Lügt Ökotest und lohnt sich Lebensversicherung?
29.01.2015
Vorzeitig kündigende Ex-Kunden erhalten durch das LVRG weniger. Die Sicherungsinstrumente für die Privat- und Betriebsrente greifen. Verbraucherschützer und einige Medien begreifen das nicht.
2015-01-30 (fw/db) Die Zeitschrift „Öko-Test“ zeigt leider wiederholt in der aktuellen Ausgabe (02/2015) wie wenig Autoren vom Thema Lebensversicherung und Altersvorsorge verstehen. Jedes Jahr werden die gleichen Behauptungen oder Falschaussagen verbreitet. Marktkenner empfinden das schon als peinlich.
„Öko-Test“ behauptet, dass sich die deutschen Lebensversicherer mit Hilfe der Zinszusatzreserve „arm rechnen“, um an kündigende Ex-Kunden geringere Überschüsse ausschütten zu müssen. Dies ist so falsch. Die aufsichts- und handelsrechtlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve dient lediglich als Garantie zur Sicherung der Ansprüche der im Kollektiv oder Gemeinschaft der Versicherten verbleibenden Kunden. Die Zinszusatzreserve dient hier dem Ausgleich der Zinsschwankungen im Markt über die gesamte Ansparphase der Lebensversicherung zugunsten der Leistungen als lebenslange Rente oder Kapitalabfindung am Ende der Ansparphase.
Lebensversicherer bieten eine Spitzenleistung
Bei korrekter Berücksichtigung der Zinszusatzreserve haben die Lebensversicherer 2013, laut dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV), im Durchschnitt 96 Prozent der erwirtschafteten Mittel an ihre Versicherten ausgeschüttet – das entspricht dem langjährigen Mittelwert.
In der Bewertung der Entwicklung der Nettoverzinsung liegt Öko-Test völlig daneben. Hier übersehen die Autoren, dass in die Nettoverzinsung auch einmalige Gewinne aus dem Verkauf festverzinslicher Wertpapiere eingehen. Diese Gewinne verwenden die Lebensversicherer, um die Überschussbeteiligung aller Versicherten möglichst stabil zu halten. Zudem müssen die Unternehmen in einem Kapitalmarktumfeld mit Renditen deutlich unter 1 Prozent vorausschauend agieren und gesetzlich vorgeschriebene Rückstellungen, wie die erläuterte Zinszusatzreserve, aufbauen. Hierzu müssen auch ein Teil der angesammelten Bewertungsreserven aktiviert und realisiert werden.
Die Gesamtverzinsung der Lebensversicherung ist 2015 leicht schwächer, aber im Markt ohne Alternative. Laut der neuesten Assekurata Studie (eine Kurzfassung gibt es hier im Internet) beträgt der Rückgang in der Gesamtverzinsung 2015 nur 0,41 Prozent (Vorjahr 0,36 Prozent). Im Branchenschnitt werden die Versichertenguthaben mit 3,9 Prozent verzinst (Vorjahr 4,31 Prozent). Im gewichteten Marktdurchschnitt fällt die Gesamtverzinsung der Lebensversicherer sogar noch höher aus, sie wird 2015 bei 3,95 Prozent liegen (Vorjahr 4,37 Prozent).
Das Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) wirkt sich an zwei Stellen auf die Branche aus:
Die Deklaration der Schlusszahlungen, also die den Versicherten gutgeschriebenen Gewinne am Ende der Vertragslaufzeit, bleibt in der Summe unverändert, allerdings verschiebt sich technisch die laufende Sockelbeteiligung zugunsten der Leistungen an die Kunden als Altersvorsorge oder lebenslange Rente. Diese Trendumkehr durch die Limitierung der verteilungsrelevanten Bewertungsreserven bewirkt das LVRG zu Lasten vorzeitig kündigender Kunden zugunsten der verbleibenden Kunden. Diesen Vorgang haben die Autoren von Öko-Test falsch dargestellt, indem sie behaupten, dass die Versicherer dieses Kapital als Gewinn für sich verbuchen würden.
Zugleich fällt die Beteiligung an den endfällig bestimmten Bewertungsreserven mit nur noch 0,03 Prozent (Vorjahr 0,21 Prozent) signifikant niedriger aus. Hier wirkt sich der Sicherungsbedarf für die Garantien für die laufenden Altverträge durch das LVRG positiv aus.
„In Bezug auf die Überschussbeteiligung zeigt das LVRG hier seine deutlichste Wirkung. Um sicherzustellen, dass alle Versicherten auf generationengerechte Art und Weise an den Bewertungsreserven beteiligt werden, hat der Gesetzgeber die Ausschüttung von Bewertungsreserven an die ausscheidenden Versicherten begrenzt“, erklärte Dr. Reiner Will von Assekurata. „Diese Korrektur ist sachgerecht. Denn so werden ablaufende Verträge gegenüber Neuverträgen und dem Bestand im Niedrigzinsumfeld nicht mehr bevorteilt.“
Lebensversicherung lohnt sich
Die unbelehrbaren Kritiker von Axel Kleinlein, über Öko-Test bis zum staatlich finanzierten Verbraucherschutz behaupten rituell, wider besseres Wissen, die deutsche Lebensversicherung sei „tot“ oder ein „legaler Betrug“. Die Hoffnung dieser Kritiker ist, dass wenn ständig eine Unwahrheit behauptet wird, diese zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird. Das darf nicht geschehen. Den vielen Deutschen, die auf eine Ergänzung der sozialstaatlichen Rente durch eine Betriebsrente und eine private Zusatzrente vertrauen, ist klar zu sagen: Lebensversicherung lohnt sich.
Dietmar Braun