Mensch Meier – ein merkwürdiger Mensch
21.11.2014
Braucht die deutsche Assekuranz den Rat von Philosophen und Schiedsrichtern? Zwei Vorträge in diesem Jahr beweisen – das Denken aus Kundensicht stärkt Philosophie und Image der Branche.
2014-11-22 (fw/db) Verbraucherschützer, einige Politiker und Medien schwächen durch Kritik und Skandal-Vorwürfe den Ruf der Versicherer und den der Versicherungsvermittler. Die Branche reagiert darauf und stärkt sich durch branchenfremde Experten.
Der deutsche Philosoph Richard David Precht empfahl, auf dem PKV-Forum 2014 der Continentale Gegenseitigkeitsversicherer in Köln (finanzwelt 10.9.2014), die Menschen und Kunden direkt anzusprechen, um über persönliche Betroffenheit den individuellen Nutzen und Mehrwert von Versicherungen darzustellen.
Auf dem Business Forum in Karlsruhe, das die BGV/Badischen Versicherungen, ein öffentlich-rechtlicher Versicherer, gemeinsam mit der genossenschaftlichen PSD-Bank organisiert hatte, sagte der Schiedsrichter Urs Meier letzte Woche, dass „die Assekuranz ihren Mehrwert stets aus Kundensicht darstellen soll“.
Roger Zimmermann von Speakers Excellence kündigte mit Urs Meier einen Redner an, der als internationaler Schiedsrichter und Spielleiter ein Experte für Ziele und richtige Entscheidungen sei. Heinz Ohnmacht, Vorstandsvorsitzender BGV, ergänzte: „Von Urs Meier können wir etwas über Entscheidungen und die richtige Einstellung zu Menschen lernen.“
Urs Meier sprach zum Thema „Du bist die Entscheidung“. Meier sagt aus seiner Erfahrung als Spielleiter: „Triff schnelle Entscheidungen und stehe für Deine Entscheidung auch gerade.“
Spielleiter entscheiden unter extremen Bedingungen
Meier schilderte, dass Schiedsrichter als Spielleiter etwa 130 „sichtbare“ Entscheidungen pro Spiel treffen. Die „unsichtbaren“ Entscheidungen – also ohne ein ‚Pfiff‘ des Schiedsrichters – liegen doppelt so hoch bei 250 bis 300 Entscheidungen. Das sind für den Spielleiter im Fußball 5-6 Entscheidungen pro Spielminute. Dabei läuft der Spielleiter 12 bis 40 Kilometer in 90 Minuten und hat einen Pulsschlag von 158 im Durchschnitt. Die Entscheide werden alle während einer sportlichen Höchstleistung des Entscheiders getroffen.
Fairness als Leitgedanke
„Fair ist es, von den Spielern oder Mitmenschen aus zu denken“, sagt Meier. „Schade ich mit meiner Entscheidung Mitmenschen, Kunden, Bekannten oder Verwandten, dann habe ich mich zumeist nicht fair verhalten. Grundsätzlich ist Fairness vom Anderen aus zu denken“, so definiert Meier faires Verhalten im Spiel und dem Alltag.
Führen bedeutet entscheiden
„Führungskräfte haben Entscheidungen zu treffen. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Ein Manager ‚pfeift‘ nicht nur, sondern er leitet ein Team oder ein Unternehmen. Nach Entscheidungen kommen immer die Anderen, selten die Betroffenen. Im Fußball sprechen wir da von einer ‚Rudelbildung‘. Die ist übrigens umso größer, je später ein Entscheid getroffen wird“, weiß Meier aus seiner langen Erfahrung als internationaler Schiedsrichter und Spielleiter.
Seien Sie merk-würdig
Eine sehr logische – wenn auch überraschende – Empfehlung, sprach Meier zum Thema Charisma und Wirkung auf Dritte aus: „Führungskräfte müssen echt und authentisch sein, kurz: merk-würdig. Wenn Sie es wert sind, dass Ihre Mitmenschen oder Mitarbeiter, es würdig finden Sie sich zu merken, dann wächst Ihr Charisma. Das hat mit der Berechenbarkeit zu tun. Sie stehen dann für Fairness und Entscheidungs-Stärke.“
„Merk-würdige Führungskräfte spüren, wenn ihre Mitarbeiter ein Lob für die Eigenmotivation brauchen. Manchmal ist eine positiv formulierte Kritik eine Alternative“, sagt Meier.
Diese Aussage trifft auch auf den Urs Meier selbst zu. Der Schweizer ist eine „merk-würdige“ Persönlichkeit.
Ein Leben wie eine Berg-Besteigung
„Wenn Menschen den Mount Everest besteigen, dann haben sie beim Aufstieg die größten Entbehrungen. Im Leben entspricht das, den Entbehrungen beim Aufstieg im Beruf, unter denen zumeist die Familie leidet“, mahnt Meier. „Entscheidend wird es aber beim Abstieg. Also wenn der Gipfel erreicht wurde, das Ziel umgesetzt ist, dann geht es an den sicheren Abstieg. Im Alltag haben Sie vor dem sicheren Abstieg tolle Geschäfte, eine Karriere, eine tolle Frau, liebenswerte Kinder – aber wie beim sicheren Abstieg in den Bergen, dürfen Sie jetzt nicht arrogant werden. Die Arroganz verleitet zu Fehltritten – die nicht nur tödlich sein können, sondern immer eine Gefahr sind.“
Visionen und Taten verändern gemeinsam die Welt
„Visionen und Taten zusammen, können die Welt verändern. Versagt nicht, wenn Ihr Pech habt und auch nicht wenn Ihr Glück habt. Achtet auf die kleinen Momente, wenn Ihr Glück habt – diese kleinen Glücksmomente sind wichtig. Genießt die Glücksmomente mit Euren Lieben, den Freunden und Mitarbeitern“, so endet Urs Meier seinen Vortrag.
Fazit
Er ist ein „merk-würdiger Mensch“, der Meier aus der Schweiz. Es ist absolut würdig sich diesen Menschen und seine Gedanken zu merken – danke Urs.
Dietmar Braun