Mehr Bestandskäufer als Häuserbauer

25.07.2013

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Mehr als ein Viertel der Norddeutschen will in den kommenden fünf Jahren eine Baufinanzierung in Anspruch nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie von TNS Infratest im Auftrag der PSD Bank Nord, einer norddeutschen Genossenschaftsbank.

„Der Zweck der Baufinanzierung hat sich verschoben: Die Zahl derer, die selbst bauen möchten, geht zurück. Nur noch 16 % planen selbst zu bauen, 23 % wollen ein bereits fertiges Haus und 16 % eine Eigentumswohnung erwerben. Unter den Befragten, die in der Vergangenheit bereits eine Baufinanzierung in Anspruch genommen haben, lag noch eine andere Gewichtung vor: Die Mehrheit (26 %) nutzte die Baufinanzierung, um selbst zu bauen, 20 % er warben ein Bestands-Haus und nur 10 % eine bestehende Eigentumswohnung", erklärt Dieter Jurgeit, Vorstandsvorsitzender PSD Bank. Dirk Günther, Geschäftsführer Prohyp GmbH, bestätigt die Entwicklung: „Der Anteil aller Baufinanzierungen, die bei uns für den Kauf einer Bestandsimmobilie abgeschlossen werden, ist größer als der Anteil der Finanzierungen für den Bau einer Immobilie."

Kunden nutzen die Baufinanzierung außerdem vermehrt dazu, Renovierungsarbeiten vorzunehmen. „Das größte Finanzierungspotenzial liegt derzeit im Bereich der Modernisierung, der energetischen Optimierung sowie der nachträglichen Wärmedämmung. 74 % der Befragten gaben an, ihre Baufinanzierung entweder ausschließlich oder zusätzlich hierfür nutzen zu wollen. Unter den Befragten, die in der Vergangenheit bereits eine Baufinanzierung in Anspruch genommen haben, waren es nur 23 %", so Jurgeit. Andreas Pflegshoerl, Leiter Sales Management ING-DiBa AG, hat eine hohe Nachfrage nach energieeffizientem Bauen festgestellt: „Es gibt kaum eine Neubaumaßnahme, die nicht in das Anforderungsprofil der KfW-Programme passt." Ein nicht zu vernachlässigender Finanzierungsgrund ist laut Günther zudem die Anschlussfinanzierung.

Bei Bundesbürgern, die noch keine Baufinanzierung in Anspruch genommen haben, ist mangelndes Eigenkapital das größte Hindernis. „65 % der Befragten, die keine Baufinanzierung planen, geben fehlendes Eigenkapital als Grund an. Aber auch potenzielle Baumängel und die damit verbundenen Kosten schrecken 55,5 % ab. Ebenso befürchten 42,5 %, durch Erkrankungen wie ‚Burnout' körperlich nicht mehr fit genug zu sein, um die Baufinanzierung mit ihrem Job zu stemmen. Der Verlust der örtlichen Ungebundenheit, der bei einem Jobverlust oder jobbedingtem Umzug zum Tragen kommen kann, wird nur von 32 % bemängelt. Es ist aber oft eine Mischung dieser Gründe", fasst Jurgeit die Ergebnisse der Studie zusammen. Wenn keine Baufinanzierungen in Anspruch genommen werden, liegt dies laut Günther in der Mehrzahl der Fälle daran, dass der Erwerb noch nicht zur aktuellen Lebenssituation oder Lebensplanung passt, etwa weil die Familiengründung noch nicht ansteht oder berufliche Sicherheiten nicht erreicht sind. „Wenn eigentlich ein Kaufwunsch besteht und dieser nicht umgesetzt wird, kann das zum Beispiel auch daran liegen, dass kein passendes Objekt in den umkämpften Märkten der Großstädte gefunden wird oder dass die Kaufpreise momentan relativ hoch sind", ergänzt er.

(Kim Brodtmann)

Studie zur Baufinanzierung - Printausgabe 04/2013