Makler-Kritik an Stern TV: „Berufsstand verunglimpft“

07.11.2023

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Für Unmut bei Maklern sorgten einige Aussagen des als Experten geladenen Finanztip Chefredakteurs Hermann-Josef Tenhagen in der Sendung „Stern TV Spezial“ zum Thema Sparen vom 2. November 2023. Demnach sollten Verbraucher Versicherungen lieber im Internet als bei Finanzberatern abschließen, da diese von Provisionen leben. Auf LinkedIn kritisierten einige Makler, dass dadurch der Berufsstand verunglimpft werde. Zudem wurde nicht erwähnt, dass auch Vergleichsportale gleichermaßen Provisionen erhalten.   

Sparmöglichkeiten bei Versicherungen

Das Thema Sparen stand am 2. November im Mittelpunkt der Sendung „Stern TV Spezial“: Wo gibt es Rabatte, Schnäppchen und die besten Sparmöglichkeiten? Neben Geld sparen bei Strom und Gas sowie Fahrrädern stellten Versicherungen einen zentralen Schwerpunkt dar: Policen checken, welche Versicherungen sind verzichtbar und wo gibt es das größte Einsparpotenzial durch einen Wechsel.

Finanztip Chefredakteur Tenhagen: „Lieber im Internet als bei einem Finanzberater“

Den Stein des Anstoßes lieferte die etwa zweiminütige Reaktion von Hermann-Josef Tenhagen auf eine Zuschauerfrage in der 40. Sende-Minute: Sollte man Versicherungen lieber im Internet oder bei einem Finanzberater abschließen? Die Antwort von Hermann-Josef Tenhagen: „Normalerweise lieber im Internet als bei einem Finanzberater. Denn der Finanzberater lebt von den Provisionen. Immer, wo es geht, macht man es im Internet. Die BU-Versicherung, da brauchen Sie einen Makler, der Sie berät, das geht gar nicht anders“, so der Finanztip Chefredakteur. Kurze Zeit später ergänzt er: „Wann immer es geht, würde ich auf den Mann oder die Frau verzichten, denn die werden von meinem Geld bezahlt.“

Dagegen ist ein weiterer Experte der Stern-TV-Runde anderer Meinung: „Ich würde Honorarberater empfehlen. Die sind bei keiner Versicherung beschäftigt, die bekommen keine Provisionen, die muss man selbst bezahlen. Das ist die beste Lösung“, so der Verbraucherjournalist Ron Perduss.

Deutliche Kritik von Maklern auf LinkedIn

Wie das Fachmagazin Pfefferminzia berichtete, machten einige Makler Ihrem Unmut zu diesen Aussagen in der Sendung bei LinkedIn Luft. Ausgangspunkt ist ein Post von Versicherungsmakler Andreas Lohrenz, der bis jetzt 15 zustimmende Kommentare aus der Branche erhalten hat.

Für Kritik sorgte vor allem die unerwähnte Tatsache, dass auch Vergleichsportale im Internet rein rechtlich gesehen Vermittler und Versicherungsmakler sind und ebenfalls Provisionen erhalten. Im Sinne einer objektiven Berichterstattung hätte dieser Aspekt genannt werden müssen. Durch diese undifferenzierte Berichterstattung würde der Berufsstand der Makler verunglimpft, während Vergleichsportale und Honorarberatung favorisiert würden.

Ausgangspunkt: Der Post von Versicherungsmakler Andreas Lohrenz

Andreas Lohrenz wendet sich in seinem Post auf LinkedIn direkt an Tenhagen, den er darin verlinkt und schreibt unter anderem: „Ich bin Versicherungsmakler und schaue mir gerade den Bericht auf Stern TV an…Was Sie heute an unfassbarem Unfug von sich gegeben haben, geht mittlerweile auf keine Kuhhaut mehr. Verbraucher sollen Verträge auf Vergleichsportalen abschließen, da Vermittler ja eine Provision erhalten? Ich weiß nicht auf welchem Planeten Sie leben und wir beide wissen, dass diese Aussage völlig irreführend ist. Trotzdem sehen Sie sich gezwungen einen solchen Unsinn im TV zu verbreiten“, so Lohrenz. Die Aussagen von Lohrenz sorgten für einige weitere heftige Reaktionen aus der Branche, wie in den Kommentaren zu diesem LinkedIn Post zu lesen ist.

Hier einige Kernaussagen verschiedener Reaktionen dazu:

„Wo ist der echte Verbraucherschutz, der diese Aussagen des Herrn Tenhagen mal gerade rückt?“

„Erklären Sie doch mal, wie ein Vergleichsportal Geld verdient und seine Mitarbeiter bezahlt? Wahrscheinlich ebenso wie der Vermittler vor Ort über eine Provision/Courtage. Mit dem Unterschied, der Vermittler ist vor Ort und der Ansprechpartner des Kunden, der greifbar ist.“

„Die bösen Finanzdienstleister... Für Bedarfsermittlung, Konzeptentwurf, Beratung und Betreuung der Kunden wollen die auch noch Geld verdienen? Warum arbeitet unsere Branche nicht 100% ehrenamtlich und bezieht Bürgergeld?“

„Wissen Sie, dass Vergleichportale auch Makler sind? Wissen Sie, dass die Makler und auch Vermittler zum Großteil die gleichen Tarife haben? Vereinzelt gibt es über diverse Makler sogar Sondertarife, die über Vergleichportale überhaupt nicht zur Verfügung stehen!“

„Bodenlos übrigens auch von RTL Deutschland, so etwas ungefiltert auszustrahlen.“

„Ganz schlechter Journalismus der mal wieder unseren Berufsstand verunglimpft. Da müssen wir alle gegenhalten, werde das Thema auch aufnehmen.“

Bisher ist eine Reaktion von Finanztip Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen zu dieser Kritik an dessen Aussagen in der Sendung „Stern TV Spezial“ ausgeblieben. (mho)