Inflation und Rente
22.12.2022
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Die Inflation drückt auf die Geldbörsen und auf die Stimmung der Menschen. Gefühlt alles wird teurer – im Supermarkt, beim Bummel über den Weihnachtsmarkt, an der Tankstelle. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) fragte in einer repräsentativen Umfrage die Menschen in Deutschland, wie Sie damit umgehen.
Ganze 84,1 % der ca. 2.000 Befragten rechnen damit, dass die hohe Inflation über mehrere Jahre anhalten wird, und 76,2 % meinen, dass sie sich deshalb erheblich einschränken müssen. Fast 80 % sind sogar besorgt um ihre Rente.
„Erst allmählich steigen auch Löhne und Gehälter stärker. Der Kaufkraftverlust ist also real. Viele Menschen zwingt dies zum Sparen, angefangen beim Heizen bis hin zum Supermarkt. Mit Blick auf die Differenz zwischen Lohnsteigerungen und Inflation geht es aber bei den Einsparungen nicht mehr nur um den täglichen Bedarf. Zunehmend rücken auch langfristige Ersparnisse und die Vorsorge in den Fokus“, skizziert Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, das Grundproblem von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern.
Einsparungen bei der Altersvorsorge als letzte Option
Das DIVA wollte es genauer wissen und fragte nach konkreten Einsparplänen. Auf Platz Eins mit 56,4 % der Befragten der Energieverbrauch: Weniger heizen, weniger Auto fahren, Stromfresser abschalten. Es folgen Einsparpläne bei Kleidung für 52,8 % bei Kultur, Sport und Freizeit für 48,5 %. Bei größeren Investitionen wie dem Autokauf steht bei 48,5 % Sparen auf dem Plan. und Die Auflösung von Abos ist bei 44,6% eine Einsparung. Urlaub, des Deutschen liebstes Kind, soll bei 44,3 % weniger kosten. Und beim täglichen Konsum wollen 43,5 % die Ausgaben drücken.
Überraschend und ermutigend zugleich: Einschränkungen bei der privaten Altersvorsorge sind mit 20,5 % das Schlusslicht, wenn es um die Prioritäten bei den Einsparungen geht. Für 38,1 % kommt dies nur als allerletzte Option in Frage. „Zurecht“, kommentiert Heuser, „denn wer anstatt zu sparen seine private Altersvorsorge plündert, schafft sich für das Alter ein noch viel größeres Problem.“
Ähnlich sieht es Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV Bundesverband Deutscher Vermögensberater, einer der Trägerverbände des DIVA: „Die Inflation verteuert auch das Leben im Alter, denn die Preise werden ja in den meisten Bereichen nicht wieder sinken. Eigentlich müsste man deshalb sogar mehr statt weniger fürs Alter zurücklegen. Dies gilt umso mehr bei den aktuellen Inflationsraten von 8 - 10 %, die allein durch die Rendite aus den Vorsorgeverträgen kaum kompensiert werden können. Da helfen auch die jüngsten Zinserhöhungen nur marginal.“
Geht es um weitergehende Möglichkeiten, in der Altersvorsorge der Inflationsfalle zu entgehen, gibt der BDV-Vorsitzende zwei weitere Hinweise: „In der Beratung durch die Mitglieder unseres Verbandes wird den Kundinnen und Kunden schon immer empfohlen, bei Altersvorsorgeverträgen dynamische Anpassungen zu vereinbaren. Der Beitrag steigt so von Beginn an jedes Jahr zum Beispiel um 5 %, unabhängig von der gerade aktuellen Inflationsrate. Die meisten können das finanzieren, denn schließlich steigen ja im Laufe des Lebens auch die Einkommen. Über die gesamte Laufzeit des Vertrages ist so die ursprünglich abgesicherte Kaufkraft der Rente bei Rentenbeginn gewährleistet. Wer noch mehr tun will, sollte in der Altersvorsorge nicht auf Aktien und Aktienfonds verzichten. Sie haben langfristig höhere Renditechancen als Zinsprodukte und sind insoweit inflationsfester“, so Lach.
Gesetzliche Rente: Nachhaltigkeitsfaktor sollte reaktiviert werden
Was für private Renten gilt, gilt genauso für die gesetzliche Rente: Auch sie verliert bei Inflation an Kaufkraft. Die Erhöhungsmechanismen sind hier allerdings ganz andere. Gelingt es den Gewerkschaften, mit Blick auf die Inflation hohe Tarifabschlüsse zu vereinbaren, führt dies über steigende Löhne und Gehälter auch zu höheren Rentenanwartschaften. Auch die Anhebung der aktuellen Renten orientiert sich an den Lohn- und Gehaltssteigerungen.
Dazu Heuser: „Wegen der immer noch geltenden Aussetzung des so genannten Nachhaltigkeitsfaktors steigen die gesetzlichen Renten analog zu den Löhnen. Die Idee des Faktors, die Renten etwas weniger schnell steigen zu lassen als die Einkommen, war gut und richtig. Denn dies hätte über einkommensbedingt höhere Einnahmen und durch etwas geringer ausfallende Rentenerhöhungen zu relativ niedrigeren Ausgaben und damit zu einer Entlastung bei den Rentenzahlungen an die geburtenstarken Jahrgänge geführt. Die Wissenschaft plädiert deshalb schon lange dafür, den Nachhaltigkeitsfaktor wieder in Kraft zu setzen. Bislang ohne dafür in der Politik Gehör zu finden.“ (ml)