Mehr als die Hälfte der Lebenspolicen stabilisiert

21.10.2014

Kritische Stimmen zur deutschen Lebensversicherung kommen aus Luxemburg. Allerdings ist diese Kritik kein Grund eine gute Altersvorsorge bei einem finanzstarken Versicherer aufzugeben.

2014-10-22 (fw/db) Das kürzlich in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) stütze nur einen Teil der Versicherungsbranche. Das hat das auf den Ankauf und die Bewertung von Lebensversicherungsverträgen spezialisierte Unternehmen Partner in Life S.A. (PiL) analysiert. Partner in Life ist eine ehemalige Konzerntochter der Schweizer Bâloise Groupe.

Die Luxemburger warnen in einer Pressemitteilung, dass viele Lebensversicherte auch künftig mit Kürzungen ihrer Policen-Guthaben rechnen müssten. Die Bewertungsreserven der Branche, die nach dem LVRG künftig nicht mehr hälftig an die ausscheidenden Versicherten ausgekehrt werden müssen, belaufen sich Schätzungen (Stichtag für die Schätzung der Bewertungsreserven war der 31.12.2013 gemäß Geschäftsberichten der Branche) zufolge auf rund 47 Milliarden Euro. Dem stehen Zinsverpflichtungen aus Garantien gegenüber, die sich näherungsweise auf bis zu 150 Milliarden Euro (die Zinsverpflichtung, als Sicherungsbedarf, lässt sich nicht ohne weiteres als Außenstehender berechnen. Hier erfolgte durch die Luxemburger Spezialisten eine vereinfachte Näherung mit Annahmen zur Duration im Bestand der Branche) belaufen könnten.

„Wir sehen, dass seit Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und dem sukzessiven Rückgang des Zinsniveaus rund 80 Prozent der etwa 92 Lebensversicherer in Deutschland gezwungen waren, regelmäßig auch die Schlussüberschussanteile (SÜA) zu kürzen “, sagt Dean Goff, Vorstand der Partner in Life S.A. Dies komme bei den Kunden in Gestalt von sinkenden Rückkaufswerten und Ablaufprognosen an.

Das heißt, ein Teil der Kunden wird nicht die Ablaufleistung erhalten, die er bei Abschluss erwartet hat. Die stärkeren Wertkorrekturen werden dann die Policen erfahren, die in den nächsten fünf bis acht Jahren ablaufen. Denn diese könnten an steigenden Zinsen am Kapitalmarkt nicht mehr partizipieren und erleben geringere Zuwächse aus den Garantien.

„Generell sollten Versicherte ihre Versicherungspolicen nicht achtlos im Schrank liegen lassen“, empfiehlt Goff. Denn schon einige Veränderungen am Vertrag, wie die Umstellung auf jährliche statt monatliche Zahlweise wirken sich positiv auf die Renditeentwicklung aus. Besonders im letzten Drittel der Laufzeit sollte der Vertrag von unabhängigen Experten oder Verbraucherzentralen überprüft werden. „Wir zeigen den Kunden dann schnell und unkompliziert Handlungsspielräume auf“, so Goff.

Lücken in der Rückdeckung von Altersvorsorge?

Kunden von Versicherungsunternehmen, die bereits frühzeitig gegengesteuert haben, die über eine vergleichsweise moderate Kostenquote verfügen, keine allzu hohen Garantieverpflichtungen bedienen müssen und eine gute Reserveausstattung aufweisen können, haben weniger zu befürchten. Dies sei, so die Experten der PiL, für Kunden der Allianz SE, der Debeka VVaG, des Alten Leipziger-Hallesche Konzern oder der R+V Versicherung AG der Fall. Nach der Wertkorrektur durch den teilweisen Wegfall der Bewertungsreserven sollten die meisten Verträge dieser Versicherer sich stabilisiert haben.

Versicherungsmakler und unabhängige Experten helfen

Allen anderen empfehlen die Luxemburger eine Überprüfung durch Versicherungsmakler oder andere unabhängige Experten, damit eine Lücke in der Altersvorsorge gar nicht erst entsteht. Dies gilt in besonderem Maße für alte Lebensversicherungspolicen, die für die endfällige Tilgung einer Hausfinanzierung angespart werden. Genauso sollten Unternehmer und Mittelständler überprüfen, ob sie Rückdeckungsverträge im Rahmen der betrieblichen Zusage zur Altersvorsorge unterhalten. Denn bereits eine geringfügige Reduzierung von Schlussüberschussanteilen auf Ebene der Versicherungsgesellschaft, kann gehörig auf die einzelnen Policen durchschlagen. Reduzierungen der Ablaufprognose von 10 bis 15 Prozent sind keine Seltenheit.

Mehr als die Hälfte der Policen sind stabil

PiL hat nach eigenen Angaben in den letzten zwölf Jahren rund 33.000 Lebensversicherungspolicen analysiert und verfolgt die Wertentwicklung der Policen im gemanagten Bestand (in Höhe von durchschnittlich rund einer Milliarde Euro) sehr genau. Auf die rund 55 Millionen bestehenden Lebensversicherungspolicen in Deutschland (exklusiv fondsgebundene Lebensversicherungen, Risiko-Lebensversicherungen, Verträge der betrieblichen Altersvorsorge) hochgerechnet geht das Luxemburger Unternehmen davon aus, dass sich mehr als die Hälfte der Policen stabil und positiv entwickeln werden.

Dietmar Braun