Lebt HDI Leben noch?
01.10.2013
Bildquelle Talanx: Stele vor der Zentrale HDI-Platz 1
**Talanx prüft angeblich eine Abwicklung der HDI Lebensversicherung. Möglich seien aber auch andere Modelle, sagte Vorstandschef *Herbert Haas* gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Dabei fährt der Hannoveraner Konzern sein Engagement schon jetzt zurück.**
(fw) Tatsächlich seht HDI Leben auf tönernen Füßen. Vom Anlaysehaus MORGEN & MORGEN hatte der Versicherer im letzten LV-Rating gerade mal zwei von fünf möglichen Sternen erhalten. Dies entspricht der Note „schwach". Nur fünf von 68 untersuchten Anbietern hatten mit einem Stern noch schlechter abgeschnitten. Und in einer Bilanzanalyse des Finanzwissenschaftlers Hermann Weinmann zu den zwölf größten Lebensversicherern reichte es nur für den letzten Platz. Entsprechend hatte sich auch Haas gegenüber der Süddeutschen geäußert: „Wir gehören nicht zu den Lebensversicherern mit der höchsten Überschussbeteiligung oder der stärksten Finanzkraft." 3,25 % beträgt die laufende Verzinsung privater Rentenpolicen des HDI in diesem Jahr laut Assekurata-Studie. Im Marktvergleich ist das extrem wenig. Leistungsstarke Konkurrenten schaffen locker eine Vier vor dem Komma.
Optionen
Talanx-Chef Haas hält offenbar mehrere Optionen für möglich. Der HDI könnte beispielsweise überhaupt kein Neugeschäft mehr annehmen und nur noch den Bestand abwickeln. Denkbar wäre auch, dass Teile des Altersvorsorgegeschäfts auf andere Töchter des Talanx-Konzerns verlagert würden – die neue leben, PB Leben oder Targo Leben. Alle drei akquirieren ihre Kunden vorzugsweise am Bankschalter. Beim HDI gäbe es dann nur noch ausgesuchte Produkte zu kaufen. Eine dritte Option wäre der Verkauf an einen Finanzinvestor.
Standort Nürnberg wird geschlossen
Letztlich – so Haas – gehe es der Talanx jedoch darum, Kosten zu sparen. Was das bedeutet, zeigt das Beispiel Nürnberg. Bis auf den Bereich Industrieversicherung und eine Vertriebs- und Serviceeinheit wird der Standort in der Frankenmetropole zum 31. März kommenden Jahres geschlossen. Fast 100 Beschäftigte im Geschäftsbereich Firmen- und Privatkunden müssen gehen – oder laut Konzernvorschlag nach Essen umziehen. Dort und in Hannover soll das Geschäft gebündelt werden. Ob der Rest der Nürnberger Niederlassung bleiben darf, hängt vom Erreichen hochgesteckter Kostenziele ab.