Investition in Sachwerte als Schutz vor Inflation: Was ist Ihr bevorzugter Weg?
11.07.2022
Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung / Foto: © Oberbanscheidt & Cie.
Die Preise für Waren und Dienstleistungen sind im Mai 2022 um rund 8 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Besonders Energie- und Nahrungsmittelpreise waren die Haupttreiber dieser Entwicklung. Heizöl verteuerte sich in Nordrhein-Westfalen um 74,3 % innerhalb von zwölf Monaten.
Die Inflation zehrt auch die Lohnerhöhungen auf, die im ersten Quartal bei durchschnittlich 4 % lagen. Schon in den beiden vergangenen Jahren hatte die hohe Inflation den Lohnanstieg komplett aufgefressen, nachdem zuvor viele Jahre die Reallöhne gestiegen waren.
Seit der Finanzkrise 2008 übersteigt die Inflationsrate in Deutschland den gemittelten Leitzins der EZB in jedem Jahr. Oder klarer ausgedrückt: Die Sparer in Deutschland verlieren seit 14 Jahren real Geld auf Ihren Sparkonten und Festgeldern bei der Bank.
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Quelle: © Statista 2022[/caption]
Was kann der deutsche Sparer dagegen machen?
Wenn Geld seinen Wert verliert, so sollte man sein Geld in Sachwerte investieren. Das können Grundstücke und Gebäude, Unternehmensbeteiligungen oder auch Edelmetalle, Kunst, Oldtimer oder andere Dinge sein, denen man einen sachlichen Wert zuordnen kann. Bei Immobilienkäufen muss man jedoch damit rechnen, dass man erhöhte Anschaffungsnebenkosten in Kauf nehmen muss, die sich schnell auf bis zu 10 % des Kaufpreises belaufen. Zudem sind steigende Refinanzierungskosten nicht immer direkt in Form von steigenden Mietpreisen auszugleichen und wirken sich kurzfristig negativ auf die Bewertung der Immobilie aus. Das Risiko von Mietausfällen steigt mit der Inflation, da immer weniger Mieter in der Lage sind, die hohen Lebenshaltungskosten zu stemmen, da gleichzeitig die Reallöhne sinken.
Bei Investitionen in Edelmetallen, Kunst und Oldtimer ist der Anlegerkreis meistens begrenzt, denn derartige Investments kann man nur dann gut verkaufen, wenn die Nachfrage hoch ist. Steht man selbst unter Verkaufsdruck, so kann das „Schätzchen“ auch schnell mal unter Wert den Eigentümer wechseln. Diese Kategorie der Sachwerte ist daher eher etwas für diejenigen, die sich derartige Schätze auch dauerhaft leisten können.
Aktien als Mittel der Wahl
Die Sachanlage in Form von Unternehmensbeteiligungen bietet dagegen dann gute Chancen, wenn man nicht direkt in den Bäcker vor Ort investiert. Stattdessen sollte man Aktien von bekannten Unternehmen kaufen, die eine gewisse Marktdominanz haben. Ihre Produkte werden in der Regel auch in Jahren noch nachfragt. Das gilt zwar auch für den Bäcker vor Ort, aber dort ist man bezüglich seines Investments nicht so liquide, wie es der Aktienmarkt ist. Investiert der Bäcker in einen neuen Standort, so dauert es meistens länger als zwei Monate, bevor die Investition sich in steigenden Erlösen widerspiegelt. Da wäre es kontraproduktiv, wenn man als Investor nach zwei Wochen bereits sein Geld wieder zurückhaben möchte. Bei Aktien ist dies börsentäglich möglich, was wiederum dafür sorgt, dass die Schwankungen am Markt schneller sichtbar werden.
Diese Volatilität sieht man beim Investieren in die örtliche Bäckerei nicht, jedoch versteht der Investor sehr gut, dass das Investment Zeit benötigt, um fruchtbare Erträge zu bescheren. Die Aktie ist das einfachste Instrument, sich gegen Inflation zu schützen. Denn investiert man in ein Unternehmen, dass zum Beispiel Güter des täglichen Bedarfs produziert, so wird dieses Unternehmen in der Lage sein, die Produkte auch zu höheren Preisen zu vertreiben. Damit überlebt das Unternehmen die Inflationsphase deutlich besser als ein Unternehmen, dass Produkte vertreibt, auf die der Konsument verzichten kann.
Beispiel Türkei
Damit spricht viel für steigende Aktienkurse für diese Unternehmen und da viele Anleger so agieren, steigt der Aktienmarkt entsprechend. Ein gutes Beispiel für dies ist aktuell in der Türkei zu sehen. Während die Inflation und die Leitzinsen dramatisch anstiegen, geriet die Währung massiv unter Druck (minus 163 %). Dagegen stieg der Aktienindex in der Türkei in den letzten drei Jahren um 183 % (Stand: 30.05.2022).
Wir halten eine gut sortierte Auswahl von Aktien als wesentlichen Schutz gegen Inflation. Wer als Anleger zu Beginn der Finanzkrise bei einem DAX-Stand von knapp 7800 Punkten (Jan. 2008) investiert hat, hat bis heute sein Kapital verdoppelt, musste aber auch über 50 % Kursverlust zwischenzeitlich ertragen.
Kolumne von Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve