Kontinuität der Dividenden ist entscheidend
11.08.2021
Thomas Meier, Portfoliomanager MainFirst / Foto: © MainFirst
Nachdem im vergangenen Jahr Dividendenkürzungen die Szenerie beherrschten, geht es nun mit der zunehmenden Wirtschaftskraft bei den Ausschüttungen wieder aufwärts. Doch die schiere Fixierung auf die Dividendenhöhe sagt wenig aus, schildert Thomas Meier, Portfoliomanager des MainFirst – Global Dividend Stars und des MainFirst Euro Value Stars, im Redaktionsgespräch.
finanzwelt: Herr Meier, welche Lehren können Investoren aus 2020 hinsichtlich eines Dividenden-Investments ableiten? Thomas Meier: 2020 wird als das Jahr der Extreme in die Kapitalmarktgeschichte eingehen. Dem größten Rückgang seit Jahrzehnten, gefolgt von der stärksten und schnellsten wirtschaftlichen Erholung dank umfangreicher monetärer und fiskalischer Maßnahmen. Da die Unternehmensgewinne unter Druck gerieten, sahen sich viele Unternehmen gezwungen, ihre Ausschüttungen im Jahr 2020 zu kürzen, zu vertagen oder gar zu streichen. Die Quintessenz für die Anleger lautet, die Krise möglichst zu durchschauen und sich eben auf jene Dividendenwerte zu konzentrieren, die weniger oder nicht ins Schlingern geraten und per se wirtschaftlich gut aufgestellt sind. Diese Unternehmen trotzen dann auch stürmischen Börsenzeiten.
finanzwelt: Dividenden sind also wieder ein Thema? Meier: Ich glaube, dass Dividenden tendenziell unterschätzt werden. Gerade in Zeiten, in denen Festverzinsliche nahezu keine Zinsen bringen, sind Dividendentitel eine sehr gute Alternative zu Unternehmens- und Staatsanleihen. Unternehmen, die Dividenden ausschütten, haben meist eine gesunde Bilanz, viel Eigenkapital und generieren stabile Cashflows. Mit den positiven Zukunftsaussichten in Bezug auf attraktive, nachhaltige Dividendenwachstumsraten kann eine Dividendenstrategie als Basisinvestment sehr sinnstiftend sein.
finanzwelt: Anleger denken beim Thema Dividende oftmals und zuallererst an Aktien mit hohen Dividendenrenditen. Ein Trugschluss? Meier: Dieser Aspekt ist wichtig, reicht aber nicht aus. Allein auf hohe Renditen zu schielen, greift zu kurz und kann sogar kontraproduktiv sein. Mitunter sogar ein Warnzeichen. Investoren sollten auf die Nachhaltigkeit bzw. Kontinuität der Dividenden prüfen. Investieren die Unternehmen nicht ausreichend in neue Produkte oder Dienstleistungen können die Gewinn- und Dividendenaussichten darunter leiden.
finanzwelt: Welche Strategie verfolgen Sie beim MainFirst – Global Dividend Stars? Meier: Einerseits investieren wir in Mega- und Large-Caps, die aufgrund ihrer Wettbewerbsposition und stetiger Cashflows nachhaltige Dividendenzahlungen versprechen. Das ist sozusagen die Basis. Andererseits lenken wir unseren Fokus auch auf Small- und Mid-Caps, deren Wachstumsaussichten wir als überdurchschnittlich einstufen. Insofern macht‘s der Mix aus beiden Ansätzen, der uns auch von manchen Wettbewerbern im Markt unterscheidet.
finanzwelt: Dabei haben Sie besonders familiengeführte Unternehmen im Auge? Meier: In der Tat versprühen diese mittelständischen Unternehmen ihren besonderen Charme. Viele denken nicht in Quartalen, sondern planen für Generationen. Ziel ist, das Unternehmen gut aufgestellt an die nächste Generation zu übertragen und langfristig erfolgreich zu bleiben.
finanzwelt: Welche Beispiele fallen Ihnen hierzu ad hoc ein? Meier: Sixt ist hierzulande ein gutes Beispiel. Das Geschäftsmodell und die Wachstumsstory sind intakt. Auch das italienische Unternehmen Carel Industries überzeugt uns.
finanzwelt: Wie hat sich Ihr Fonds in den vergangenen Monaten geschlagen? Meier: Auf 1-Jahressicht liegen wir zum Stichtag 30.06. bei etwa 36 %. Die annualisierte Wertentwicklung seit Fondsauflage vor sechs Jahren beträgt knapp 8,3 %. Das kann sich durchaus sehen lassen. (ah)