Ist die Digitalisierung eine zu hohe Hürde?

11.04.2019

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Für viele Banken und Versicherungen offenbar schon, wie eine aktuelle Studie zeigt. Bedenklich: Statt Fortschritt ist Rückschritt zu erkennen.

Wohl kein Tag vergeht, ohne dass man dieses Wort hört oder sogar selbst benutzt: Digitalisierung. Auch wenn immer wieder deutlich gemacht wird, dass diese die größte revolutionäre Umwälzung seit der industriellen Revolution ist und sie Unternehmen ganz neue Möglichkeiten eröffnet, werden diese Chancen in der Finanzbranche häufig noch nicht richtig genutzt. Der Grund: Unternehmen scheuen die Herausforderung. Das zeigt eine neue Studie des Capgeminie Research Institutes, für die über 360 Entscheider aus mehr als 200 Banken und Versicherungen befragt wurden. Von diesen zeigten sich nur 37 % zuversichtlich, die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich umsetzen zu können. Offenbar haben die Unternehmen in den letzten Jahren nur wenig unternommen, die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können: In einer ähnlichen Studie im Jahr 2012 zeigten sich noch 41 %  der Befragten digital zuversichtlich. Offenbar hat also das Selbstbewusstsein der Unternehmen, die Digitalisierung erfolgreich umsetzen zu können, deutlich abgenommen. „Durch das nicht vorhandene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stehen Unternehmen sich selbst im Weg. So kann eine digitale Transformation nicht gelingen – und der Anschluss an die Konkurrenz geht langfristig verloren“, mahnt Matthias Stauch, Vorstand der INTERVISTA AG und Digitalisierungsspezialist. Das Problem fängt bereits oben an: Nur gut jede dritte befragte Führungskraft gab an, über die erforderlichen operativen Kenntnisse zu verfügen, um die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich umzusetzen. Im Jahr 2012 antwortete noch fast jede zweite so.

Es wird zu wenig zusammengearbeitet

Damit Unternehmen die Digitalisierung vollständig etablieren und von ihren Vorzügen profitieren können, ist es erforderlich, direkt im Unternehmenskern anzusetzen. „Mitarbeiter müssen in den Prozess einbezogen werden, um ihn zu verstehen und mitzutragen“, unterstreicht Stauch. Das ist jedoch längst nicht in jedem Betrieb der Fall, wie die Capgemini-Studie zeigt. So sagten gerade einmal 24 % der Befragten aus Versicherungen aus, dass sich durch alle internen Organisationseinheiten die Unternehmensvision der digitalen Transformation ziehen würde. Nur 26 % erkennen einen übergeordneten Fahrplan für die Umgestaltung. „Hier liegt das Problem: Solange nicht alle an einem Strang ziehen, gestaltet sich eine Realisierung schwierig. Dabei ist sie unerlässlich“, erklärt Matthias Stauch. „Wer zum Beispiel einen langsamen Einstieg in die digitale Transformation wählt, für den eignen sich etwa Vertriebs- und Provisions-Software, die sich an bereits bestehende Technologien und Umgebungen anflanschen lassen. So gelingt ein sanfter Übergang. Anders sieht das Vorgehen bei Bestandsführungssystemen aus: Diese gilt es idealerweise Stück für Stück oder – wenn es nicht anders geht – zum Stichtag abzulösen.“

Wie gut es um die digitalen Fähigkeiten der Unternehmen bestellt ist und was heute im Vertrieb wichtig ist, lesen Sie auf Seite 2