Kleine ganz groß?!

21.02.2022

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Der deutsche Aktienindex (DAX) als Maß der Dinge? Da kommen Zweifel auf. Zwar sind die großen Dickschiffe wie Linde, SAP, Volkswagen oder Adi­das jedem Anleger ein Begriff, doch es lässt sich auch in kleinere Werte, Segmente und Indizes investieren. Die Erfahrung zeigt, dass Nebenwerte im Portfolio Ihrer Kunden durchaus eine sinnvolle Alternative sein können. Es zahlt sich aus, auch langfristig.

Die im MDAX notierte Aktie der Hanno­ver Rück kommt aktuell auf eine Markt­kapitalisierung von circa 21 Mrd. Euro. Dabei steht sie in der zweiten Liga der Börsenwerte ganz weit oben. Aber na­türlich fällt das eher bescheiden aus in Relation zu den Highflyern der ersten Reihe, dem DAX. Trotzdem: Der Blick lohnt und zeigt, dass Anleger mit dem zweiten Auge durchaus „besser“ sehen können. Zumal sich in der zweiten und dritten Reihe (Small Caps) viele soge­nannte „Hidden Champions“ verber­gen. Diese sind tendenziell gut durch die Pandemie gekommen und konnten Marktanteile von kriselnden Wettbe­werbern gewinnen. Fuchs Petrolub oder auch die bekannte Leifheit AG zählen dazu. Mehr als 1.200 „Hidden Cham­pions“ soll es hierzulande geben, knapp die Hälfte aller Hidden Champions welt­weit. Sie sind so etwas wie die „Speer­spitze der deutschen Ökonomie“ und manchen gelingt es mitunter auch, in die „erste Liga“, den DAX, zu springen. Aber auch auf den nordamerikanischen Kontinent bezogen erscheinen Neben­werte in einem guten Licht und konnten durch gute Zahlen überzeugen.

Konjunktursensitives Investment

John Donnelly, Portfoliomanager des PGIM Jennison NextGeneration Fund, bemerkt ganz generell: „Das Schöne an Nebenwerten ist, dass die Streuung der Renditen tendenziell viel größer ist als bei Large Caps. Außerdem werden sie von Sell-Side-Analysten tenden­ziell weniger gut beobachtet. Das be­deutet, dass es für gute Stockpicker weitaus mehr Möglichkeiten geben sollte, im Small-Cap-Bereich im Lau­fe der Zeit Werte zu generieren.” Wie schaut es nun mit der Wertentwicklung aus? Stechen die Kleinen die Großen wirklich aus? Zumindest auf mittel- bis längerfristige Sicht trifft das durchaus zu. Erst fünfmal seit dem Beginn des Jahrtausends hat der DAX eine bes­sere Jahresperformance hingelegt als der kleine Bruder MDAX. So liegt die 10-Jahres-Performance beim DAX bei 169,3 % (Stand Mitte Januar 2022), wo­hingegen der MDAX auf ein Plus von 294,7 % kommt. Durch die Reformen im vergangenen Jahr gab es auch eini­ge Auf- bzw. Abstiege in den Börsen­segmenten. Im 50 Werte umfassenden MDAX aufgenommen wurden die Vo­dafone-Sendemastentochter Vantage Towers, der Recyclingspezialist Befesa, der Gabelstapler-Hersteller Junghein­rich, der Finanzdienstleister Hypoport und der Haustierbedarfs-Händler Zoo­plus. Auch der kleinste Bruder, der SDAX, hat den DAX zumindest auf Drei- bzw. Fünf-Jahressicht outperformt. Bei­de Segmente, sowohl MDAX als auch SDAX, profitierten in den vergangenen Jahren insbesondere auch von der ver­gleichsweise guten Konjunktur. Im Um­kehrschluss heiße das aber auch, dass beide Indizes im Zuge der wirtschaft­lichen Abkühlung im 2. Halbjahr 2021 verstärkt unter die Räder kamen und Federn lassen mussten.

Fundamentalanalyse unverzichtbar

Bei der Auswahl von kleineren Unterneh­men ist naturgemäß mehr Know-how gefragt. Denn die kleineren Titel sind tendenziell, wie erwähnt, eher speku­lativer, bieten im Gegenzug dafür aber höhere Ertragschancen. Und im Gegen­satz zu multinationalen Konzernen sind weniger Nebenwerte-Unternehmen ge­zwungen, aufgrund finanzieller Altlasten aufgenommenes Fremdkapital abzu­bauen. Das spült Geld in die Kasse, was seinerseits zur Expansion genutzt wer­den kann. Darüber hinaus bieten sie den Vorteil, dass sie tendenziell flexibler sind und sich schneller neuen Marktgege­benheiten anpassen können. Investoren können über in Investment in bestimmte hoch spezialisierte Small- und Mid Caps gezielt in ein Thema oder einen Wirt­schaftstrend anlegen. Erst vor kurzem ist beispielsweise Berenberg mit dem Be­renberg International Micro Cap-Fonds an den Start gegangen und bietet da­mit ein Investment in Klein- und Kleinst­unternehmen in entwickelten Ländern außerhalb Europas. Denjenigen, die Ne­benwerte als ertragreiche Beimischung und potenzieller Renditebringer in ihrem Portfolio sehen, bieten sich entspre­chende Fondslösungen. Eine Kurzbe­trachtung aussichtsreicher Fonds zeigt, dass beispielsweise das Management des Small/Mid Caps-Fonds aus dem Hause Lupus alpha (Lupus alpha Smaller German Champions A) eine gute Leis­tung erbringt. Auch die entsprechenden Fondslösungen der Allianz Global Inves­tors, der DWS, Berenberg sind im Ran­king weit oben zu finden. (ah)