Kann es nur noch schlechter werden?

06.01.2025

Rolf Ehlhardt - Foto: © I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

Die Indizes notieren nahe an den Höchstkursen. Alles paletti? Mitnichten. Ukraine, Nahost, Korea, Syrien. Preisanstieg seit 2020 über 20 Prozent. Politik wird negativ bewertet. In Deutschland fliehen die Investoren ins Ausland, Fachkräftemangel herrscht weiterhin. Insolvenzen auf Rekordhöhe. Firmenpleiten auch. Eigentlich passt das alles nicht zusammen. Nun gibt es in der westlichen Welt entscheidende Neuwahlen. Allen voran war sie schon in den USA, in Europa folgen Deutschland und Frankreich.

Tatsachen sind die Daten aus der Vergangenheit. Seit dem letzten Aktien-Crash im Jahr 2009 haben sich DAX und S&P mehr als vervierfacht. Die Geldmenge hat sich in der Euro-Zone um 75 Prozent erhöht, in Amerika verzehnfacht! Gleichzeitig stieg die Staatsverschuldung in Deutschland um etwa 50 Prozent, in der Euro-Zone um 90 Prozent und in den USA um mehr als 180 Prozent. Gleichzeit haben sich die Bau-Zinsen in Deutschland von etwa 4,5 Prozent in 2009 bis in den Jahren Juli 2019 bis März 2022 auf unter zwei Prozent (Spitze 0,73 Prozent) verbilligt. Parallel ist die Inflation von unter zwei Prozent (seit 1995) auf bis zu 8,7 Prozent im November 2022 angestiegen. Bis 2024 hat die verantwortungslose Ausweitung der Geldmenge und die gleichzeitig nach unter manipulierten Zinsen dazu geführt, dass höhere Schulden sich im Haushalt bis 2022 nicht auswirkten. Privatleute sich bis zur „Halskrause“ verschuldet haben. Die Hausse bei Aktien und Immobilien haben bewirkt, dass auch die Konsumenten fleißig gekauft haben und so die Wirtschaften sich gut entwickelten. Durch die Globalisierung auch in den Entwicklungsländern. Fazit: Fallende Zinsen, erhöhte Geldmenge und höhere Schulden waren die Triebfedern der Preise für Substanzwerte.

Nach dem Blick zurück, ein Blick nach vorne: In den USA wird der bei uns ungeliebte Trump neuer Präsident. Vor allem China, aber auch Europa sollen unter seinem „America first“ leiden. Im Vordergrund stehen seine Versprechen, die Zöllen kräftig zu erhöhen. Damit sollen sich die mittlerweile negativen Auswirkungen (Zahlungsbilanz) der Globalisierung „ausgebügelt“ werden. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland hat zwar anfangs die Gewinnmargen der Unternehmen erhöht, aber mit der Zeit auch die Abhängigkeit mit konkurrierenden Staaten erhöht, ebenso wie das

Bilanzdefizits. Das Vorgehen wird allerdings dahingehend problematisch, da auch Amis unter Fachkräftemangel leiden. Untersuchungen der Tax-Foundation haben ergeben, dass die Zölle 0,2 Prozent vom BiP und fast 150.000 Arbeitsplätze kosten werden, aber auf jeden Fall zu Preissteigerungen führen, die die Inflation erhöhen. Dies wiederum stünde weiteren Zinsermäßigungen entgegen. Sie müssten sogar erhöht werden. Das wäre sehr negativ für die Wirtschaft. Mit niedrigeren Steuern könnte der Staat versuchen, entgegenzuwirken, was aber die Zinsausgaben im Haushalt weiter steigen lassen. Ein Fuchs, der sich in den Schwanz beißt. So würden die Klassenunterschiede noch größer werden. Bis heute haben vor allem leitende Angestellte ihr Einkommen massiv ausbauen können, während der Mittelstand, aber in erster Linie die Bürger im letzten Drittel der Einkommenspyramide wenig Zugewinn verzeichnet haben. Eine Radikalisierung ist dann nicht auszuschließen. Jedenfalls würde eine Verschlechterung der Wirtschaft auch zurückgehende Gewinne der Unternehmen bedeuten. Die Reaktion der Börse ist allen klar.

Deutschland hat sich in den letzten Jahren negativ entwickelt. Vom Vorzeigestaat zum Problemkind. Der Slogan von Frau Merkel „weiter so“ hat die Welt an uns vorbeiziehen lassen. Die „Ampel“ hat die Fehlentwicklung nicht umgekehrt, sondern verstärkt. Mit Fehlentscheidungen hat sie massiv Geld und Ressourcen verschwendet. Wir finanzieren trotz Arbeitskräftemangel 3,9 Mio. arbeitsfähige Arbeitslose, andererseits werden die Unternehmen mit Bürokratie totgeworfen. Noch ist eine Wende zu schaffen. Aber wer ist dafür geeignet. Es fehlt an gut ausgebildeten Fachkräften in der Politik. Während der private in seinem Beruf mit Vorschriften gebremst werden, dürfen Politiker jedes Ministeramt übernehmen. Scholz leidet an „Vergesslichkeit“, Baerbock finanziert Radwege in Peru, während unsere Brücken marode sind und einstürzen und Habeck zieht ein Gesetz von ihm nach dem anderen zurück oder lässt es ruhen. Obwohl 80 Prozent der Wähler mit seiner Arbeit unzufrieden sind, bewirbt er sich aus der Küche für den Kanzlerposten mit den Worten: „Ich habe Fehler gemacht, aber daraus gelernt“. In den kommenden Jahren werden fast 20 Mio. „Babyboomer“ in Rente gehen. Dann muss die „Work-Life-Balance“-Generation übernehmen und finanzieren.

Ich möchte hier keinen politischen Rundumschlag veranstalten, aber jedem Anleger klarmachen, dass die Politik die Entwicklung von Börsen entscheidend beeinflussen wird. In Zukunft mehr denn bisher. Denn die Probleme treffen auf eine positive Börse, auf eine überdurchschnittliche Bewertung der Gesellschaften und auf den Beginn eines für die Börsen schlechteren Umfeldes. Ich kann mir auch vorstellen, dass die USA und auch China sich für die Regeln der Wirtschaft mit Vorteilen für alle entscheiden, und Europa, wo allen klar ist, dass nur ein starkes Europa in dieser Ordnung ein gleichberechtigter Partner sein kann. Allein, mir fehlt der Glaube. Ich bin trotzdem kein Crash-Prophet, aber geize nicht mit den Hinweisen auf Vorsicht. Jede politische Fehlentscheidung kann die Börse erschrecken. Die Pläne von Trump können sich sehr negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Besonders für Exportnationen wie

Deutschland. Die Strategie höhere Liquidität, nur beste Qualität bei Aktien sowie Anleihen und eine zehn bis 20 prozentige Beimischung von Edelmetallen erscheint
mir eine gute Voraussetzung für die Vermögenserhaltung in schwierigen Zeiten.

Marktkommentar von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH.