In der Warteschleife?

29.05.2014

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Eine Welle von Neuemissionen ist nicht zu erwarten, dafür ist die Pipeline nicht gut genug bestückt. Aber die Zahl der zugelassenen Kapitalverwaltungsgesellschaften steigt und einige Anbieter haben bevorstehende Neuemissionen angekündigt. Aber noch ist die Auswahl neuer Fonds recht überschaubar.

Der Bann ist gebrochen. Am 18. März wurde der erste geschlossene Fonds für Privatanleger nach dem neuen Recht zugelassen, fast acht Monate nach dem Inkrafttreten des neuen Kapitalanlagegesetzbuches. Wer aber gedacht hatte, dass damit der Stöpsel für eine Flut von Neuemissionen gezogen worden sei, irrt. Ende Mai sind erst zwei neue Fonds für Privatanleger zugelassen. Und es ist auch nicht so, dass bei der BaFin die Briefkästen aufgrund neuer Anträge überlaufen würden. Im Gegenteil. Beispiel Flugzeuge: Alle Initiatoren bekräftigen auf Anfrage immer wieder ihren Willen, so schnell wie möglich neue Flugzeugfonds auf den Markt zu bringen. Aber noch keiner hat einen Antrag bei der BaFin eingereicht. „Wir arbeiten an mehreren Projekten und hoffen, im zweiten Quartal erfolgreich zu sein", erklärt Gunnar Dittmann, geschäftsführender Gesellschafter des HEH Hamburger EmissionsHaus, das sich mit großem Erfolg auf Fonds mit Regionalflugzeugen spezialisiert hat. Zwei A330 wurden für einen Flugzeugfonds von WealthCap gekauft und ein Flugzeug durch Kaufoption gesichert. Der Fonds soll Ende des Jahres auf den Markt kommen. In der BaFin-Prüfung befinden sich ein Sachwerte-AIF-Portfoliofonds und ein AIF-Immobilien-Portfoliofonds. „In allen Fällen handelt es sich um Publikumsfonds", erklärt WealthCap-Geschäftsführerin Gabriele Volz.

Wenn es zutrifft, dass es von der Antragstellung eines neuen

Fonds bis zur Zulassung durch die BaFin bis zu drei Monaten

dauern kann, ist ein Ende der Durststrecke bei Publikumsfonds

noch nicht abzusehen.

Für institutionelle Anleger, eigentlich nicht die typische Zielgruppe der Anbieter von geschlossenen Fonds, gibt es wesentlich mehr Zulassungen. So hat die HAHN Gruppe, Marktführer bei großflächigen Handelsimmobilienfonds, die am 4. April 2014 von der BaFin die Lizenz als Kapitalverwaltungsgesellschaft erhalten hat, bereits ihren zweiten Spezial-AIF aufgelegt, der für das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe konzipiert worden ist. Investiert wird in Fachmarktzentren, Einkaufszentren oder SB-Warenhäuser zwischen 10 und 30 Mio. Euro. Bei Publikumsfonds herrscht dagegen nach wie vor Fehlanzeige. Doch Thomas Kuhlmann, Mitglied des Vorstands, ist optimistisch: „Wir haben derzeit einige attraktive Immobilienobjekte in der fortgeschrittenen Ankaufsprüfung. Im Idealfall kommt unser erster Publikums-AIF bereits im Sommer."

Offenbar ziehen es die die Initiatoren derzeit vor, zunächst einmal Produkte für die Profis aufzulegen, um das Terrain zu sondieren, bevor man sich an Publikumsfonds macht. Bei den Angeboten für institutionelle Anleger sind es die Initiatoren gewohnt, die Kosten knapp zu kalkulieren. So rechnen sich auch Projekte, die wegen der geringen Rendite für den Privatanleger nicht in Frage kommen. Mit einer Belebung des Neuemissionsgeschäfts rechnet Christian Michel, Teamleiter Fonds bei der FERI, frühestens in der zweiten Jahreshälfte. Der Trend gehe bei vielen Anlegern hin zu Sachwerten. Vor allem aufgrund der niedrigen Zinsen schauten Anleger verstärkt auf Sachwerte. Und diese bieten vor allem die geschlossenen Fonds. Skeptischer zeigt sich aber noch Werner Rohmert, Herausgeber des Fondsbriefs; denn viel an neuen AIF-Publikumsfonds scheine sich nicht in der Pipeline zu befinden.

Einige Konzepte, die bei den Institutionellen erfolgreich waren, dienen jetzt als Muster. In der Vergangenheit war es eher umgekehrt. So bereitet die Real I.S., die am 9. Mai die im Dezember beantragte Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) erhalten hat, einen Fonds vor, der dem Privatanleger eine breite Streuung in unterschiedliche Immobilien und Nutzungsarten ermöglicht. „Es handelt sich um ein für Privatanleger völlig neues Produkt, bei dem die privaten Investoren von der Erfahrung mit der BGV-Produktserie profitieren können", erläutert Andreas Heibrock, Mitglied der Geschäftsleitung Real I.S. Institutionellen Anlegern werden solche Portfoliofonds bereits seitdem Jahr 2000 angeboten. „Bis zur Vorstellung dieses neuen Produktes für Privatkunden sind aber noch ein paar Hausaufgaben zu machen", meint Heibrock. „Wir rechnen mit einer Emission in der zweiten Jahreshälfte." Auch eine Fortsetzung der erfolgreichen „Klassik-Fonds-Serie" wie der Australienfonds ist geplant. Dies könne in Form eines risikogemischten oder nicht-risikogemischten AIF-Fonds geschehen.

Von den Märkten, auf denen sich die geschlossenen

Fonds bewegen, kommen eigentlich recht gute Nachrichten.

Flugzeuge

Der jüngste Marktbericht von KGAL prognostiziert für das laufende Jahr einen Anstieg der Passagierzahlen um 5,8 % nach 5,2 % im Vorjahr. So ist das Passagieraufkommen gemessen in verkauften Passagierkilometern seit dem Jahr 2009 wieder im steten Aufwärtstrend. Und die Besserung des Geschäftsklimas aufgrund der günstigen Konjunkturentwicklung lässt wie bei den Passagierzahlen einen ähnlichen Anstieg des Frachtaufkommens erwarten. Im laufenden Jahr würden knapp 1.500 Passagierflugzeuge (Jets und Turboprops) neu ausgeliefert werden, die dafür benötigte Finanzierungsumme schätzt KGAL auf 107 Mrd. US-Dollar. Gleichzeitig bestehe ein großes Interesse an Flugzeuginvestitionen. Aber KGAL, mit über 35 Jahren Erfahrung mit Flugzeugfonds (58 Fonds für private Anleger), hat zwar die Zulassung als regulierte Kapitalverwaltungsgesellschaft für die Assetbereiche Immobilien, Infrastruktur (Energie) und Flugzeuge, zog sich im Herbst letzten Jahres aber aus dem Geschäft mit Flugzeug-Publikumsfonds zurück, obwohl 96 % die prognostizierten Ausschüttungen erreichen. KGAL hatte sich auf Mittelstrecken- und Regionalflugzeugen spezialisiert.

Für Flugzeuge spricht grundsätzlich die hohe Prognosesicherheit. Dr. Peters, erst vergleichsweise spät in das Geschäft mit Flugzeugfonds eingestiegen und auf Großraumflugzeuge spezialisiert, wird in diesem Jahr 59 Mio. Euro an die Anleger ihrer 13 geschlossenen Flugzeugfonds auszahlen, die von 2007 bis 2011 platziert wurden. Die Ausschüttungen machen 7 bis 8 % des platzierten Eigenkapitals ohne Agio aus. Gern würde das Dortmunder Emissionshaus einen Flugzeugfonds für Privatanleger anbieten. „Wir führen Gespräche mit verschiedenen Airlines, aber bisher kam es zu keinem Abschluss", erklärt Anselm Gehling, CEO der Dr. Peters Group. Flugzeugfonds konnten ihren Marktanteil in einem allerdings rückläufigen Markt im letzten Jahr auf 9 % ausbauen. Um diesen Trend fortzusetzen fehlen lediglich die passenden Flugzeuge.

Immobilien

Die meisten angekündigten Fonds sind der Assetklasse Immobilien zuzurechnen. Kein Wunder, sind geschlossene Immobilienfonds im langfristigen Vergleich Marktführer. Und gerade bei den geschlossenen Immobilienfonds macht sich offenbar die zurückhaltende Genehmigungspraxis im Bereich Publikumsfonds negativ bemerkbar. Axel Stiehler, Geschäftsführer der Aquila und verantwortlich für den Vertrieb von Sachwertbeteiligungen, macht darauf aufmerksam, dass es zunehmend schwerer wird, für Publikumsfonds eigentlich vorgesehene Immobilien reserviert zu halten angesichts der schnellen Genehmigung und Platzierung von Fonds für institutionelle Anleger. Dass derzeit mehr Fonds für institutionelle Anleger als für Privatleute auf den Markt kommen, obwohl die Privatanleger früher zumindest die bevorzugte, zeitweise sogar fast ausschließliche Zielgruppe der Initiatoren von geschlossenen Fonds bildeten, erklärt sich wohl auch daraus, dass die Profis angesichts des niedrigen Zinsniveaus mit etwas bescheideneren Renditen zufrieden sind, wenn diese denn stabil sind.

Der deutsche Immobilienmarkt ist attraktiv, nicht nur für institutionelle Anleger, sondern auch für Ausländer. Im Kampf um gute Objekte stehen die geschlossenen Fonds im harten Wettbewerb. Gefragt sind neben dem Dauerbrenner Büros vor allem Einzelhandelsobjekte und Wohnen. Insbesondere der Einzelhandel startete hervorragend ins Jahr 2014. „Der deutsche Markt für Handelsimmobilien profitiert von der weiterhin starken Fokussierung der Einzelhändler auf kaufkraftstarke Standorte", meint Dirk Wichner, Head of Retail Leasing Germany bei Jones Lang Lasalle (JLL). „In der Breite des Marktes ist überwiegend eine Stabilisierung auf hohem Niveau zu erwarten."

In jedem Fall werden sich die Anleger in geschlossenen

Fonds künftig mit etwas bescheidenerer Rendite zufriedengeben

müssen, auch wenn man auf Marktnischen setzt.

Pflegeimmobilien

IMMAC, der Spezialist für Pflegeheime, kündigt für voraussichtlich Anfang Juni den ersten AIF-Fonds aus seinem Hause an, der in drei Pflegeheime in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit drei unterschiedlichen Pächtern investiert. „Aufgrund der höheren Kosten beträgt die Anfangsausschüttung voraussichtlich 5,5 %", erläutert Thomas F. Roth, Vorstand der IMMAC Holding AG. Der letzte Fonds vor Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuchs startete mit einer Ausschüttung von 6,50 %. Alle Ausschüttungen erfolgen pro rata temporis monatlich, IMMAC war der erste Initiator, der diesen Ausschüttungsrhythmus einführte, nur wenige sind diesem Beispiel gefolgt. „6 % Ausschüttung könnten es wegen der schlankeren Kostenstruktur beim Ein-Objekt-AIF, der ebenfalls geplant ist, sein", meint Roth. Dieser darf nur von Anlegern erworben werden, die als semiprofessionell klassifiziert werden können. Hier beträgt die Mindestbeteiligung 20.000 Euro, während der risikogestreute Fonds eine Mindestanlage von 10.000 Euro vorsieht.

Parkhäuser

Bouwfonds IM ist das erste Unternehmen, das diese attraktive Nische auch für Privatanleger geöffnet hat. Nach der erfolgreichen Platzierung des Bouwfonds Private Dutch Parking Fund I 2012 (in nur viereinhalb Monaten), wird Bouwfonds einen neuen AIF-Parkhausfonds für private Anleger auflegen. Das Portfolio von sechs Parkhäusern wurde bereits erworben, in den nächsten Tagen wird der Fonds bei der BaFin zur Genehmigung eingereicht. Als Service-KVG kümmert sich die IntReal International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH (IntReal) um den Fonds. „Aber die Performance relevanten Entscheidungen liegen bei Bouwfonds", meint Roman Menzel, Head of Sales Private Funds. Bouwfonds ist bereits einige Jahre im Geschäft mit Parkhäusern, 2005 hat das Unternehmen, Tochter der Rabo-Bank, den ersten Fonds (für Institutionelle) aufgelegt.

Zweitmarktfonds

Ein Fonds, der bereits im Vertrieb war, hat nun die Erlaubnis zur Weiterplatzierung bekommen. Seit dem 5. Mai 2014 wird der asuco-Zweitmarktfonds 3 wieder angeboten. Ende Juni 2013, etwa drei Wochen vor Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuchs, fragte asuco, Marktführer bei Zweitmarktfonds, bei der BaFin an, ob der Fonds die Übergangsbestimmungen erfülle. Fonds, die ihre Investitionen abgeschlossen haben, dürfen danach über den 22. Juli 2013 hinaus weiterplatziert werden. Fondsmanager Dietmar Schloz hatte sich durch Erwerb einer Namensschuldverschreibung das Recht gesichert, vom Verkäufer des Titels die für den Zweitmarktfonds 3 benötigten Zielfonds abrufen zu dürfen. Der Fonds war daher vollinvestiert. Kürzlich kam die Bestätigung der BaFin. Damit steht ein Restvolumen von 45,688 Mio. Euro zur Verfügung, bei 29,3 Mio. Euro war die Platzierung vorsichtshalber gestoppt worden. Den Vermittlern steht unverhofft in Zeiten der Materialknappheit ein alter und attraktiver Fonds wieder zur Verfügung. Die asuco Zweitmarktfonds haben rund 300 Fonds von 60 verschiedenen Initiatoren im Portfolio und sind damit ein Abbild des deutschen Immobilienmarkts. Am Zweitmarkt kann der Fonds für durchschnittlich 51,6 % des Nominalwerts kaufen.

Fazit

Bei den Horrormeldungen, nach denen die Anleger von geschlossenen Fonds nichts mehr wissen wollen, wird übersehen, dass es an Fondsangeboten fehlt. Das wird sich in den kommenden Monaten nur langsam ändern, denn die Anbieter haben zwar zahlreiche Fonds in Vorbereitung, aber die Pipeline von Fonds, die auf die Zulassung warten, ist nicht gerade prall gefüllt. In einigen Assetklassen wie Flugzeuge sind keine attraktiven Objekte zu finden. Und bei den Immobilien ist die Konkurrenz der Ausländer und institutionellen Anleger groß, dadurch geraten auch die Renditen unter Druck. Auch wegen der höheren Kosten, die die Regulierung mit sich bringt, müssen sich die Anleger in jedem Fall auf etwas geringere Renditen einstellen. In der Assetklasse Schiffe sind verständlicherweise kaum Neuemissionen zu erwarten. Selbst die sogenannten Schnäppchenjäger-Angebote sind verschwunden, dieses Feld haben offenbar Finanzinvestoren für sich entdeckt. _(lf)

_Aufstellung der Fonds in Vorbereitung siehe Download.

AIF-Fonds – Printausgabe 03/2014

http://finanzwelt.de/wp-content/uploads/Fonds_in_Vorbereitung.pdf