Lebensversicherer in der Niedrigzinsfalle
03.03.2015
Die Folgen der andauernden Niedrigzinsphasen belasten nicht nur den privaten Sparer. Auch große Kapitalsammelstellen haben seit längerem Probleme ihr Kapital anzulegen. Besonders schwer wird es dabei für Versicherungen, die naturgemäß ihre Einlagen sicher anlegen müssen, um diese manchmal Jahrzehnte später wieder an ihre Versicherungsnehmer auszahlen zu können.
Logischerweise bieten sichere Anlageformen wie Bundeswertpapiere sehr geringe Zinsen, so dass es nicht einfach wird den Kunden wenigstens den Garantiezins zahlen zu können. Und genau dies macht den Versicherern bereits seit einiger Zeit zu schaffen.
Zu spüren bekam dies nun die Schweizer Lebensversicherung Zenith Vie, über die vor zwei Monaten das Konkursverfahren eröffnet wurde. Alle Verträge werden zu einer eigens dafür gegründeten Versicherung transferiert und sollen dort weiter laufen. Doch die genaue Abwicklung ist noch nicht weiter klar. Ist dieses Schicksal auch in Deutschland möglich?
Insolvenzgefahr nicht direkt gegeben
Theoretisch ist es natürlich möglich. Bereits im Januar mussten mehrere Versicherer ihre Auszahlungen stoppen, da ein neues Gesetz die Gesellschaften zwingt, bei ausscheidenden Kunden bestimmte Reserven nicht mehr auszuzahlen, wenn dadurch die Zinsgarantien für die verbleibenden Kunden gefährdet wären. Gedacht war diese Maßnahme ursprünglich für kleinere Versicherungsunternehmen, doch es hat sich herausgestellt, dass auch große Unternehmen wie R+V, Ergo oder die Aachener Münchener davon betroffen sind. Eine Folge der anhaltenden niedrigen Zinsen seitens der EZB.
Dieses Vorgehen als Zeichen für den drohenden Konkurs der Unternehmen zu werten, wäre sicher übertrieben, doch es zeigt sich, dass es für sie immer schwieriger wird noch rentabel zu wirtschaften. Viele Versicherungen hadern mit dem Zinsniveau, dennoch gibt es aktuell keine ernsten Anzeichen für ein allgemeines Versicherungssterben.
Welche Folgen das für die betroffenen Kunden hat, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wichtig für den Anleger ist es jetzt nicht vorschnell Entscheidungen zu treffen. Eine Kündigung wird meist sehr teuer werden und dürfte die ohnehin schon geringen Zinsen komplett auffressen. Aktuell besteht kein Anlass seine Versicherung vorzeitig aufzulösen und dabei sollte der Versicherungsnehmer bleiben.
Sollte es tatsächlich zu einem Ausfall einer Versicherung kommen, ist es (je nach Umfang) am wahrscheinlichsten, dass die Verträge auf eine andere Gesellschaft umgeschrieben werden. Für Anleger, die noch keine langfristige Versicherung haben und überlegen, sich für einen solchen Vertrag zu entscheiden, ist es im Einzelfall ratsamer den Verlauf noch etwas abzuwarten oder das Geld anders für spätere Zeiten anzulegen. Im Markt spricht derzeit nicht viel für die Versicherungen. Renditestärkere Alternativen gibt es auf jeden Fall.
Autor: Stephan Witt, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG, Berlin