gerückt. Die Handelsstreitigkeiten der USA mit China und möglichen Implikationen auf die Staaten Südostasiens. Fondsmanager Bruhin ist hierbei der Ansicht, dass sich unter Umständen die Verlagerung von Teilen der Produktion von „Low cost“-Produkten von China in andere Länder, eben auch nach Südostasien, beschleunigen könne. Ein Argument, das von Jason Pidcock, Fondsmanager des Jupiter Asia Pacific Income SICAV, so unterstrichen wird: „Für Hersteller ist China immer seltener der Standort der Wahl was Investitionen angeht, weil das chinesische Lohnniveau zunehmend weniger wettbewerbsfähig ist. Dadurch wird Südostasien attraktiver. Innerhalb dieser Region sticht vor allem Singapur heraus, denn es dient für viele Unternehmen als idealer Standort für deren regionale Zentrale.” Auch Vietnam könnte als Profiteuer hervorgehen. Das Land exportiert bereits aktuell viele Produkte, die auch der große übermächtige Nachbar China an die Vereinigten Staaten verkauft. Wenn die vietnamesischen Produzenten ihre Produktionsleistung hochfahren, wären die positiven Effekte für die Ökonomie des kleinen Landes enorm. Die Wirtschaftsleitung könnte um 3 % nach oben gehen.

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