Investmenthäuser: Bloß nicht aus der Reihe tanzen!

16.05.2018

Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG / Foto: © Bayerische Vermögen AG

Ein Trend ist seit einigen Jahren offensichtlich: Immer mehr Investmenthäuser investieren in die gleichen Aktien und nehmen zudem ähnliche Gewichtungen vor. Oder sie entscheiden sich für Indexabbilder, um keine eigenen Einzelentscheidungen treffen zu müssen. Doch dies birgt neue Gefahren.

Eigene Risikomanager übernehmen die Überwachung der Depotrisiken. Da die Risikosteuerungssysteme jedoch oft von denselben Anbietern stammen bzw. auf gleichen Optimierungen basieren, zeichnet sich eine zunehmende Standardisierung ab. Diese Korrelation verschärft das systemische Risiko ebenso wie das Risiko für das einzelne Portfolio. Untersuchungen haben gezeigt, dass branchenweite Maßnahmen zur Risikominderung rasch ins Gegenteil umschlagen können.

Anleger sollten besser einfache Regeln beachten, um Risiken zu minimieren. Zum Beispiel sollten sie nur in Instrumente investieren, die sie auch verstehen. Risikomanagement bedeutet andererseits auch, eine Anlagephilosophie zu wählen oder zu entwickeln, die auf erprobten Strategien beruht. Dazu gehört die fundamentale Analyse der Märkte und Unternehmen, um den fairen Wert bzw. die Über- oder Unterbewertung feststellen zu können. Wer extrem überteuerte Anlageklassen oder Einzelwerte kauft, der muss damit rechnen, dass große Verluste lange nicht aufgeholt werden. Im Einkauf liegt der Gewinn. Einen fair bewerteten Markt zu kaufen oder noch besser Unterbewertungen zu kaufen, kombiniert mit einer Mindeststreuung nach Anlageklassen, Regionen und Branchen ist das wohl beste Risikomanagement.

Auf komplexe Strukturen verzichten

Bei sehr komplexen Märkten oder Instrumenten, zum Beispiel bei Rohstoffen, Hedgefonds oder komplizierten Anlageprodukten, kann eine Bewertung vielfach gar nicht vorgenommen werden. Es bleibt meist nur das Vertrauen auf weiter steigende Preise.

Deshalb raten wir Privatanlegern von solch komplexen Instrumenten ab. Auf die erwähnten Anlageklassen und Produkte mit optionsähnlichen Variablen, wie Aktienanleihen oder Zertifikatestrukturen mit Ausübungsrisiken, verzichtet man besser ganz. Auch wenig transparente Wirtschaftszweige muss man nicht unbedingt haben. Die tragende Säule einer guten Anlagephilosophie heißt „Einfachheit“: Investitionen erfolgen nur in Wertpapiere, deren Geschäftsmodell man versteht, und die transparent und liquide sind.

Lieber Langeweile mit Rendite

Vielleicht klingt all dies nicht nach dem ausgefeiltesten Risikomanagementsystem, aber die meisten Anleger haben wenig gute Erfahrungen mit komplexen Strukturen und Kursabsicherungssystemen gemacht. Die besten Fondsmanager und Vermögensverwalter zeichnen sich durch eine einfache, transparente Anlagepolitik aus. Man könnte es fast langweilig nennen.

Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, München