Mehr Rückenschmerzen wegen Corona

07.10.2020

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Zu wenig Bewegung zählt zu den Hauptursachen für Rückenprobleme. In der Corona-Zeit kam noch ein weiteres Problem dazu: Die Angst vor dem Arztbesuch. Das zeigt eine Untersuchung von Swiss Life. Auch die Arbeitgeber kommen dabei nicht gut weg.

„Rückenschmerzen sind zu einer Volkskrankheit geworden“, so Stefan Holzer, Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland. Wie groß das Problem mittlerweile ist, zeigt eine repräsentative YouGov-Studie im Auftrag von Swiss Life. Demnach haben in den vergangenen Monaten acht von zehn Menschen unter Rückenproblemen gelitten. Bei einem knappen Drittel der Befragten sind die Beschwerden häufiger aufgetreten. Vor allem die Ausnahmesituation wegen Corona verschlimmert das Problem: So hat jeder zehnte Befragte öfter Schmerzen, seitdem sich die Welt wegen dem Virus im Ausnahmezustand befindet. Der wesentliche Grund ist die Angst vor einer Corona-Infektion: Deshalb haben 37 % der Befragten, die nun häufiger über Rückenschmerzen klagen, einen Arztbesuch verschoben und ihre Rückenleiden nicht behandeln lassen. Ob man unter Rückenschmerzen leidet oder nicht, hängt laut den Umfrageergebnissen sowohl mit dem Geschlecht als auch dem Wohnort zusammen: So klagen zwar 38 % aller Frauen, aber nur 23 % aller Männer häufig über Rückenschmerzen. Bewohner von Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind zudem deutlich häufiger von den Problemen betroffen, während Einwohner Bayerns, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns davon häufiger verschont bleiben.

Daher kommen die Schmerzen

Inzwischen arbeiten die meisten Menschen im Büro und sind deshalb einen großen Teil des Tages zu relativ wenig Bewegung verdammt. Wer dann seine Freizeit noch eher immobil verbringt, merkt das schnell am eigenen Körper. So machen 39 % der Befragten mangelnde Bewegung für ihre Rückenschmerzen verantwortlich. Aber auch die Zeit der entspannenden Untätigkeit ist ein wesentliches Problem: 35 % der Betroffenen sehen eine schlechte Matratze oder einen mangelhaften Lattenrost als Ursache für ihre Probleme an, den Bürostuhl oder den Schreibtisch machen 34 % als Schuldigen aus. Ein wesentliches Problem ist auch, dass Rückenschmerzen meist falsch behandelt werden, denn ein Viertel der Betroffenen setzt vor allem auf Medikamente. „Diese sind jedoch oft wirkungslos und schaden mehr als sie nützen, weil sie nicht die Schmerzursachen bekämpfen, und bergen zudem die Gefahr erheblicher Nebenwirkungen sowie der Abhängigkeit“, mahnt Schmerzspezialist und Bestseller-Autor Roland Liebscher-Bracht. Er empfiehlt, stattdessen geeignete Übungen zu machen, die direkt an den Ursachen ansetzen. Dieser Empfehlung folgen bereits viele Betroffene: 41 % der Befragten bewegen sich mehr, 25 % praktizieren Entspannungsübungen. Viele sind aber offenbar auch zu geizig, etwas gegen ihre Probleme zu unternehmen: So haben lediglich 24 % ihre Matratze oder ihren Lattenrost getauscht.

Arbeitgeber sind gefordert

Auch die Arbeitgeber könnten viel für die Rückgengesundheit ihrer Mitarbeiter tun. So klagen 43 % der Betroffenen über fehlende Maßnahmen für einen gesunden Rücken am Arbeitsplatz. Gerade einmal 22 % sagen, dass bei ihnen im Büro ergonomisches Arbeiten möglich sei, nur 8 % berichten, dass ihr Arbeitgeber sie bei ergonomischen Ausstattungen ihres Homeoffices unterstützen würde. Lediglich 17 % Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern Sport- und Entspannungsangebote.

Dabei sollten Arbeitgeber durchaus ein Interesse an der Rückgengesundheit ihrer Mitarbeiter haben. „Erkrankungen am Bewegungsapparat sind mittlerweile der zweithäufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit“, berichtet Stefan Holzer. So sind laut einer aktuellen Datenauswertung von Swiss Life Deutschland 24 % aller regulierten Leistungsfälle in der BU-Versicherung auf Erkrankungen am Bewegungsapparat zurückzuführen – Tendenz steigend. „Gerade in einer schwierigen Situation möchten sich Menschen auf ihre Genesung konzentrieren und sich nicht mit finanziellen Sorgen plagen. Umso wichtiger ist eine Absicherung für ein finanziell selbstbestimmtes Leben“, so Holzer weiter. Knapp jeder vierte Deutsche wird während seines Berufslebens berufsunfähig. (ahu)