Mehr PEPP für die Altersvorsoge

22.03.2021

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In einem Jahr wird mit dem Pan European Personal Pension Product (PEPP) ein europäisches Rentenangebot in Kraft treten. Das FinTech Vantik stellt in diesem Zusammenhang klare Forderungen an die Bundesregierung.

Nachdem am 18. März die Einspruchsfrist des Europarlaments und des Europäischen Rates gegen den Umsetzungsvorschlag gegen die „Europarente“ geendet hatte, wurde diese heute im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und tritt damit ein Jahr später in Kraft. Damit wird erstmals ein europäischer Binnenmarkt geschaffen und die EU möchte  einen wichtigen Schritt vorankommen, um das Problem Altersarmut anzugehen. „Mit der Europarente hat die EU ein wirklich zeitgemäßes Altersvorsorgeprodukt geschaffen, das ganz neue Maßstäbe beim Verbraucherschutz setzt“, erklärt Til Klein, Mitglied im Expertenrat zur Europarente bei der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA und Gründer des Altersvorsorge-FinTechs Vantik.

Zu den wesentlichen Kennzeichen des PEPP-Produkts zählen eine vollständige Transparenz von Gebühren und Kosten, eine grenzüberschreitende Übertragbarkeit bei Wohnsitzwechsel innerhalb der EU sowie eine hohe Flexibilität bei Anlage- und Auszahlungsoptionen. Hierzu können insbesondere die langfristigen Chancen am Kapitalmarkt genutzt werden. Zudem gibt es eine einfache und kostengünstige Standardvariante („Basis-PEPP), bei der die Kosten auf 1 % des angesparten Kapitals pro Jahr begrenzt sind. Es wurde auch erstmals ein rechtlicher Rahmen für alternative Maßnahmen zum Kapitalschutz jenseits teurer Garantien geschaffen. Durch die Senkung der Eintrittsbarrieren werden außerdem digitale Vertriebs- und Nutzungswege ausdrücklich empfohlen. Die Produktanbieter werden ferner dazu ermutigt, bei ihren Investitionen ESG-Kriterien zu berücksichtigen. „Es ist erfreulich festzustellen, dass die EU-Kommission nicht vor der Versicherungslobby und ihrem Widerstand eingeknickt ist”, bemerkt Klein, der nun die Politik gefordert sieht, für die nötigen Rahmenbedingungen zu sorgen, damit sich die Finanz- und Versicherungsbranche konkrete auf den Start der Europarente vorbereiten kann. „Deutschland bekommt mit der Europarente eine Reform der Altersvorsorge auf dem Silbertablett serviert. Es ist nun an der Bundesregierung, für PEPP-Produkte mindestens die gleichen steuerlichen Anreize wie für Riester- und Rürup-Rente zu schaffen“, erklärt Klein. Während die PEPP-Verordnung direkt in allen Ländern der EU in Kraft tritt, muss die steuerliche Behandlung jeweils durch die Mitgliedstaaten geregelt werden. Jedoch empfiehlt die Europäische Kommission allen EU-Mitgliedstaaten eine bevorzugte steuerliche Behandlung von PEPP-Produkten in dem Maße, wie sie ähnlichen nationalen Vorsorgeprodukten bereits zugutekommt.

Nach Meinung von Til Klein sollte die Bundesregierung nun zügig der Empfehlung der EU-Kommission Tagen folgen lassen und steuerliche Anreize für die Europarente einführen: „Der deutsche Staat hat es bis heute nicht annähernd geschafft, ein vergleichbar verbraucherfreundliches Produkt wie die Europarente zu etablieren. Die Riester-Rente ist zu kompliziert, bürokratisch und teuer, die Rendite mager. Die dringend nötige Riester-Reform wurde auf die nächste Legislaturperiode verschoben, das Vertrauen erodiert dadurch noch schneller.“ Die Europarente könnte die Riester-Rente zeitlich sogar überholen. Der Bundesregierung biete sich jetzt die Chance, einer fertigen, von ihr selbst mitgetragenen europäischen Lösung zum Durchbruch zu verhelfen. Zügiges Handeln sei angebracht, da 12 Monate nicht viel Zeit seien, um den Rahmen für eine breite Akzeptanz der Europarente in Deutschland zu setzen. (ahu)