Impact Investing auch mit liquiden Anlagen erreichen

21.12.2022

Elena Eberle, Mitglied der Geschäftsleitung 4L Capital AG Vermögensverwaltung / Foto: © 4L Capital

Gerade im Impact Investing sind illiquide Anlagen wie Direktbeteiligungen ein wichtiges Instrument. Auf der anderen Seite können sich auch liquide Impact Investments auszahlen. Dabei stehen ausgewählte börsennotierte Unternehmen im Fokus, die einen wichtigen Beitrag zur Lösung der großen ökologischen, und sozialen Herausforderungen unserer Zeit leisten.

Impact Investing wird im Allgemeinen immer noch als Anlagestrategie für sehr vermögende Privatpersonen und institutionelle Anleger verstanden. Das liegt daran, dass diese besondere, innovative Anlagephilosophie, die auf eine unmittelbare Wirkung des eingesetzten Kapitals in ökologischer oder sozialer Hinsicht gerichtet ist, bisher meist nur über unternehmerische Direktbeteiligungen beziehungsweise entsprechende Fonds umgesetzt wird. Das ist für das breiter werdende, an Impact Investing interessierte Publikum eine Herausforderung: Denn viele illiquide Impact Investing-Produkte, wie Private Equity- und Venture Capital-Fonds, Infrastruktur- und Immobilienprojekte, sind für die allermeisten Anleger aufgrund des dafür erforderlichen erheblichen Kapitals nicht zugänglich.

Demokratisierung des Impact Investing durch liquide Anlagemöglichkeiten

Daher werden liquide Anlagemöglichkeiten immer wichtiger. Sie entsprechen den Wünschen über alle Investorengruppen hinweg, sich wirkungsorientiert engagieren zu können, und das sowohl mit kleineren Summen als auch flexibel handelbar – denn Liquidität ist Trumpf. Das ist nicht weniger als die Demokratisierung des Impact Investing: Wirkungsorientiertes Anlegen soll kein Privileg für sehr vermögende Investorengruppen (privat und institutionell) sein, die an illiquide Investments gewohnt sind und vielleicht sogar bereits Erfahrung im Beteiligungsmanagement haben.

Aktien oder Bonds von börsennotierten Unternehmen im liquiden Bereich ergänzen somit das vorhandene Spektrum der Impact Investing-Möglichkeiten. Dabei kommt es auf die professionelle und bewusste Umsetzung der Anlagestrategie in Aktieninvestments an. Der Ansatz lautet, ausgehend von einem Negativkatalog und Positivkatalog unter anderem mit Fokus auf die SDGs (Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen) in Verbindung mit der ESG-Integration die Impact Investing-Strategie abzuleiten. Dabei analysieren Vermögensverwalter und Investoren bei börsennotierten Unternehmen beispielsweise die einzelnen ausgewählten Aktien auf Basis von allgemeinen Veröffentlichungen, verfügbaren Analystenreports und Internetrecherchen. Im Fokus einer solchen Vermögensverwaltung stehen börsennotierte Unternehmen, die einen „wichtigen Beitrag“ zur Lösung der großen ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit leisten.

Aktieninvestor ermöglicht den Gang in die Kapitalmarktöffentlichkeit

Das Investment in Impact-orientierte Unternehmen ist bei Börsengängen und Kapitalerhöhungen nochmals besonders vorteilhaft. Wer sich im Rahmen eines Börsengangs engagiert, schafft einen Kapitalmarktzugang für bislang nicht an der Börse notierte Sozialunternehmen und ökologisch orientierte Projekte und Unternehmen. Ebenso gelingt auf diesem Wege die Bereitstellung von Wachstumskapital für Impact-Unternehmen. Darüber hinaus betreiben Impact Investoren bei börsennotierten Aktien zunehmend auch eine aktive Ausübung der Stimmrechte. Häufig begleitet von Social Media-Kommentaren kann dadurch aktiv Einfluss auf das Management und die Nachhaltigkeitsstrategie des entsprechenden Unternehmens genommen werden: Ein konsequentes Investment erhöht die Visibilität von möglicherweise unterbewerteten Impact-Unternehmen und schafft dadurch eine größere Positionierung für diese Unternehmen.

EU-Taxonomie setzt verbindliche Standards für nachhaltiges Wirtschaften

Attraktiv für Anleger sind Artikel 9-Fonds der EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR). Das bedeutet, dass diese Fonds ein konkretes nachhaltiges Anlageziel verfolgen und diese Nachhaltigkeitswirkung transparent nachweisen können. Artikel 9-Fonds werden auch als „dark green“ („dunkelgrün“) markiert und teilweise als „Impact-Fonds“ bezeichnet. Artikel 9 ist die höchste Kategorie nach der EU-Verordnung.

Auch die EU-Taxonomie-Verordnung setzt verbindliche Standards für nachhaltiges Wirtschaften. Sie definiert, welche Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig angesehen werden. Damit ist EU-Taxonomie ein Klassifizierungsinstrument, bei dem es darum geht, bestimmte Aktivitäten von Unternehmen einzuordnen, und zwar hauptsächlich, ob diese Unternehmen einen nachhaltigen Beitrag leisten oder nicht. Mit der Verordnung werden Finanzmarktteilnehmer wie Investmentfonds, die ein Finanzprodukt als ökologisch vermarkten wollen, verpflichtet, unter anderem über den Anteil an ökologisch nachhaltigen Investitionen im Sinne der Verordnung in ihrem Portfolio zu berichten.

Impact in allen Assetklassen realisieren

Liquide Impact-Assets sind auch für institutionelle Investoren wichtig, die ihr Impact-Portfolio mit Aktien diversifizieren wollen. Laut GIIN berücksichtigen institutionelle Investoren Schlüsselfaktoren, um Wirkungsprioritäten zu setzen, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen darstellen können. Dazu gehören unter anderem die Führungs- und Organisationskultur, Anlageüberzeugungen, internes Fachwissen, regulatorisches Umfeld und externe ökologische und gesellschaftliche Faktoren. Durch Aktieninvestments können diese Faktoren direkt adressiert werden.

Alle Investoren können also durch Aktienanlagen mit Impact-Charakter die angestrebte doppelte Rendite erreichen: die direkte finanzielle, die unmittelbar dem Investor zukommt („financial return“), und darüber hinaus aber auch immer die ökologische oder soziale Rendite („impact return“). Damit können auch liquide Impact Investments bei gleichzeitiger Allokation einen deutlichen Mehrwert leisten und den Impact in allen Assetklassen realisieren. Investoren sollten entsprechend ihrer Wünsche, Möglichkeiten und Investmentstrategie eine begründete Entscheidung treffen.

Gastbeitrag von Elena Eberle, Mitglied der Geschäftsleitung 4L Capital AG, unabhängige Vermögensverwaltung, Management des „4L Capital Impact Aktienfonds“