Investment-Trends 2025: Diversifikation, Nachhaltigkeit und ein wachsender Risikoappetit

13.12.2024

Frank Pöpplow. Foto: @ Federated Hermes

Aktuell werden die letzten Anpassungen der Asset-Allokationen für das Jahr 2025 gemacht. Wie so oft wird sich auch diesmal nicht alles grundlegend ändern, doch das kommende Jahr wird zweifellos von einem wachsenden Risikoappetit geprägt sein. Das Jahr 2025 bringt neue Herausforderungen und Chancen für institutionelle Investoren.

Nach den Anstrengungen der letzten Jahre, das hohe Zinsniveau durch langlaufende Anleihen abzusichern, könnten nun diversifizierende Anlageklassen stärker in den Fokus rücken. Während Deutschland und Österreich weiterhin als Märkte für festverzinsliche Anlagen gelten, könnten globale Investment-Grade-Anleihen, Emerging Market Debt und alternative Assets neue Potenziale bieten. Gleichzeitig gewinnen ESG-Kriterien zunehmend an Bedeutung, sowohl bei privaten als auch institutionellen Investments. Diese Veränderungen erfordern kluge Strategien und eine stärkere Fokussierung auf Diversifikation und Nachhaltigkeit. Während institutionelle Investoren in den Jahren 2023 und 2024 vor allem bemüht waren, das hohe Zinsniveau durch den Erwerb von langlaufenden Anleihen zu sichern, könnte der Fokus 2025 verstärkt auf diversifizierenden Anlageklassen liegen. Deutschland und Österreich bleiben weiterhin Märkte, in denen festverzinsliche Anlagen bevorzugt werden.

Globale Investment-Grade-Anleihen und Emerging Market Debt im Fokus

Sollte sich die Annahme bewahrheiten, dass die Zuflüsse in Direktanlagen nicht weiter steigen, könnten insbesondere zwei Assetklassen in den Fokus rücken: globale oder USInvestment-Grade-Anleihen sowie Emerging Market Debt. Bei der letztgenannten Anlageklasse gilt weiterhin die Faustregel, dass sinkende Zinsen in den USA positive Effekte auf die Zinsmärkte der Emerging Markets haben, auch wenn diese mittlerweile eine zunehmend unabhängige und konsistente Zinspolitik verfolgen. Die diversifizierende Wirkung von US-Anleihen im Portfolio ist eine Legende, die sich hartnäckig hält. Daher könnte ein Teil des Kapitals in diese Richtung fließen, sofern der Bedarf an Direktanlagen zur Sicherung des Rechnungszinses gedeckt ist.

Neue Dynamik in Private Markets

Der Trend zu Investments in Private Markets – wie Private Equity, Real Estate Debt, Infrastruktur oder Direktkredite – dürfte sich nach der moderaten Nachfrage in 2024 im Jahr 2025 wieder verstärken. Die Risikobudgets einiger Investoren könnten sich spürbar entspannen, während andere sich stärker dem Markt öffnen könnten. Viele institutionelle Investoren agieren als „Vintage-Investoren“, das heißt, sie tätigen in verschiedenen alternativen Assetklassen jährlich zwei bis vier Investments mit unterschiedlichen Anbietern.

Selbst wenn dieses Muster nicht vollständig wiederaufgenommen wird, dürfte zumindest ein reduziertes Investitionsvolumen realisiert werden. Real Estate Debt dürfte dabei die Anlageklasse sein, die vielleicht die attraktivste ist, aber leider auch diejenige, die in Entscheidungsgremien aufgrund der Lage am Immobilienmarkt am schwersten zu vermitteln sein wird.

Nachhaltigkeit im Investmentprozess

Welchen Stellenwert wird Nachhaltigkeit in den zukünftigen Investitionsentscheidungen einnehmen? Wir sehen einen Trend weg von reinen Ausschlusskriterien hin zu einer stärkeren Internalisierung von ESG-Kriterien in den Investmentprozess. Dies wird erhebliche Anforderungen an Vermögensverwalter stellen, die in diesem Bereich mehr liefern müssen. Themen wie Impact Investing bei Private Equity, Nachhaltigkeitsstandards bei privaten Kreditvergaben sowie ESG-Kriterien bei liquiden Anleihen und Aktieninvestments werden unverzichtbar sein.

Die Nachfrage bei Privatkunden hat sich von diesem beschriebenen Trend wegentwickelt oder war es vor vier Jahren nur ein Strohfeuer, als die Nachfrage nach Fonds der SFDR Kategorie Artikel 9 kurzzeitig durch die Decke ging? Viele Privatkunden bevorzugen es offenbar, die Nachhaltigkeitsfrage an Vermögensverwalter zu delegieren, ohne spezifische Präferenzen zu äußern. Vor diesem Hintergrund könnten globale Aktienfonds mit einem breit angelegten und fundierten Nachhaltigkeitskonzept gut positioniert sein, um sich in diesem Umfeld zu behaupten.

Ich bin überzeugt, dass Aktienfonds weiterhin den Wholesale-Markt dominieren werden. Auch wenn europäische Investoren mitunter irritiert auf die Entwicklungen in den USA blicken, wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass Aktieninvestitionen keine Abstimmung über gesellschaftspolitische Systeme darstellen, sondern primär der Rentabilität von Unternehmen dienen. In diesem Punkt werden die USA Europa voraussichtlich weiterhin voraus sein. Wir erwarten daher eine verstärkte Nachfrage nach US-Aktien, insbesondere im Small-Cap-Segment, das aktuell als unterbewertet gilt.

Fazit

Im Jahr 2025 wird Diversifikation zentral für die Asset-Allokationen institutioneller Investoren. Neben traditionellen festverzinslichen Anlagen könnten globale Investment-Grade-Anleihen und alternative Klassen wie Emerging Market Debt oder Private Markets an Relevanz gewinnen. Der wachsende Fokus auf ESG-Kriterien stellt Vermögensverwalter vor neue Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für Impact Investing und nachhaltige Konzepte. Während die Nachfrage bei Privatkunden eher an Bedeutung verloren hat, könnten globale Aktienfonds mit umfassenden Nachhaltigkeitsstrategien gut positioniert sein. Trotz europäischer Skepsis gegenüber US-Investitionen bleibt der Wholesale-Markt primär auf Aktienfonds ausgerichtet, wobei die USA weiterhin als führender Markt für Rentabilität gelten – insbesondere im unterbewerteten Small-Cap-Segment.

Gastbeitrag von Frank Pöpplow, Deutschland- und Österreichchef von Federated Hermes.