Jeder Vierte macht es wie Thomas Müller

17.07.2019

Kassierer in Supermärkten geben ihren Kunden immer öfter mehr als nur Rückgeld / Foto: © Andrey Popov - stock.adobe.com

Was vor vielen Jahren noch unlogisch war, ist inzwischen für viele Menschen normal: Man kommt mit mehr Bargeld aus einem Geschäft als man hinein gegangen ist. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich jeder vierte Deutsche beim täglichen Einkauf mit Bargeld versorgt. Es gibt aber auch Zweifler an dieser neuen Bargeldquelle.

„Promi-Faktor! Der bekommt Geld fürs Einkaufen“ sagte im Jahr 2011 ein Mann in einem Rewe-Werbespot, als er Fußballstar Thomas Müller dabei erblickte, wie dieser an der Kasse Geld bekam. Natürlich bekam Müller nicht wegen seiner Prominenz Bargeld, sondern weil er ein neues System nutzte, das Rewe damals anbot: Cashback. Der Kunde weist die Kassiererin oder den Kassierer darauf hin, dass er gerne noch Geld abheben möchte und nennt den gewünschten Auszahlungsbetrag. Dieser ist in der Regel auf 200 Euro begrenzt. Der Bezahlvorgang für den Einkauf läuft daraufhin genauso ab wie bei der gewohnten Girokartenzahlung. "Kontaktloses Bezahlen ist in diesem Fall allerdings nicht möglich“, erklärt Martina Brand von der Postbank. Das Geld wird mit der Bestätigung unmittelbar an der Kasse ausgezahlt und der Betrag zusammen mit dem Einkaufswert vom Bankkonto abgebucht. Der Auszahlungsbetrag ist auf dem Kassenbeleg vermerkt. „Dieser Service ist kostenfrei, Voraussetzung für das Geldabheben ist aber ein Mindesteinkaufswert, der meist bei zehn oder 20 Euro liegt“, ergänzt Martina Brand. Ob Kunden einmal oder mehrmals täglich Geld abheben können, ist von den Bedingungen des jeweiligen Einzelhändlers abhängig.

Inzwischen wird das System von zahlreichen Einzelhändlern angeboten und auch gerne von den Kunden genutzt, wie eine aktuelle Kantar-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank zeigt. In dieser gaben von den ca. 1.000 Befragten 27 % an, die Möglichkeit zu nutzen, beim Einkauf gleich noch Bargeld mitzunehmen. Während 21 % regelmäßig an der Kasse gleich noch Geld mitnehmen, sind es 6 %, die es gelgentlich tun. Dabei zeigt sich ein kleines Ost-West-Gefälle: Während in den alten Bundesländern 25 % beim Einkaufen gleich noch ihren Bargeldbestand aufstocken, sind es in den alten Bundesländern 37 %. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass viele Gegenden in Ostdeutschland relativ dünn besiedelt sind und deshalb der Weg zum nächsten Geldautomaten häufig etwas weiter ist.

Es gibt noch viele Zweifler

Obwohl Cashback den Weg zum nächsten Geldautomaten erspart, gibt es noch viele Bundesbürger, die das System noch nicht nutzen. Auffallend ist ein möglicher Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und Cashback-Nutzung. So heben 82 % der Befragten mit Volks- und Hauptschulabschluss kein Geld beim Einkaufen ab, bei den Befragten mit mittlerem Schulabschluss sind es 73 % und bei Befragten mit Abitur oder Hochschulabschluss nur 61 %, die auf diese Möglichkeit verzichten.

Von den Befragten, die den Cashback-Service noch nicht genutzt haben, sagten 78 % aus, dass sie lieber am Geldautomaten Geld abheben würden, 47 % nutzen sogar lieber den Bankschalter. Währen die meisten ihren Verzicht auf Cashback also eher damit begründen, dass sie die Bank vorziehen, entscheiden sich 23 % bewusst gegen ein Abheben an der Ladenkasse, weil sie diese zu unsicher halten. 14 % ist das Geldabheben an der Kasse unangenehmen. Für 8 % hat die Umfrage eine neue Erkentnis gebracht: Sie kannten bis dahin Cashback überhaupt nicht…  und wundert sich bislang vielleicht ebenso wie der Mann in der Rewe-Werbung, warum jemand an der Supermarkt-Kasse Geld ausbezahlt bekommt. (ahu)