Legt sich Online-Makler mit Assekuranz und Aufsicht an?

Ein Berliner Startup will den deutschen Markt für Versicherungsmakler aufmischen. Die Offenlegung und Rabattierung von Provisionen könnte auch die deutsche Versicherungswirtschaft provozieren.

2015-06-16 (fw/db) Mit einem digitalen Versicherungsmakler, der nicht nur mehr Bequemlichkeit bei Versicherungsverträgen biete, sondern Verbrauchern bei Vertragsabschluss „Bares zurückgewähren“ will, wolle sich, laut Pressemitteilung, die „Startup-Fabrik“ FinLeap einen neuen Markt vornehmen.

Als Gründer wurde, nach Angaben des Internet-Unternehmens, Dr. Christopher Oster, Mitgründer der Rocket Internet-Tochter Wimdu, gewonnen (finanzwelt 15.6.2015).

FinLeap und Dr. Oster wurden bei der Gründung, laut Medienmitteilung, von einem Expertenteam unterstützt.

„Das Gründungsteam von ‚Clark‘ hat mehr als 50 Jahre Erfahrung in Versicherung und Internet-Technologie“, sagt Ramin Niroumand, Partner FinLeap.

Ein Schnellschuss innerhalb von 76 Tagen

Um schnelles Tempo und hohe Qualität bei der Gründung zu vereinen, hole FinLeap regelmäßig Branchenexperten in seine Reihen. Für die Expansion in den deutschen Versicherungsmarkt wurde das Team von Dr. Mark Ortmann CFP® und sein Berliner ITA Institut für Transparenz gewonnen.

„Von der Entscheidung ‚Clark‘ zu gründen, bis zum Launch haben wir gerade 76 Tage gebraucht”, brüstet sich Dr. Christopher Oster.

76 Tage bis zur Gründung, wie lange braucht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) jetzt für die Schließung oder Untersagung wegen der Werbung mit der Provisionsabgabe und der Weitergabe von Provisionen? (siehe auch finanzwelt-Fazit unten)

Fünftes Internet-Startup in Serie

„Clark“ sei bereits die fünfte FinLeap-Gründung. Das Unternehmen vereine bedarfsorientierte Beratung mit Produkt- und Kostentransparenz. Die meisten Prozesse laufen digital ab und einzig die Beratung erfolge telefonisch.

Über den neuen Internetanbieter könnten deutsche Verbraucher alle Versicherungsunterlagen am heimischen Computer oder per Smartphone einsehen und analysieren. Finde der neue Anbieter ein günstigeres Produkt mit gleicher Leistung für seine Kunden, würde dieses automatisch angezeigt.

Offenlegung und Rabattierung der Courtagen der Versicherer

Das besondere Serviceversprechen des Startups besteht in der Ankündigung alle Maklercourtagen würden offengelegt. Das Unternehmen hat auch in einer Pressemitteilung angekündigt diese zu rabattieren, soweit das im Rahmen vom deutschen Provisionsabgabeverbot möglich sei. Wo dies nicht legal wäre, solle für gemeinnützige Organisationen gespendet werden.

finanzwelt-Fazit: Das neue Startup legt sich nicht nur mit den deutschen Versicherungsmaklern als Vermittlungsunternehmer an, sondern auch mit der deutschen Versicherungswirtschaft. Da wird es wohl fraglich sein, ob die deutsche Versicherungswirtschaft überhaupt ihre Versicherungslösungen liefert. Ein erster Hinweis ist, dass weder in den Pressemitteilungen, noch im Internet Versicherer genannt die mit ihrer Marke und Produkten das Startup unterstützen.

Hier stellt sich die Frage des Verbraucherschutzes, liefert das Unternehmen überhaupt Lösungen nach Marktvergleich?

Die zuständigen Behörden sollten hier von Anfang an das Startup-Unternehmen in den Fokus nehmen, von der Aufsicht BaFin bis zur regional zuständigen Industrie- und Handelskammer in der deutschen Hauptstadt Berlin (IHK Berlin).

Das Startup ist unter der Registernummer D-NNRU-GY7JK-66 als Versicherungsmakler FL Fin­tech C GmbH im öffentlichen IHK-Vermittlerregister eingetragen.

Als Geschäftsführer ist Marc Heinz Ortmann eingetragen. Handelt es sich hier um den Dr. Mark Ortmann, der wie bereits oben erwähnt, als Experte und Geschäftsführer eines ITA Instituts für Transparenz in der Pressemitteilung genannt wurde und als Experte mit Team vom Online-Makler positioniert wurde? Der Onlinemakler-Gründer Dr. Christopher Oster ist laut Register nicht als Versicherungsvermittler von der IHK Berlin zugelassen. Fragen über Fragen, die Branche darf über die weitere Entwicklung gespannt sein.

Dietmar Braun