Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente stößt auf skeptische Bevölkerung

04.11.2021

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In der Versicherungswelt ist eine kapitalgedeckte Rente ein eher umstrittenes Thema. Einige Versicherer bieten entsprechende Produkte an, andere sträuben sich gegen dieses Modell. Die FDP hat in den laufenden Koalitionsverhandlungen nun einen Vorschlag zu einer Teilkapitaldeckung der gesetzlichen Rente vorgebracht. Eine Umfrage der INSA Consulere, im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), zeigt jetzt, dass sich nicht nur Expertengeister an diesem Thema scheiden. Auch die Bevölkerung blickt skeptisch auf den Vorschlag.

Während die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) im Oktober die Pläne der neuen Bundesregierung zumindest teilweise begrüßte, sprach sich der Sozialverband VdK vor zwei Tagen klar gegen die Einführung einer Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente aus. Ob sinnvolle Ergänzung oder sinnloses Experiment mit der Altersvorsorge, die Sichtweisen könnten unterschiedlicher nicht sein. In einer repräsentativen Befragung interviewte INSA Consulere vom 29. Oktober bis zum 01. November nun 2.140 Personen aus der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren. Die Ergebnisse zeigen, dass hier Uneinigkeit und eine große Skepsis gegenüber den neuen Rentenplänen der Regierung herrscht.

Düstere Aussichten

Besonders der Umfang und die Wirksamkeit der geplanten Kapitalspritze für die Rentenversicherung wird dabei erheblich angezweifelt. 49 % der Befragten glauben, dass die vorgesehenen zehn Milliarden Euro nicht ausreichen und zukünftig weitere Mittel benötigt werden. Besonders ältere Befragte ab 50 Jahren zweifeln besonders an diesem Aspekt der Kapitaldeckung. Die DAV teilt diese Meinung übrigens, trotz grundsätzlicher Befürwortung. Nur 12 % der Teilnehmer glauben an das Gegenteil, während knapp 40 % die möglichen Pläne der neuen Bundesregierung nicht bewerten können oder möchten und sich enthalten. Die Ergebnisse zeigen damit auch, dass ein großer Anteil der Bevölkerung sich zu wenig mit dem Thema Rente auseinandersetzt oder nicht an ein erfolgreiches Eingreifen der Politik in die aktuellen Entwicklungen beim Thema Rente glaubt.

Das bestätigen auch die Ergebnisse zu den Antworten auf die Frage, ob die Erträge aus der beabsichtigten Kapitaldeckung ausreichen, um die Probleme der gesetzlichen Rente zu lösen. 43 % sagen dazu klar Nein. Nötig wären dann zusätzliche Mittel, womit die relative Mehrheit der Befragten aber nicht rechnet. Erneut 43 % glauben stattdessen, dass eine Kapitaldeckelung in der GRV durch die angespannte Haushaltslage und die hohe Staatsverschuldung Deutschlands scheitert, weil keine zusätzlichen, staatlichen Investitionen bereitgestellt werden können. Nur 18 % der Teilnehmer bleiben dabei zuversichtlich.

Zustimmung aus der Mitte

Alternativ könnte eine Aufstockung der Kapitaldeckung durch zusätzliche Beitragsmittel erfolgen, was aber höhere Rentenbeiträge bedeutet. Das sieht mit 24 % aber nur eine Minderheit als richtige Alternative. Rund ein Drittel der Befragten spricht sich dagegen aus, während ein weiteres Drittel sich nicht auf eine Antwort festlegen möchte. Die Zustimmung zu höheren Rentenbeiträgen, um genug Mittel für eine Kapitaldeckung bereitzustellen, kommt dabei mit 36 % vorrangig aus den Reihen der FDP-Wähler. Besonders Anhänger der äußeren Randparteien (AfD und Linke) stimmen dagegen am seltensten zu.

Auch die Meinung darüber, wer von der Kapitaldeckung profitieren sollte, ist in der Bevölkerung ziemlich gespalten. 33 % finden es nicht in Ordnung, dass die Steuer- und Beitragszahler von heute, die die Gelder für eine Kapitaldeckung durch erhöhte Beiträge aufbringen, noch nicht von ihr profitieren. Nur zukünftige Generationen könnten damit bessere Renten erhalten. Nur knapp 25 % der Befragten fand sich mit dieser Verteilung zwischen den Generationen ab. Im Fazit stellt sich also ein gemischtes Meinungsbild in der Bevölkerung dar. Branchenexperten fordern unabhängig von den verschiedenen Ansichten zur Kapitaldeckung hauptsächlich Verbesserungen für die private Altersvorsorge, so auch der VdK. Welche Schritte die neue Regierung in den nächsten Monaten gehen wird, bleibt aber vorerst abzuwarten. (lb)