Wie lässt sich der Impact bei Wertpapieren messen?

25.04.2023

Elena Eberle, Vorständin 4L Capital AG Vermögensverwaltung / Foto: © 4L Capital

Wirkungsorientiertes Investieren ist in aller Munde. Aber wie stellen Investoren vor allem bei liquiden Anlagen sicher, dass sie wirklich den avisierten Impact erreichen? Dafür bedarf es einer transparenten Strategie.

Gerade bei Impact Investing sind illiquide Anlagen wie Direktbeteiligungen ein wichtiges Instrument. Auf der anderen Seite können sich auch liquide Impact Investments auszahlen. Dabei stehen ausgewählte börsennotierte Unternehmen im Fokus, die einen wichtigen Beitrag zur Lösung der großen ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit leisten. Insbesondere Impact-Aktien können dem Wunsch des wirkungsorientierten Investierens aller Investorengruppen nachkommen – und das schon mit kleineren Summen und flexibler Handelbarkeit. Das ist nicht weniger als die Demokratisierung des Impact Investings, denn wirkungsorientiertes Anlegen soll für so viele Anlegergruppen wie möglich zugänglich gemacht werden.

Aktien oder Bonds von börsennotierten Unternehmen im liquiden Bereich ergänzen somit das vorhandene Spektrum der Impact Investing-Möglichkeiten. Dabei kommt es auf die professionelle und bewusste Umsetzung der Anlagestrategie bei den Investments an, um die Wirkungsorientierung tatsächlich nachzuweisen und dauerhaft aufrecht zu erhalten. Denn wo Impact draufsteht, sollte auch Impact drin sein – immer und überall.

Positiver Beitrag und negative Ausschlüsse im Fokus

Der Ansatz lautet, zunächst ausgehend von einem Negativkatalog und Positivkatalog mit den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (die SDGs bilden das Grundgerüst des Analyseverfahrens) im Fokus in Verbindung mit einer ESG-Integration die wirkungsorientierte Investing-Strategie abzuleiten. So werden in einem Ideenpool Unternehmen gesammelt, um diese im nächsten Schritt unter anderem unter Berücksichtigung ihres positiven Beitrags zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zu analysieren. Diese Analyse kombinieren entsprechende Vermögensverwalter mit der Kategorisierung, ob die Unternehmen einen Mehrwert für alle Bezugsgruppen aufweisen und wirklich zur Lösung bestimmter Probleme beitragen.

Ebenso spielt ein Negativkatalog mit harten Ausschlusskriterien wie Atom- und Kernenergie, Glücksspiel und Tabak sowie weiteren Aspekten eine Rolle, in dessen Kontext auch die jeweiligen Unternehmenspraktiken untersucht werden. Im Fokus der Prüfungen stehen bei börsennotierten Unternehmen der avisierte und echte positive Beitrag auf Basis allgemeiner Veröffentlichungen, der Daten externer Datendienstleister und des eigenen Bewertungstools. Das heißt: Aus einem mehrstufigen Analyse-, Selektions- und Bewertungsprozess heraus entsteht ein individuelles wirkungsorientiertes Anlageuniversum.

Zahlenbasierter Impact-Score

In der Praxis bedeutet das: Für das jeweilige Portfolio wird ermittelt, welches der einzelnen Unternehmen eine positive Wirkung in Bezug auf die SDGs entfaltet und welchen Umfang dieser positive Beitrag besitzt. Daraus ergibt sich in Zusammenhang mit der unterschiedlichen Gewichtung des Beitrags einzelner Anlageprodukte ein Score. Dieser Score zeigt an, wie nachhaltig das Portfolio zusammengestellt wurde. Ziel ist hier die Erzielung eines besonders hohen Wertes. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass alle Impact-Faktoren zwar unterschiedlich gewichtet, aber gleichermaßen berücksichtigt werden und nicht beispielsweise der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens als der in der Öffentlichkeit herausragende Nachhaltigkeitsfaktor automatisch an erste Stelle gerückt wird. So kann zum Beispiel ein liquides Portfolio auf soziale Aspekte ausgerichtet sein, wobei Umweltfaktoren weniger im Fokus stehen, was aber freilich nicht bedeutet, dass der Impact der Geldanlage geringer wäre. Er wird nur auf die Art und Weise angestrebt, die der Anleger präferiert. Insgesamt ist eine ganzheitliche Betrachtung sowohl des Impacts als auch der Lösungsmöglichkeiten immer sinnvoll.

Analyse aktueller Wirtschafts- und Börsennachrichten

Wichtig ist natürlich, dass dieser Impact dauerhaft erhalten bleibt. Es geht immer auch um die zukunftsorientierte, nachhaltige Weitereinwicklung der Unternehmen. Anleger und Vermögensverwalter müssen daher strikte Grenzen ziehen. Vermögensverwalter müssen aufzeigen, warum welches Unternehmen wie bewertet wird und wie sich dies auf die Impact-Erwartungen des Anlegers auswirkt. Dabei kommen erneut Auswertungen externer Datenanbieter zum Einsatz, um möglichst genau verschiedene Bewertungsebene abzubilden und aktuelle Entwicklungen umgehend einfließen zu lassen.

Ein fiktives Beispiel dafür: Gehört ein Unternehmen im Bereich der Wasseraufbereitung, das durch seine Produkte und Lösungen die Wasserqualität erhöht und damit zum Gesundheitsschutz und der Versorgungssicherheit beiträgt, zum liquiden Portfolio, wird dann aber von einem Konzern aufgekauft, der in der Ölindustrie tätig ist, wird konsequent deinvestiert. Denn sonst würde der ökologische Impact durch die neuen Besitzverhältnisse verwässert. Daher geht die Impact-Bewertung immer mit der genauen Analyse aktueller Wirtschafts- und Börsennachrichten einher.

Gastbeitrag von Elena Eberle,
Vorständin der 4L Capital AG