Kleines Land, große Schäden

26.05.2021

Blick auf Saarbrücken. In keinem anderen Bundesland gab es relativ so viele Elementarschadensmeldungen wie im Saarland / Foto: © etair - stock.adobe.com

Das Jahr 2020 war ein gutes – zumindest für die Elementarschadensversicherer: Die Schadensprognose wurde deutlich unterschritten – trotz eines historischen Einzelereignisses. Am stärksten betroffen waren die Bewohner des flächenkleinsten Bundeslandes.

Im vergangenen Jahr verursachten Naturgefahren bei Deutschlands Versicherern Schäden in Höhe von insgesamt 1,95 Mrd. Euro. Das geht aus dem aktuellen Naturgefahrenbilanz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Im Vorfeld rechneten die Versicherer mit einer Belastung durch Elementarschäden in Höhe von 3,8 Mrd. Euro. Dass diese Prognose so deutlich verfehlt wurde, war Anfang des vergangenen Jahres noch gar nicht erwartbar: So verursachte im Februar Sturm „Sabine“ Schäden von 675 Mio. Euro, den siebthöchsten Wert aller Winterstürme seit 2002. Alleine in der Sachversicherung schlug der Sturm mit ca. 600 Mio. Euro zu Buche. „Das hat erneut gezeigt, dass ein einziger Sturm mehr als ein Drittel des Gesamtschadens verursachen kann“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Abgesehen von Sabine verlief das Jahr 2020 für die Elementarschadensversicherer jedoch eher unspektakulär: „2020 war erfreulicherweise ein deutlich unterdurchschnittliches Naturgefahrenjahr. Das lag vor allem daran, dass schwere Hagelereignisse und im Herbst schwere Stürme ausgeblieben sind“, erläutert Asmussen.

Nicht nur bei Sabine, auch in der Gesamtbetrachtung nimmt die Sachversicherung den Spitzenplatz ein: In dieser Sparte leisteten die Versicherer 1,6 Mrd. Euro, davon 300 Mio. Euro für weitere Naturgefahren wie Starkregen oder Hochwasser. In der Kfz-Versicherung schlugen die Elementarschäden mit ca. 350 Mio. Euro zu Buche.

Deutliche regionale Unterschiede

Nordrhein-Westfalen und Bayern sind die einwohnerreichsten Länder der Bundesrepublik – und die, die im vergangenen Jahr von den stärksten Elementarschäden betroffen waren: Während die Versicherer für Schäden in NRW im vergangenen 422 Mio. Euro aufwenden mussten, waren es in Bayern mit 415 Mio. Euro etwas weniger. Die wenigsten Schäden gab es im einwohnerärmsten Bundesland: Gerade einmal 6 Mio. Euro mussten die Versicherer aufwenden, um Schäden in Bremen zu regulieren.

Aufgrund der unterschiedlichen Größen der Bundesländer ist eine Betrachtung relativ zur Einwohnerzahl deutlich aussagekräftiger. Wie bereits 2019 war hier das Saarland am stärksten betroffen: Pro 1.000 Sachversicherungsverträgen wurden in dem flächenkleinsten Bundesland 54,9 Elementarschäden gemeldet, ein Anstieg um 7 % gegenüber 2019 und mehr als doppelt so viel im Bundesdurchschnitt von 22. Der Gesamtschaden im Saarland lag bei 43 Mio. Euro. Deutlich weniger Ärger hatten Berliner: In der Hauptstadt wurden gerade einmal 3,4 Elementarschäden pro 1.000 Verträge gemeldet, so wenige wie in keinem anderen Bundesland.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Laut GDV dürften die im Naturgefahrenreport veröffentlichten Zahlen lediglich die Spitze des Eisbergs sein, denn bundesweite sind nicht alle Häuser komplett gegen Naturgefahren versichert: Während bundesweit alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert sind, fehlt knapp zehn Mio. Hausbesitzern der Schutz vor Elementargefahren wie Starkregen oder Hochwasser. Bundesweit liegt die Versicherungsdichte bei 46 %. „Es ist erfreulich, dass inzwischen fast die Hälfte der Gebäudebesitzer Schutz vor weiteren Naturgefahren haben. Aber für die anderen gilt, dass sie ihren Versicherungsschutz überprüfen und anpassen sollten“, so Asmussen. (ahu)