"Investitionsländer, die eine sichere rechtliche und wirtschaftliche Basis liefern"

09.04.2024

Christian Hamann und Thorsten Eitle. Foto: hep global

Die hep global GmbH (hep) ist ein sehr routinierter Player im Bereich der Erneuerbaren Energien. Das Unternehmen entwickelt, baut, betreibt und finanziert Solarparks rund um den Globus. Christian Hamann, Gründer und CEO sowie Thorsten Eitle, Gründer und CSO, standen im Exklusiv-Interview zum Schwerpunkt Solarenergie Rede und Antwort. Natürlich gingen wir auch auf den aktuellen Fonds, die Wichtigkeit des lokalen Know-hows bei neuen Projekten und die Zukunftspläne ein.

finanzwelt: Herr Eitle, seit 15 Jahren sind Sie mit hep mit weltweit über 80 entwickelten Photovoltaik Anlagen und mehr als 30 in der Verwaltung ein globaler Player am Markt der Erneuerbaren Energien. Was fasziniert Sie an dieser Assetklasse?

Thorsten Eitle: Schon bei der Gründung vor über 15 Jahren haben wir uns auf das Thema Photovoltaik konzentriert. Das war und ist eine gute Entscheidung – PV ist mit die wichtigste Säule der Energieversorgung weltweit. Vorteile sind die Skalierbarkeit, die relativ einfache Technik sowie die Möglichkeit, dezentral Strom zu produzieren. Weiterhin weist Photovoltaik die geringsten Produktionskosten für Energie im Energiemix aus, so dass sie in Zukunft auch ökonomisch Vorreiter sein wird. Auch wenn wir uns zunehmend mehr mit Themen wie Speicherung oder Wasserstoffpyrolyse beschäftigen, werden all diese Techniken am effi- zientesten sein, wenn man sich für den günstigsten Inputfaktor entscheidet. Stand heutigen Wissens ist dies die PV-Energie und die Skaleneffekte bei der Technologie sind noch immer nicht ausgeschöpft.

finanzwelt: Erneuerbaren Energien sind ein globales Megathema. Trotzdem sind die Unterschiede im Energiemix, Förderung und Vergütung von Land zu Land stark unterschiedlich. Worauf muss man achten?

Christian Hamann: Wir konzentrieren uns auf Investitionsländer, die uns eine sichere rechtliche und wirtschaftliche Basis liefern. Neben Deutschland, Japan und den USA bauen wir nun den ersten Solarpark im investitionsfreundlichen Kanada. Unser Vorteil besteht in den Niederlassungen in unseren Investitionsländern.

Dennoch gibt es auch bei diesen Ländern einen Unterschied. Sowohl bei der Stromvermarktung als auch bei der Förderung des Ausbaus unterscheiden sich diese Märkte erheblich. In Deutschland gibt es mit dem EEG noch immer ein sogenanntes “Fit in Tariff-System“ (FiT) das sukzessive eingeschränkt wird. Auch in Japan gab es ein FiT-System, das allerdings gegenwärtig zu einem marktlicheren System umgebaut wird. In Nordamerika sind die freie Vermarktung des Stromes bzw. die Vermarktung über Stromabnahmeverträge (PPAs) mit Unternehmen oder Stromendhändlern (im wesentlichen Energieversorgungsunternehmen) schon immer vorherrschend.

In Sachen PPAs sind diese Märkte deutlich reifer. Der Ausbau der Förderung erfolgt in diesen Ländern über steuerliche Vorteile. Diese sind spätestens seit dem ‚Inflation Reduction Act‘ auch den Europäern präsent. Tatsächlich wird dieses Instrument in den USA schon sehr lange eingesetzt, um bestimmte Entwicklungen ordnungspolitisch zu beschleunigen. Das heißt der Markt ist sehr vertraut mit dieser Art der Förderung.

finanzwelt: Sie haben allein in Nordamerika drei Niederlassungen. Wie wichtig sind Ihnen lokale Expertise und Netzwerk?

Eitle: Wir sind in Nordamerika mit über 70 Mitarbeitern sehr gut aufgestellt. Ohne eigene Mitarbeiter, umfangreiche Kontakte und umfassender Expertise ist es undenkbar, als deutsches Unternehmen in den USA und Kanada zu performen. Wenn wir uns für ein Investitionsland entschieden haben, bauen wir in der Regel vor Ort mit lokalen Mitarbeitern entsprechende Niederlassungen auf. Wie schon zuvor dargestellt gibt es regionale Besonderheiten, die man ohne Präsenz vor Ort und dem Netzwerk von Mitarbeitern mit lokalen Wurzeln nur unzureichend berücksichtigen kann. Das fängt bei der Flächensicherung an, geht über die Besonderheiten beim Netzanschluss und Bau bis hin zur Vermarktung des Stroms. Unseres Erachtens kann man keine Gelder seriös verwalten, wenn man nicht ‚Boots on the Ground‘ hat. Das ist aber etwas, was unseres Erachtens für alle Sachwert-Investments gelten sollte.

finanzwelt: Was reizt Sie als Investor an Kanada bzw. der kanadischen Provinz Alberta?

Hamann: Kanada bzw. Alberta sind aus vielerlei Gründen interessant. Zum einen sehen wir in Kanada eine stabile Stromnachfrage, die unter anderem aus der Elektrifizierung der Bergbauindustrie kommt. Der Bergbau macht in Kanada ca. 10 % des  Bruttoinlandsproduktes aus, d.h. er ist unverzichtbar. Auf der Angebotsseite ist Alberta so interessant, da es einer der wenigen deregulierten Strommärkte ist, dessen Markt allerdings  von einem Oligopol bestimmt wird. Dieses Oligopol betreibt im Wesentlichen fossile Kraftwerke und hat ein hohes Interesse, seine Kraftwerksflotte bei möglichst hohen Strompreisen durch erneuerbare zu ersetzen. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage kann für Betreiber von PV-Parks zu einem sehr vorteilhaften Ergebnis führen. Sowohl bei den laufenden Erträgen als auch perspektivisch, wenn man eine Anlage veräußern möchte. Die Rentabilität von Solarenergieprojekten hängt jedoch nicht nur von Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt ab, sondern auch von verschiedenen anderen Faktoren wie den Kosten für die Installation und den Betrieb der Anlagen, den regulatorischen Rahmenbedingungen und den finanziellen Modellen. Diese erachten wir in Alberta derzeit als attraktiv.

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