Langfristige PPAs gewinnen an Bedeutung

Tom Atkinson, Portfolio Manager, Global Impact Equities bei AXA Investment Managers, nimmt im Jahresabschlussgespräch mit finanzwelt Stellung zu Aspekten rund um Erneuerbare Energien.

finanzwelt: Welche Unternehmen sind besonders gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren?

Tom Atkinson: Unternehmen, die besonders gut positioniert sind, finden sich sowohl im Bereich der großen Technologieunternehmen als auch in der erneuerbaren Energieversorgung und der Infrastruktur. Wichtige Akteure wie Amazon, Microsoft, Meta und Google, die weltweit umfangreiche Netzwerke von Hyperscaler-Datenzentren betreiben, sind dabei zentrale Akteure. Diese Unternehmen sichern sich langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) mit Anbietern erneuerbarer Energie, was ihnen nicht nur stabile Preise garantiert, sondern auch dazu beiträgt, den steigenden Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken.

Im Bereich der erneuerbaren Energien profitieren Unternehmen wie Brookfield Renewable Partners und NextEra Energy. Diese entwickeln Wind- und Solarkraftkapazitäten und unterstützen damit den Ausbau der Energieversorgung für die wachsende Zahl an Rechenzentren. Insbesondere NextEra Energy ist aufgrund seiner Marktgröße gut positioniert, da das Unternehmen in 49 US-Bundesstaaten tätig ist und so von Kostenvorteilen bei der Beschaffung von Solarpanels und Finanzierungsmöglichkeiten profitieren kann.

Aber auch Unternehmen aus dem Bereich der Energieeffizienz könnten zu den großen Profiteuren der Zukunft gehören. So stellt die Firma Eaton nicht nur Transformatoren her, sondern bietet auch Softwarelösungen, die den Betrieb von Rechenzentren effizienter machen und Ausfälle verhindern. Angesichts der steigenden Stromnachfrage dürften sich immer mehr Investoren für genau solche Unternehmen interessieren, die zu mehr Energieeffizienz beitragen.

finanzwelt: Wie können Investoren von der Modernisierung der Strominfrastruktur profitieren?

Atkinson: Für Investoren bieten sich interessante Chancen bei Unternehmen, die von der steigenden Nachfrage nach erneuerbarer Energie und der damit verbundenen Infrastruktur profitieren. Diese Entwicklung wird durch staatliche Fördermaßnahmen unterstützt und stellt einen langfristigen Investmenttrend dar. Unternehmen wie Quanta Services, die in der Planung und dem Bau von Stromnetzinfrastruktur tätig sind, spielen eine Schlüsselrolle. Quanta Services liefert Infrastrukturlösungen für das SunZia Southwest Transmission Project, eine 885 Kilometer lange Stromleitung, die als eines der größten US-amerikanischen Projekte im Bereich sauberer Energieinfrastruktur gilt. Zudem hat Quanta Cupertino Electric übernommen, ein Unternehmen, das sich auf Strominfrastruktur spezialisiert hat. Diese Akquisition stärkt Quantas Position im fragmentierten Markt der Datenzentren. Denn dieser Markt weist hohe Eintrittsbarrieren auf, da für den Erfolg in diesem Bereich qualifizierte Arbeitskräfte erforderlich sind.

finanzwelt: Welche Rolle spielen langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) im Investmentumfeld?

Atkinson: Im Kontext der steigenden Nachfrage nach erneuerbarer Energie und der Notwendigkeit, den wachsenden Strombedarf von Rechenzentren und digitalen Infrastrukturen zu decken, gewinnen langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) zunehmend an Bedeutung. Diese Verträge sind im Wesentlichen langfristige Vereinbarungen mit festgeschriebenen Strompreisen, die sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer Transparenz und ein gewisses Maß an Sicherheit bieten. Große Technologiekonzerne haben das Potential schon längst erkannt, aber auch für Investoren bieten sich attraktive Möglichkeiten. Denn die Zahl der PPAs für erneuerbare Energie steigt stetig. Dies verdeutlicht das Verhältnis von Angebot und Nachfrage und könnte zu einer Steigerung der Erträge für die Anbieter führen, wovon letztlich auch Investoren profitieren.

finanzwelt: Welche langfristigen Trends und Entwicklungen sind für Investoren im Bereich erneuerbare Energien relevant?

Atkinson: Der Klimawandel entwickelt sich zunehmend zu einer der zentralen Herausforderungen, mit der sowohl die Weltgemeinschaft als auch die Wirtschaft konfrontiert sind. Die Nachfrage nach erneuerbarer Energie wird dabei voraussichtlich weiter steigen, da der Strombedarf zunimmt – sowohl im Zuge der Klimaschutzmaßnahmen als auch durch die Suche nach größerer Energieunabhängigkeit, stabileren Preisen und niedrigeren Kosten.

Diese Trends treiben einen strukturellen Wandel voran, sowohl in der Energiewende als auch in der fortschreitenden Digitalisierung. Für Investoren bieten sich langfristige Chancen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien und bei Unternehmen, die diesen Wandel aktiv unterstützen.

Die wachsende Nachfrage nach erneuerbaren Energien und PPA war bisher vor allem in den USA zu beobachten. In Europa könnte sich dieser Trend jedoch ebenfalls verstärken, wovon große Unternehmen wie Iberdrola und National Grid profitieren dürften – denn diese verfügen über umfangreiche Kapazitäten in der Stromerzeugung und ‑verteilung. Allerdings wurde diese Entwicklung bislang durch die wirtschaftliche Schwäche und die höheren Energiepreise in der Region gebremst.

finanzwelt: Wie beeinflussen regulatorische Rahmenbedingungen und Gesetze das Investmentpotenzial in den USA?

Atkinson: Regulatorische Rahmenbedingungen, wie der Inflation Reduction Act (IRA) von 2022 und das Bipartisan Infrastructure Law von 2021, fördern in den USA maßgeblich den Ausbau erneuerbarer Energien und die Dekarbonisierung. Diese Gesetze schaffen ein attraktives Umfeld für Investitionen, indem sie die Erzeugung erneuerbarer Energie und Technologien zur CO2-Abscheidung und ‑Speicherung unterstützen. Infolgedessen stiegen die Investitionen in diesen Bereichen um 34 % im Vergleich zu den zwei Jahren zuvor. Solche gesetzlichen Maßnahmen bieten langfristige Perspektiven für Investoren und begünstigen die Entwicklung des Sektors durch die Bereitstellung von Fördermitteln und steuerlichen Anreizen. (fw)