Manipulation der Krankenkassen gefährdet privaten Versicherungsschutz
18.10.2016
©adrian_ilie825 Kassen und Ärzte haben sich auf dem Rücken der Patienten bereichert
Wenn Ärzte und Kassen den Gesundheitszustand von Patienten schlechter einstufen als er tatsächlich ist, gefährden sie damit auch deren privaten Versicherungsschutz.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Arzt, weil Sie sich beim Umzug den Rücken verhoben haben. Obwohl Sie das erste Mal Probleme mit dem Rücken haben, stuft der Arzt Sie als Patient mit einem chronischen Rückenleiden ein, damit er bei der Krankenkasse höhere Beiträge verlangen kann. Was unglaublich klingt, wurde vor kurzem als wahr aufgedeckt. Weil sowohl Ärzte als auch Kassen von vermeintlich kränkeren Patienten profitieren, da sie dann mehr abrechnen können, sind beide in den kürzlich aufgedeckten Skandal verwickelt. Die Patienten wissen nicht, dass in den Akten ihr Gesundheitszustand deutlich schlechter dargestellt wird, als er tatsächlich ist. „Diese kriminelle Energie der Krankenkassen und Ärzte erschüttert die Grundfesten unseres Gesundheits- und Vorsorgesystems“ erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV).
Für die Patienten kann der Skandal sehr unangenehme Folgen haben, denn sie können durch die gefälschten Krankenakten ihren privaten Versicherungsschutz verlieren. Besonders Personenversicherungen mit Gesundheitsfragen sind davon betroffen. Zu diesen zählen beispielsweise die private Krankenversicherung, darunter die Zusatzversicherung, aber auch Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen. Bei einer Befragung durch die private Versicherung werden sie ihren Gesundheitszustand zutreffend darstellen - während in den Akten die gefälschte Diagnose vermerkt ist. Bei einer Prüfung der Krankenakten sieht es dann aber so aus, als hätte der Versicherte schwerwiegende Erkrankungen verschwiegen. „Versicherte tappen so unverschuldet in eine Falle, die ihnen im schlimmsten Fall den Versicherungsschutz kosten kann“ so Kleinlein. „Der private Versicherungsschutz ist gefährdet, wenn Kassen und Ärzte die Akten so manipulieren, dass der Patient kränker erscheint als er tatsächlich ist“. Immer wenn bei einer privaten Versicherung der Gesundheitszustand des Patienten in die Kalkulation eingeht, kann dieser Effekt eintreten. „Nur wer dem Arzt auf die Finger schaut, kann sich vor den Folgen einer solchen Abzocke schützen“ erklärt Kleinlein. Deshalb sollten Patienten die Abrechnungen prüfen. Der BdV weißt zudem daraufhin, dass jeder gesetzlich Versicherte Anspruch auf die unentgeltliche Aushändigung seiner Diagnosen der letzten 18 Monate hat. Außerdem sind die Ärzte selbst noch zu weitreichenden Auskünften verpflichtet. (ah)