Meinung A.D.: Die bayrische Hackerpost

30.11.2023

Axel Daffner schreibt "A.D." - Foto: © Pegasos Capital

Es war einmal ein kleiner Junge namens Axel, der von Technologie fasziniert war. Bereits in jungen Jahren verbrachte er Stunden vor seinem Computer, experimentierte mit Programmen und entdeckte die faszinierende Welt des Internets. Seine Eltern bewunderten seine Neugierde sowie Leidenschaft und unterstützten ihn, wo es nur ging.

Eines Tages fand er im Alter von gerade zwölf Jahren auf einem Münchener Flohmarkt ein Angebot für zahlreiche Computerspiele auf Disketten für nur drei Deutsche Mark – ein unschlagbares Angebot. Zuhause angekommen probierte er die Disketten auf seinem C-64 aus. Spiele wie Back to the future oder Commando waren dabei, ein echter Fang. Doch bei einer Diskette wurde sein Bildschirm schwarz, und sein Computer zeigte den Text an:

DR.DR.STROBE&PAPA HACKER WAS HERE! COPROGRAMMER: GARFIELD HALLO DICKERCHEN, DIES IST EIN ECHTER VIRUS!

Panik überkam ihn, als er erkannte, dass er seinen heißgeliebten Computer zerstört hatte. Völlig verwirrt und verzweifelt versuchte Axel, den Computer neu zu starten, doch es war zu spät. Der Virus hatte bereits Schaden angerichtet und der Bildschirm zeigte immer denselben Text an. Er war geschockt und verstand nicht, was passiert war.

Er beschloss, seinen Vater um Hilfe zu bitten, der bei Siemens arbeitete. Axels Vater erklärte ihm geduldig, dass ein Computervirus eine Art bösartiger Software ist, die Computer infiziert und Schaden anrichtet. Er begriff, dass man nicht einfach fremde Disketten in seinen Computer reinsteckt. Axel hatte sich das BHP-Virus eingefangen – BHP steht für Bayrische Hackerpost, eine Münchener Fachzeitschrift für Programmierer. Über Leserbriefe hatten sich Programmierer kennengelernt mit dem gemeinsamen Ziel ein Computervirus für den Commodore 64 zu programmieren. Ziel war hier nicht Daten zu stehlen oder Lösegeld zu fordern, sondern Computernutzer auf die Gefahren von Schadsoftware hinzuweisen. Axel hatte sich also das erste Virus für den C64 eingefangen – Made in Bavaria.

Gemeinsam mit seinem Vater arbeitete er daran den Virus zu entfernen und seinen Computer zu reparieren. Sie nutzten das Antivirenprogramm BHP-Killer und lernten, wie man sich vor solchen Bedrohungen schützt. Axel war erstaunt über die raffinierten Methoden, mit denen Hacker sich unbemerkt auf Computer schleichen konnten.

Heutzutage gibt es quasi keine Computerviren für Privatpersonen mehr, das lohnt sich für Hacker nicht mehr. „Das Geschäftsmodell“ mit Computerviren hat sich mittlerweile stärker auf Unternehmen verlagert: Hacker haben inzwischen ihre Strategie geändert: Sie attackieren die Unternehmen mit den richtig tiefen Taschen, stehlen deren Kundendaten, um sie zu verkaufen, weiterzuverwenden oder um sie zuverschlüsseln Lösegeld zu fordern, in der Regel in Bitcoin oder Monero. Aus diesem Grund haben die führenden Anbieter von Antivirensoftware für private Computer wie Norton, McAfee oder Avast gewissermaßen auch ihr Geschäftsmodell geändert und bieten nun primär Lösungen für Rechenzentren an. Aus einem B2C Geschäft ist inzwischen fast ein reines B2B Geschäft geworden. Deshalb haben sich Cybersecurity-Firmen wie Zscaler oder Palo Alto etabliert, die nie ein Privatkundengeschäft hatten, sondern primär nur große Datacenter als Kunden.

Eines ist aber sicher: Die Bayrische Hackerpost bekommt mich mit ihren Virus-Disketten nicht mehr so schnell! Die einzigen Viren, die mich aktuell beschäftigen, sind die Herbst-Klassiker, die mein Sohn aus der Grundschule mitbringt oder die Grippeviren, die mir auf meinen Geschäftsreisen für den ART Transformer Equities (ISIN DE000A2PB6R4) in den Zügen der Deutschen Bahn entgegen gehustet werden.

In diesem Sinne: “g’sund bleim”!

Kolumne von Axel Daffner, Geschäftsführer von Pegasos Capital

Disclaimer:

„A.D.“ steht für zwei Dinge: Zum einen für Axel Daffner als Autor, zum anderen für „außer Dienst“, denn es ist meine private Meinung, die nicht notwendigerweise kongruent sein muss, mit der Meinung, die ich als einer der Geschäftsführer von Pegasos Capital vertrete. Dieser Artikel stellt Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.

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