Kooperieren statt kopieren
05.01.2023
Daniel Regensburger ist Geschäftsführer von Pangaea Life - Foto: © die Bayerische
ESG ist schon lange kein Trend mehr, sagt Daniel Regensburger. Und reicht anderen Versicherern die Hand, falls diese das Erfolgsmodell Impact Investing der Pangaea Life auch ihren Kunden anbieten wollen. Was es mit dem Erfolg und dem „Dinge wirklich ändern können“ von Impact Investing auf sich hat und welche neuen Produkte kommen, verrät der sympathische Geschäftsführer von Pangaea Life im finanzwelt-Interview.
finanzwelt: ESG ist inzwischen ein Muss bei allen Versicherern. Wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Pangaea Life hat Nachhaltigkeit in die Wiege gelegt bekommen, sozusagen pure ESG-DNA. Wie fühlt man sich als Trendsetter? Daniel Regensburger: Zum Glück ist Nachhaltigkeit ja schon lange kein Trend mehr, sondern etwas das bleibt. Dennoch steckt unsere Branche hier eher noch in den Kinderschuhen. Die ESG-Regulatorik zwingt viele Akteure gerade zu einem Umdenken. Hier haben wir den klaren Vorteil, dass wir uns schon lange mit diesen Themen beschäftigen, ESG für uns nichts Neues ist. Natürlich spornt es uns an, dass wir beim nachhaltigen Wandel zu den Treibern zählen.
finanzwelt: Ich bin ein großer Fan von Impact Investing und habe früher nie verstanden, warum zwei langlaufende, nicht liquide Produkte wie LV und Beteiligung, nie zusammengekommen sind. Jetzt haben Sie nicht nur vorgelegt, sondern performen seit Jahren außerordentlichst. Wo bleiben die Nachahmer? Regensburger: Für Anleger mit sehr großem Geldbeutel gab und gibt es ja vergleichbare Produkte – wenn auch nicht mit dieser konsequenten Nachhaltigkeitsausrichtung. Bei Pangaea Life war es von Anfang an unser Ziel, Beteiligungen in echten nachhaltigen Sachwerten auch ‚Normalanlegern‘ zu ermöglichen, also eine Demokratisierung zu erreichen. Mit 25 Euro monatlich geht es bei uns los. Gerade in einer Zeit, in der das vormalige ‚Allheilmittel‘ ETF-Anlage auch Schwächen offenbart, bieten wir Kunden eine attraktive und stabile Alternative. Was mögliche Nachahmer betrifft, lautet unsere Devise: kooperieren statt kopieren. Mit Pangaea Life haben wir bildlich gesprochen über die Jahre ein wunderbares Schienennetz gelegt: Mit Produkten aus allen drei Schichten befördern wir verschiedene Waggons samt Passagieren, die unsere Kunden sind. Unsere beiden Fonds ‚Blue Energy‘ und ‚Blue Living‘ ziehen diese Waggons als leistungsstarke Loks. Deshalb fragen wir uns, warum Akteure, die unser Konzept gut finden, ein eigenes Schienennetz bauen sollten. Stattdessen könnten wir unserem Schienennetz jederzeit neue Bahnhöfe hinzufügen, unseren Fuhrpark an Loks und Waggons erweitern und gemeinsam noch mehr Passagiere bewegen. Ich bin der festen Überzeugung: Den entscheidenden Wandel bekommen wir in der Branche nur gemeinsam hin. Wir sind deshalb offen für Kooperationen.
finanzwelt: Was haben Sie bereits in Zahlen mit Ihren Kunden bewegt? Kunden- und investmentseitig… Regensburger: Wir investieren in zwei Bereiche: mit dem Fonds Blue Living in nachhaltige Wohnimmobilien und mit Blue Energy in den Sektor der erneuerbaren Energien. Hat ein Kunde seine Anlage bei uns in den letzten zwölf Monaten zu 50/50 auf beide Fonds aufgeteilt, freut er sich heute über eine Wertentwicklung von 13 % nach Kosten. Blicken wir zum Vergleich auf die großen Aktienindizes dieser Welt, stellen wir für diesen Zeitraum eine ähnliche Bewegung fest – allerdings in die andere Richtung, ins Minus. Entscheidend ist aber nicht die kurzfristige, sondern mittel- und langfristige Perspektive – und die ist attraktiv. Für manche Kunden sind wir daher Basis des Portfolios, für andere eher sinnvolle Ergänzung und Diversifikation.
finanzwelt: Es wird weniger in Deutschland in Impact Investing investiert als in Bitcoins. Ein Armutszeugnis? Regensburger: Ich glaube, das wird sich dieses Jahr allein schon wegen der Marktentwicklung und aktuellen Schlagzeilen ändern. Das Thema Kryptos wird uns wahrscheinlich erhalten bleiben, wichtig ist dazu aber Aufklärung. Das gilt auch beim Thema Impact Investing. Ich habe neulich eine Vorlesung an der Universität Passau über Green Finance gehalten, und der Hörsaal war voller junger Menschen, die sich für Impact Investing interessieren. Woran es jedoch oft mangelt, ist Transparenz darüber, worin die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten genau liegt und wie man Greenwashing erkennt. Denn oft kehren gerade junge Anleger, die nachhaltig investieren wollten, dem Thema den Rücken, sobald sie feststellen, dass sie sich bei vorgeblich nachhaltigen Fonds dieselben Konzerne wie bei anderen Fonds ins Depot holen – oder der Anteil an nachhaltigen Assets nur minimal ist. Versicherer und Vermittler haben ihren Kunden gegenüber ein gemeinsames Aufklärungsmandat, für mehr Transparenz zu sorgen.
finanzwelt: Ich habe es läuten hören, dass neue Produkte in der Pipeline sind. Dürfen Sie schon etwas verraten? Regensburger: Wir möchten unsere Philosophie von nachhaltigem Investieren neuen Zielgruppen gegenüber öffnen. Deshalb denken wir zunehmend auch über Produkte jenseits des Versicherungsmantels nach. Im Investmentbereich bekommen wir zudem wahnsinnig viele Anfragen, ob wir uns einen Einstieg vorstellen könnten, um den nachhaltigen Wandel gemeinsam voranzutreiben – über unsere bisherigen Investitionssektoren hinaus. Da geht es um Themen wie Waste und Recycling, um Speichertechnologien, Bildung oder neue Formen der Mobilität. Diese Form von Anlage ist deutlich risikoreicher, zeitgleich aber auch hochspannend. Ob wir daraus attraktive Lösungen für Privatkunden entwickeln können, wird sich zeigen.
finanzwelt: Persönliche Frage: Wenn Sie nicht grüne Versicherungen machen würden, was dann? Regensburger: Ursprünglich wollte ich mal Pilot werden, aufgrund meiner Rot-Grün-Schwäche hat es in der entscheidenden Phase aber nur fürs Segelfliegen gereicht. Was mir heute extrem Spaß macht, ist jungen Menschen Wissen zu Finanzthemen und Nachhaltigkeit zu vermitteln und individuelle Kompetenzen zu fördern. Denn Bildung ist die Basis des Wandels, vor dem wir stehen. (lvs)