Licht und Schatten bei Talanx

13.11.2014

Herbert K. Haas © Talanx AG

Der Versicherungskonzern Talanx aus Hannover hat die Erwartungen von Analysten enttäuscht. Auch der hausinterne Wettbewerb zwischen dem Kölner HDI-Team und den Hannoveranern kostet Kraft.

2014-11-14 (fw/db) Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern, die Talanx-Gruppe, meldet eine Verbesserung im Konzernergebnis in den ersten neun Monaten 2014 auf 530 (528) Millionen Euro. Bereinigt um den vorjährigen Sondereffekt von rund 100 Millionen Euro aus dem Verkauf von Anteilen an der Swiss Life stieg das Ergebnis um gut 23 Prozent. Die Prämieneinnahmen erhöhten sich währungsbereinigt um 3,1 Prozent. Damit liegt die Zuwachsrate im Bereich des Zielkorridors von zwei bis drei Prozent. In Euro umgerechnet stiegen die gebuchten Bruttoprämien des Konzerns um 1,6 Prozent auf 21,7 (21,4) Milliarden Euro.

„Der Geschäftsverlauf liegt trotz erheblicher Großschäden im Geschäftsbereich Industrieversicherung und dem Wegfall von Sondereffekten aus dem Vorjahr innerhalb unserer Erwartungen. Wir sind zuversichtlich, unsere Gewinnprognose von mindestens 700 Millionen Euro für 2014 zu erreichen“, sagte Herbert K. Haas, Vorstandsvorsitzender der Talanx AG. „Für das Jahr 2015 planen wir ungeachtet eines nochmals deutlich erhöhten Großschadenbudgets in der Erstversicherung und der Erwartung eines anhaltenden historisch niedrigen Zinsniveaus einen Gewinn von mindestens 700 Millionen Euro.“

Während sich im Geschäftsbereich Rückversicherung die Großschadenlast gegenüber der Vorjahresperiode mit 242 (447) Mio. EUR fast halbierte, stieg sie in der Erstversicherung auf 259 (221) Mio. EUR an. Konzernweit ging aber die Netto-Großschadenbelastung nach über-durchschnittlich hohen Großschäden aus Naturkatastrophen im Jahr 2013 auf 501 (668) Mio. EUR zurück.

Das versicherungstechnische Ergebnis sei erneut durch die Beteiligung von Versicherungskunden am gestiegenen Kapitalanlageergebnis der deutschen Lebensversicherer belastet. Es gab um 10,2 Prozent auf -1,4 (-1,2) Milliarden Euro nach. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote in der Sachversicherung blieb dagegen mit 97,7 (97,6) nahezu stabil. Das Kapitalanlageergebnis lag mit 3,0 (2,8) Milliarden Euro trotz weiter gesunkenem Marktzinsniveau über der Vergleichsperiode, wobei der Zuwachs von 6,5 Prozent maßgeblich aus realisierten Gewinnen in der Lebenserstversicherung resultierte.

Das höhere Kapitalanlageergebnis konnte den Ergebnisrückgang in der Versicherungstechnik ausgleichen, so dass das operative Ergebnis (EBIT) stabil bei 1,4 (1,4) Milliarden Euro verblieb. Wie das Konzernergebnis enthielt auch das vorjährige EBIT den Sonderertrag in Höhe von rund 100 Millionen Euro aus dem Verkauf von Anteilen an Swiss Life. Bereinigt um diesen Effekt stieg das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten 2014 um rund 13 Prozent. Das Ergebnis je Aktie lag zum 30. September 2014 bei 2,10 (2,09) EUR. Die Solvabilität der Talanx-Gruppe erreichte eine Quote von 240,5 Prozent (31.12.2013: 210,2 Prozent).

Im dritten Quartal 2014 stiegen die gebuchten Bruttoprämien des Konzerns insbesondere dank der Zuwächse in der internationalen Privat- und Firmenversicherung und der Rückversicherung um 5,4 Prozent auf 6,8 (6,4) Milliarden Euro. Aufgrund der Beteiligung von Versicherungsnehmern an gestiegenen Kapitalanlageerträgen sank das versicherungstechnische Ergebnis auf -578 (-512) Millionen Euro. Das Kapitalanlageergebnis verbesserte sich infolge höherer Veräußerungsgewinne insbesondere in der deutschen Lebensversicherung auf 1,0 (0,9) Milliarden Euro. Daraus resultierend lag das operative Ergebnis mit 439 (344) Millionen Euro um 27,6 Prozent über der Vorjahresperiode. Das Konzernergebnis stieg in der Quartalssicht um 26,3 Prozent auf 149 (118) Millionen Euro.

Im Juli nutzte der Konzern das günstige Zins- und Kapitalmarktumfeld zur Emission einer Senior-Benchmark-Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro. Der Mittelzufluss diente der Rückführung von Kreditlinien und Rückzahlung bestehender Anleihen. Zudem platzierte die Talanx-Tochter Hannover Rück zur Verbesserung ihrer Laufzeitenstruktur innerhalb des ausstehenden Hybridkapitals im September eine nachrangige Schuldverschreibung mit einem Volumen von 500 Millionen Euro.

Ausblick 2014

Für das Geschäftsjahr 2014 erwartet Talanx auf Basis konstanter Wechselkurse im Vergleich zum Vorjahr ein Bruttoprämienwachstum von zwei bis drei Prozent, das vorwiegend global generiert werden soll. Die Kapitalanlagerendite sollte aufgrund der im ersten Halbjahr bereits realisierten Veräußerungsgewinne bei mindestens 3,4 Prozent liegen, wobei der weit überwiegende Beitrag aus ordentlichen Kapitalerträgen resultiert. Talanx strebt unverändert ein Konzernergebnis von mindestens 700 Millionen Euro an. Der Konzern erwartet für das Jahr 2014 eine Eigenkapitalrendite von neun bis zehn Prozent.

Diese Ziele stehen unter dem Vorbehalt, dass Großschäden im Rahmen der Erwartungen bleiben, an den Währungs- und Kapitalmärkten keine Verwerfungen auftreten und sich Unwägbarkeiten durch die anhaltende Niedrigzinsphase und des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) sich nicht nachhaltig negativ konkretisieren. Das Ziel, auch für das Geschäftsjahr 2014 einen Anteil von 35 bis 45 Prozent vom Konzernergebnis als Dividendenzahlung auszuschütten, bleibe unverändert. Da bleiben die Hannoveraner hinter dem Marktführer Allianz SE zurück, die an ihre Investoren 50 Prozent des Konzerngewinns als Dividende leisten (finanzwelt 7.11.2014).

Ziele 2015

Für das Geschäftsjahr 2015 strebe der Konzern einen Konzerngewinn von mindestens 700 Millionen Euro an. Trotz eines gegenüber dem Jahr 2014 um mehr als 100 Millionen Euro erhöhten Großschadenbudgets in der Erstversicherung, einem herausfordernden Kapitalmarktumfeld und der derzeit noch nicht hinreichend bekannten Belastungen aus dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) geht Talanx damit von einer deutlich verbesserten zugrundeliegenden Geschäftsentwicklung aus. Dieses Ziel steht unter dem Vorbehalt konstanter Wechselkurse, des Ausbleibens negativer Entwicklungen an den Kapitalmärkten und einer Großschadenbelastung innerhalb des erneut nach oben angepassten Großschadenbudgets. Dieses hebt Talanx für das Jahr 2015 in der Erstversicherung auf 290 (185) Millionen Euro an.

Dietmar Braun